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Schüsse nahe Landgericht Bielefeld: Tatverdächtiger in Haft

Der 40-jährige Deutsch-Serbe schweigt zu den vierfachen versuchten Morden. Ermittlungen zum Motiv laufen.

Nach den Schüssen am Landgericht Bielefeld schwebt laut Polizei keines der Opfer mehr in Lebensgefahr. (Archivbild)
Foto: Christian Müller/TV7news/dpa

Der 40-jährige Tatverdächtige, der in der Nähe des Landgerichts Bielefeld Schüsse abgegeben hat, befindet sich in Untersuchungshaft. Ein Richter hat den Haftbefehl wegen vierfachen versuchten Mordes erlassen, wie die Polizei mitteilte. Der beschuldigte Deutsch-Serbe hat sich weder vor Gericht noch zuvor bei der Polizei zu den Vorwürfen geäußert.

Am Mittwoch fielen unmittelbar nach einem Verhandlungstag um die Tötung eines Profiboxers Schüsse in der Nähe des Gerichtsgebäudes. Laut Staatsanwaltschaft wurden vier Männer verletzt, darunter der 63-jährige Vater und der Bruder des Mannes, der als mutmaßlicher Mörder des Profiboxers vor Gericht steht.

Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich beim Tatverdächtigen im aktuellen Fall um einen Bruder des ermordeten Profiboxers. Er stellte sich am späten Donnerstagabend mit seinem Anwalt bei der Polizei. Bezüglich des möglichen Tatmotivs wurden keine Angaben gemacht. Der Anwalt des 40-Jährigen war am Freitag vorerst nicht erreichbar für eine Stellungnahme.

Schüsse vor einem Jahr in der Innenstadt

Der ehemalige Profiboxer Besar Nimani wurde im März 2024 in der Bielefelder Innenstadt erschossen. Die Verhandlung über seine Tötung fand am Mittwoch vor Gericht statt, bevor die Schüsse wenige Meter vom Gerichtsgebäude entfernt fielen.

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft wurden durch die Schüsse vier Männer verletzt. Sie sind 23, 25, 25 und 63 Jahre alt und teilweise Verwandte oder Nahestehende des 34-jährigen Angeklagten im Prozess. Eine Polizeisprecherin sagte, dass alle vier Verletzten auf dem Weg der Besserung seien. Staatsanwalt Veit Walter zufolge ist der Zustand aller Verletzten stabil.

Die Ermittler haben mittels Fahndungsaufruf und Foto nach dem Verdächtigen gesucht, bevor er sich mit seinem Anwalt bei der Polizei gemeldet hat. Laut Polizei wurde inzwischen eine mögliche Tatwaffe gefunden, weitere Details wurden nicht bekannt gegeben.

Anklage wegen heimtückischen Mordes

Seit Ende Januar läuft der Prozess um den Tod des ehemaligen Profiboxers Nimani. Ein 34-Jähriger steht vor dem Landgericht. Ihm wird ein heimtückischer Mord vorgeworfen. Es wird weiterhin international nach einem zweiten Tatverdächtigen gesucht.

Das Motiv für die Schüsse in der Bielefelder Fußgängerzone vor etwa einem Jahr ist nach wie vor unklar. Der Angeklagte hat bisher keine Stellungnahme zu den Anklagepunkten und möglichen Hintergründen abgegeben. Die Verhandlung soll am Dienstag (4.3.) fortgesetzt werden. Ein für Freitag geplanter Verhandlungstag wurde kurzfristig abgesagt. Der Prozess wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden.

Bereits vor über zehn Jahren Schüsse

Im August 2013 wurde bereits auf Nimani geschossen. Der ehemalige Profiboxer, sein Bruder und ein Freund (32) wurden durch Schüsse aus einer Pistole verletzt. Zuvor hatte es einen Streit in einem Imbiss in der Bielefelder Innenstadt gegeben. Dabei hatte der 32-Jährige dem späteren Schützen eine Flasche gegen den Kopf geschlagen.

Das Landgericht Bielefeld verurteilte einen damals 45-jährigen Mann aus Bielefeld unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu 18 Monaten Haft. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte das Urteil, nachdem die Anwälte der Opfer Revision eingelegt hatten, weil sie von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen waren. Die Richter aber sahen eine Notwehrhandlung des Schützen. Zu Recht, wie der BGH entschied.

dpa