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Iran umgeht erneut internationale Sanktionen – fünf Boeing-Jets heimlich eingeflogen

Der Iran hat trotz internationaler Sanktionen heimlich fünf Boeing-Langstreckenjets in seine Flotte aufgenommen. Experten vermuten gezielte Umgehungstricks und warnen vor sicherheitspolitischen Folgen. Die Maschinen sollen an die umstrittene Fluggesellschaft Mahan Air übergeben worden sein.

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Foto: NF24 / KI

Der Iran hat nach Medienberichten fünf Langstreckenflugzeuge vom Typ Boeing 777-200ER erworben – trotz strenger internationaler Sanktionen gegen die Lieferung westlicher Luftfahrzeuge. Die Maschinen wurden offenbar auf intransparente Weise nach Teheran überführt, unter anderem durch das gezielte Abschalten von Transpondern und mithilfe ausländischer Zwischenstationen. Internationale Beobachter und Sicherheitsexperten zeigen sich alarmiert.

Transport mit abgeschalteter Ortung – Auffälligkeiten bei Überführungsflügen

Wie unter anderem das Fachportal Air Data News berichtet, stammen die Flugzeuge ursprünglich von Singapore Airlines und waren zuletzt für den inzwischen aufgelösten thailändischen Billigflieger NokScoot im Einsatz. Nach mehreren Jahren Standzeit in Jakarta und Siem Reap (Kambodscha) wurden die Maschinen Anfang Juli über eine ungewöhnliche Route in den Iran gebracht.

Auf dem letzten Streckenabschnitt, der mutmaßlich über Afghanistan führte, wurde der Transponder – ein wichtiges Ortungsgerät zur Flugüberwachung – abgeschaltet. Dies wird von Experten als bewusster Versuch gewertet, die Überführung vor internationalen Behörden zu verschleiern.

Ziel: Mahan Air – eine umstrittene Fluggesellschaft

Laut mehreren übereinstimmenden Quellen sollen die Maschinen an Mahan Air übergegangen sein – eine iranische Fluggesellschaft, die seit Jahren unter US-Sanktionen steht. Mahan Air wird von der US-Regierung beschuldigt, logistische Unterstützung für die iranische Revolutionsgarde (IRGC) zu leisten, unter anderem durch den Transport von Waffen, Ausrüstung und Personal in Krisengebiete wie Syrien und den Libanon.

Die Verbindung zu Mahan Air verleiht der Aktion besondere Brisanz: Sie gilt als eine der strategisch wichtigsten zivilen Luftfahrtunternehmen im Einflussbereich des iranischen Regimes.

Internationale Umgehungsstrukturen vermutet

Bereits in der Vergangenheit hatte Iran mithilfe ausländischer Zwischenhändler und Scheinfirmen westliche Technik importiert, obwohl entsprechende Sanktionen dies untersagen. Die Vereinigten Staaten verbieten nicht nur direkt die Lieferung von Boeing-Flugzeugen, sondern auch die Ausfuhr aller zivilen Maschinen, die mehr als 10 % US-Komponenten enthalten – was auch für Airbus-Jets gilt.

In diesem Fall wird vermutet, dass der Kauf über Briefkastenfirmen oder Drittstaaten wie Kambodscha abgewickelt wurde. Die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse der fünf Boeing 777 waren vor der Überführung nicht eindeutig nachvollziehbar.

Reaktionen und politische Folgen

Offizielle Reaktionen aus Washington blieben bislang aus, allerdings dürfte der Vorfall diplomatische Spannungen verschärfen. Vor allem in Zeiten, in denen über neue Gespräche zum Atomabkommen spekuliert wird, wirft das Vorgehen Teherans Fragen hinsichtlich seiner Bereitschaft zur Kooperation mit dem Westen auf.

Zudem stellt sich erneut die Frage, inwiefern internationale Sanktionsmechanismen bei der Kontrolle komplexer Handels- und Transportwege wirksam greifen. Iran gelingt es offenbar, trotz jahrzehntelanger Restriktionen seine zivile und möglicherweise militärisch relevante Flotte kontinuierlich zu erweitern.

Einschätzung: Schwachstellen im globalen Kontrollsystem

Der jüngste Vorfall verdeutlicht die bestehenden Schwachstellen im internationalen Luftfahrtkontrollsystem. Die Kombination aus stillgelegten Flugzeugen, komplexen Eigentümerwechseln, Flugrouten durch konfliktbehaftete Regionen und nicht aktivierten Transpondern erschwert die Nachverfolgung erheblich.

Sicherheitsexperten und Regulierungsbehörden werden sich mit der Frage beschäftigen müssen, wie solche Transfers künftig unterbunden oder zumindest transparenter gemacht werden können. Für die geopolitische Lage im Nahen Osten ist die Modernisierung der iranischen Luftflotte jedenfalls ein Faktor von wachsender Bedeutung.

bh
Quellen: AP News