Der Prediger hat fast eine halbe Million Euro Spenden eingeworben, aber nur einen Bruchteil weitergeleitet. Seine Lebensgefährtin half ihm dabei.
Islamistischer Tiktok-Star gesteht Spendenbetrug in Millionenhöhe
Der islamistische Tiktok-Star «Abdelhamid» hat gestanden, Spendenbetrug in großem Stil begangen zu haben. «Mein Mandant ist umfänglich geständig», sagte der Verteidiger des Düsseldorfer Predigers am dortigen Landgericht. Er sei allein verantwortlich, Gruppenabsprachen habe es nicht gegeben. Damit widersprach er dem Anklagevorwurf der Bildung einer kriminellen Bande.
Der Anklage zufolge sammelte der Prediger in 37 Fällen zwischen 2021 und Mitte Oktober 2024 fast eine halbe Million Euro Spenden ein, leitete jedoch nur einen kleinen Teil davon für humanitäre Zwecke weiter.
Auch seine mitangeklagte Lebensgefährtin räumte die Vorwürfe ein: «Sie wusste, dass er Sozialleistungen bezieht und Spenden sammelt und die zum größten Teil für private Zwecke ausgibt», erklärte ihr Verteidiger. Sie habe für ihn Konten eröffnet und sie ihm zur Verfügung gestellt.
Das Gericht hatte dem 34-jährigen Prediger im Voraus drei Jahre Haft und der Lebensgefährtin eine Bewährungsstrafe angeboten, als Gegenleistung für Geständnisse.
Angeklagter gilt als salafistischer Top-Influencer
Der 34-Jährige gilt als der neue Top-Influencer der islamistischen Szene. Als Prediger erreichte «Abdelhamid» bei Tiktok und Instagram Hunderttausende Follower und zehn Millionen «Likes». Das Weltbild, das er dort kumpelhaft und oft im Sporttrikot verbreitete, ist laut NRW-Verfassungsschutz extremistisch-salafistisch.
Seine Verhaftung hatte aber einen anderen Grund: Mit 37 Spendenaufrufen soll er sich die eigenen Taschen gefüllt haben. Nach einem besonders erfolgreichen Spendenaufruf «für Palästina», der 78.000 Euro von mehr als 1.000 Spendern einbrachte, soll sich der Angeklagte für 71.600 Euro einen BMW gekauft haben, hatte die Staatsanwältin berichtet.
Die Anklage wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs wurde von der Staatsanwaltschaft erhoben. Jedoch hatte das Gericht bereits deutliche Zweifel am Vorwurf der Bandenbildung geäußert.
Sozialleistungen vom Jobcenter
Er erhielt zur gleichen Zeit Sozialleistungen vom Jobcenter. Es wird separat gegen ihn wegen Sozialleistungsbetrugs ermittelt. Laut Informationen am Rande des Prozesses soll eine Geldwäsche-Verdachtsmeldung die Ermittlungen in Gang gesetzt haben. Aufgrund des ideologischen Hintergrunds prüften die Ermittler, ob das Geld an Terrorgruppen weitergeleitet worden sein könnte.
Während der Durchsuchung wurden große Bündel mit 20.000 Euro Bargeld, mehrere Luxusuhren, Luxus-Handtaschen und Autos der gehobenen Preisklasse beim Sozialleistungsempfänger beschlagnahmt.
Lifestyle-Influencer
Seine Videos werden von den Sicherheitsbehörden als Einstieg in eine Radikalisierungsspirale angesehen – insbesondere für junge, bildungsferne Menschen. Im Lagebild Islamismus des NRW-Innenministeriums wird Dehran A. als salafistischer Lifestyle-Influencer beschrieben.
Nicht nur das Lagebild Islamismus, auch der NRW-Verfassungsschutzbericht widmet dem Düsseldorfer einen eigenen Abschnitt. «Abdelhamid» setze fort, was Pierre Vogel begonnen habe: den extremistischen Salafismus einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, warnten die Behörden.
Im Oktober letzten Jahres wurde er festgenommen. Ein Richter ordnete Untersuchungshaft an – wegen Flucht- und Wiederholungsgefahr. Zuvor soll er Pläne gemacht haben, um nach Dubai zu fliehen.
Drei Wohnungen wurden durchsucht, Vermögen im sechsstelligen Bereich beschlagnahmt, ein Limousine abgeschleppt. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.