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Trumps Zölle belasten die deutsche Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft kämpft ohnehin schon mit einer Flaute. Nun schlägt noch die Handelspolitik des US-Präsidenten ins Kontor. Doch Fachleute sehen auch hausgemachte Probleme.

Die Politik Trumps trübt die Aussichten für die deutsche Wirtschaft.
Foto: Marcus Brandt/dpa

Die Wirtschaftsforschungsinstitute führen an, dass die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump das Wirtschaftswachstum in Deutschland beeinträchtigt. Trotzdem sagen die fünf Institute für das aktuelle Jahr ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) voraus.

Laut der in Berlin vorgestellten sogenannten Gemeinschaftsdiagnose könnten weitere Verluste aufgrund der Anfang April verkündeten und nun teilweise auf Eis gelegten weiteren Zölle möglich sein.

Deutschland droht damit nach zwei Jahren Rezession – also anhaltend schrumpfender Wirtschaftsleistung – geringes Wachstum, vielleicht sogar Stagnation. «Die geopolitischen Spannungen und die protektionistische Handelspolitik der USA verschärfen die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland», sagte Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. 

Der Trump-Effekt

Laut Ökonomen wird erwartet, dass die US-Zölle auf Aluminium, Stahl und Autos, sowie die Gegenzölle der EU, das BIP in diesem und im nächsten Jahr jeweils um 0,1 Prozentpunkte senken. Dieser Effekt ist bereits im erwarteten Mini-Wachstum von 0,1 Prozent für das laufende Jahr enthalten.

Laut den Experten könnten sich die Verluste auf jeweils 0,2 Prozentpunkte in beiden Jahren verdoppeln, wenn Trumps jüngste Zollerhöhungen von Anfang April sowie Gegenzölle hinzukommen. Es ist jedoch schwierig, die konkreten Auswirkungen zu benennen – insbesondere da auch eine Verhandlungslösung noch möglich ist.

«So hohe Zollsätze gab es in den USA seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre nicht», schreiben die Experten – und die Auswirkungen der Einfuhrabgaben ließen sich nur schwer beziffern. Das bremst den Welthandel aus: Produktion wird teuer, hinzu kommt die Unberechenbarkeit. Investoren dürften deshalb Entscheidungen aufschieben. Bei ihrer vorherigen Prognose im Herbst hatten die Institute noch 0,8 Prozent Wachstum erwartet. 

Hoffnung auf Aufwind im nächsten Jahr

Die Institute erwarten für das nächste Jahr ein Wachstum von 1,3 Prozent, wie bereits im Herbst, jedoch von einem niedrigeren Ausgangsniveau aus. 0,3 Prozentpunkte sind auf eine erhöhte Anzahl von Arbeitstagen zurückzuführen.

Es ist nicht nur die Wirtschaftslage

«Was unsere Exportindustrie in den letzten Jahren eigentlich massiv geschwächt hat, war die zunehmende Konkurrenz aus China», sagt Timo Wollmershäuser vom Münchner Ifo Institut. Einerseits seien die Exporte nach China zurückgegangen, andererseits konkurriere das Land mit Deutschland auf Weltmärkten bei Produkten, die Deutschland dort lange abgesetzt habe. Außerdem gebe es Verlagerungen von Deutschland dorthin, etwa in der Autobranche. Und mit den neuen US-Zöllen sei wahrscheinlich, dass hier mehr chinesische Produkte auf den Markt drängten. 

Laut den Fachleuten gibt es strukturelle Probleme in Deutschland. Ein Teil der energieintensiven Industrie scheint dauerhaft verschwunden zu sein. Dadurch nimmt die Erwerbsbevölkerung ab und die Bürokratie belastet.

Der Rat der Institute: Die sozialen Sicherungssysteme in einer alternden Gesellschaft absichern, mehr Anreize zum Arbeiten und qualifizierte Zuwanderung. Energiepreise müssten sinken, Treibhausgas-Einsparungen vorrangig über einen CO2-Preis erzielt werden. Auch eine «durchgreifende Entbürokratisierung» sei nötig.

Was bringt Schwarz-Rot?

Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat sich mit Unterstützung der Grünen finanziell entlastet. Die Schuldenbremse wurde gelockert, um Verteidigungsausgaben zu ermöglichen, und es stehen 500 Milliarden Euro aus einem Sondervermögen für Investitionen in die Infrastruktur bereit. Ökonomen erwarten, dass die Politik dadurch weniger auf Sparmaßnahmen angewiesen ist.

Die Prognose besagt, dass für das laufende Jahr voraussichtlich keine zusätzlichen Mittel fließen werden. Im Jahr 2026 wird jedoch mit Mehrausgaben von knapp 24 Milliarden Euro und einem um 0,5 Prozentpunkte höheren BIP-Wachstum gerechnet, das bereits in den Wachstumserwartungen der Institute berücksichtigt ist.

Schmidt warnte davor, dass die Wirtschaft große Ausgaben für Infrastruktur nicht sofort umsetzen könne. Es sei wichtig, vernünftig zu handeln, damit die neuen Mittel nicht nur die Inflation steigen ließen. Experten zufolge werde die Wirtschaft in Deutschland von den höheren Verteidigungsausgaben nicht stark profitieren. Wenn Deutschland schnell aufrüsten wolle, müsse es Rüstungsgüter importieren.

Die Deutschen sparen

Auch wenn die Menschen wieder mehr Geld in der Tasche haben, stieg der private Konsum im vergangenen Jahr nur um 0,3 Prozent. Große Summen wurden in Ersparnisse investiert, wobei die Sparquote im Jahr 2024 bei 11,4 Prozent lag – private Haushalte gaben nicht so viel vom verfügbaren Einkommen aus, sondern legten es zurück.

Die Inflation, die lange Zeit hoch war, ist im letzten Jahr auf 2,2 Prozent gesunken. Die Experten gehen davon aus, dass die Inflationsrate in diesem Jahr stabil bleibt und im nächsten Jahr leicht auf 2,1 Prozent sinkt.

Laut dem Gutachten wird die Arbeitslosenquote von 6,0 Prozent im vergangenen Jahr auf 6,3 Prozent im laufenden Jahr steigen und im nächsten Jahr wieder auf 6,2 Prozent sinken. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe, am Bau und bei Unternehmensdienstleistern gab es Jobverluste. Neue Stellen entstehen im öffentlichen Dienst, in der Erziehung und im Gesundheitsbereich.

Die «Gemeinschaftsdiagnose» wird im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, dem Ifo Institut, dem Kiel Institut für Weltwirtschaft, dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen. Sie fließt ein in die Regierungsprognose, auf deren Basis werden die Steuereinnahmen geschätzt.

dpa