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Keine Bodycam-Aufnahmen von Polizeischuss auf Zwölfjährige

Wie kam es zum Schuss auf das gehörlose Kind? Warum es keine Videoaufnahmen des Einsatzes gibt, erklärt NRW-Innenminister Herbert Reul.

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Von dem Einsatz, bei dem ein gehörloses zwölfjähriges Mädchen von dem Schuss aus einer Dienstwaffe lebensgefährlich verletzt wurde, gibt es keine Bodycam-Aufnahmen. (Archivfoto)
Foto: Christoph Reichwein/dpa

Von dem Polizeieinsatz in Bochum, bei dem ein zwölfjähriges gehörloses Mädchen von einem Schuss aus einer Dienstwaffe lebensbedrohlich verletzt wurde, gibt es keine Videoaufnahmen der Polizei. «Es gibt in diesem Fall keine Bodycam-Aufnahmen», sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) der «Rheinischen Post» in einem Interview. «Die Polizisten sind in diesen Einsatz gegangen, um dem Mädchen Zugang zu seinen Medikamenten zu ermöglichen. Es bestand kein Grund, von einer drohenden Gefahr auszugehen. Das ist für den Einsatz der Bodycam in Wohnungen aber Voraussetzung», sagte Reul.

Bei dem Vorfall in der Nacht zum 17. November erlitt die Zwölfjährige eine Bauchverletzung und wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Es wird vermutet, dass das Mädchen zuvor die Beamten angegriffen hatte.

Die Polizei und Staatsanwaltschaft betonten, dass der Schuss aus der Dienstwaffe erst abgefeuert wurde, als sich die Zwölfjährige mit zwei Messern in den Händen unmittelbar vor den Polizisten befand. Kurz zuvor wurden der Mutter des Mädchens Handschellen angelegt.

Bodycams in NRW Teil der Ausrüstung

Der Einsatz fand statt, weil das zwölfjährige Mädchen in ihrer Wohngruppe in Münster vermisst wurde und anscheinend zu ihrer Mutter nach Bochum gefahren war. Aufgrund der lebenswichtigen Medikamente, die das Mädchen einnimmt, wurden laut Angaben der Ermittlungsbehörden vier Beamte mitten in der Nacht dorthin geschickt.

Besonders herausfordernd könnte der Einsatz auch gewesen sein, da laut Polizeiangaben sowohl die Zwölfjährige als auch die Mutter gehörlos sind. Die Polizei will untersuchen, ob und wie eine Kommunikation zwischen den Einsatzkräften und den beiden Gehörlosen stattgefunden hat. Ein Gebärdendolmetscher war nicht an dem Einsatz beteiligt.

Bodycams sind Teil der Ausrüstung der Polizisten in Nordrhein-Westfalen, müssen jedoch von den Beamten aktiviert werden, um Aufnahmen während Einsätzen zu machen.

dpa