Ein Tag voller Geschäftigkeit nach dem Karfreitag, geprägt von Traditionen und dem Einkaufen für Ostern.
Der Karsamstag: Zwischen Ruhe und Hektik
Am Karsamstag ist ein besonderer Tag. Er ist Teil der Osterfeiertage und hat einen religiösen Hintergrund. Gemäß der christlichen Tradition geschieht an diesem Tag – zunächst einmal – nichts: Jesus ist gestorben, seine Anhänger sind geschockt.
Der Karsamstag hat heutzutage etwas Trubeliges. Nach dem Feiertag (Karfreitag) ist vor den Feiertagen (Ostersonntag und -montag). Hat der Bäcker noch ein Osterbrot? Ist genug frischer Salat im Haus? Hat das Fitness-Studio offen? Sind wirklich alle Geschenke fürs Osternest eingekauft? Der Karsamstag ist ein Tag voller Geschäftigkeit geworden.
Warum es Karsamstag heißt – und nicht Ostersamstag
Am Karfreitag erinnern Christen an den Leidensweg und den Tod Jesu. Daran schließt sich der Karsamstag an. Die Vorsilbe «Kar» geht auf das Althochdeutsche zurück und bedeutet so viel wie «Trauer» oder «Kummer». Der Ostersamstag ist dann der Samstag, der auf Ostersonntag folgt, also der Samstag eine Woche nach dem Karsamstag.
Was der Karsamstag für Christinnen und Christen bedeutet
Seltsam sei der Karsamstag, «geheimnisvoll und schweigsam», schrieb der katholische Theologe Karl Rahner in seinem Büchlein «Was Ostern bedeutet». Er interpretiert den Tag als Symbol der «Durchschnittlichkeit des Lebens», das sich in der Mitte halte zwischen dem Entsetzen des Karfreitags – und dem Jubel über Ostern, wenn nach christlicher Deutung Jesus von den Toten auferstanden ist: «Vielleicht haben wir auch schon das „Ärgste“ in unserem Leben hinter uns.»
Im Neuen Testament ist der Tag nach Jesu Tod der Tag der Grabesruhe. Es ist Sabbat in Jerusalem, seine Anhängerinnen und Anhänger sind immer noch schockiert. Im Glaubensbekenntnis heißt es: Jesus sei «hinabgestiegen in das Reich des Todes». Der Karsamstag meint: Es gibt in der Geschichte Jesu kein schnelles Happy End. Es dauert. Aus katholischen Kirchen ist der Schmuck herausgeräumt, es läuten keine Glocken.
Zeit fürs Osterfeuer
Viele Osterfeuer werden traditionell am Abend des Karsamstags abgebrannt. Bei den Terminen in den Dörfern treffen sich die Leute, manchmal gibt es auch Essen und Trinken. Christliche Symbolik oder nicht? Dazu sagt die Wissenschaftlerin Heidrun Alzheimer, die lange den Lehrstuhl für Europäische Ethnologie an der Uni Bamberg innehatte: «Licht, Kerzen, Fackeln, Laternen, Feuerwerk und Feuer spielen als Elemente mit archaischem Reiz bis heute in zahlreichen Bräuchen eine zentrale Rolle.»
In vielen katholischen Gemeinden werde zu Beginn der Osternachtfeier vor der Kirche das Osterfeuer angezündet. «Vermutlich haben Missionare im achten Jahrhundert mit dem gesegneten Osterfeuer die heidnischen Frühlingsfeuer zu Ehren Wotans ersetzt. Wenngleich das Osterfeuer also vermutlich aus einem germanischen Kult abgeleitet wurde, ist es heute ein durch und durch christliches Symbol», sagt Alzheimer.
Am Karsamstag sind die Läden offen
Beim Bäcker und an der Supermarktkasse bilden sich lange Schlangen, während am Gemüsestand emsig um frischen Spargel für die Festtafel gekämpft wird. Vor zwei aufeinander folgenden Feiertagen herrscht traditionell viel Betrieb im Einzelhandel. Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat keine Schätzung darüber, wie viel Umsatz am Karsamstag gemacht wird.
Laut Bayern: Die Umsätze an diesem Tag sind zwar hoch, aber erreichen nicht das Niveau des Gründonnerstags. Obwohl der Samstag vor Ostern natürlich noch einmal zum Einkaufen genutzt wird, sind frische Lebensmittel und Blumen besonders gefragt, sagt Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern.
Und wenn alles erledigt ist…
… dann gibt es vielleicht noch Zeit für weitere Osterbräuche: In einigen Regionen Deutschlands werden Brunnen festlich mit bunten Eiern geschmückt. In Bieberbach (Landkreis Forchheim) sind über 10.000 Eier als kleine Kunstwerke verziert und an Girlanden aus Zweigen rund um eine Wasserstelle angebracht. In katholischen Gebieten ist es üblich, Heilige Gräber in den Kirchen aufzustellen, also eine Jesusfigur in einem reich verzierten Schaugrab zu platzieren.
Und obwohl Ostern ein christliches Fest ist – die Bindung an die Kirchen ist im Sinkflug, religiöses Wissen schwindet in der Gesellschaft. «Angesichts steigender Kirchenaustritte beobachten wir eine zunehmende Distanzierung von den christlichen Wurzeln des Osterfestes», sagt Expertin Alzheimer. «Anlässe wie Weihnachten und Ostern sind insbesondere in Geschäften und Einkaufsstraßen nicht zu übersehen und tragen wesentlich zum Jahresumsatz bei. Dadurch gewinnen auf Außenwirkung zielende Osterdekorationen an Bedeutung und religiöse Aspekte verblassen.»