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Kinder nach Pilzvergiftung in akuter Gefahr – Spenderorgan?

Drei Kinder und ein Mann werden wegen Leberversagens im Uniklinikum Essen behandelt. Sie hatten Knollenblätterpilz gegessen, der tödlich wirken kann. Werden lebensrettende Spenderorgane gefunden?

In Essen werden drei Kinder und ein Erwachsener wegen akuten Leberversagens behandelt (Foto Archiv)
Foto: Rainer Wald/Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V./dpa

Drei Kinder und ein Erwachsener werden aufgrund akuten Leberversagens nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen weiterhin im Essener Uniklinikum intensivmedizinisch betreut. Am Donnerstag gab das Klinikum keine neuen Informationen zum Zustand der Patienten oder zur Verfügbarkeit eines Spenderorgans für eine Lebertransplantation und verwies auf Persönlichkeitsrechte.

Die drei Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren wurden laut Uniklinikum in der Nacht zum Dienstag in lebensbedrohlichem Zustand in die Kinderklinik eingeliefert und benötigten dringend eine Notfalltransplantation, wie die Klinik unmittelbar danach mitteilte. Auch der Vater eines der Kinder wird behandelt. Die Kinder stammen nicht aus Nordrhein-Westfalen, zwei seien aus dem Saarland nach Essen gebracht worden.

In Eilfällen wird europaweit nach einem passenden Spenderorgan gesucht 

In derart eiligen Fällen (High Urgency/HU) wird nach Angaben der Deutschen Leberstiftung im europäischen Raum mit oberster Priorität nach geeigneten Spenderlebern gesucht. Dabei spielten etwa Größe oder Blutgruppe eine Rolle, sagte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung, Markus Cornberg der Deutschen Presse-Agentur. «Diese HU-Listung gilt zunächst für zwei Wochen, in dieser Zeit wird meist ein Organ gefunden.» Meistens erfolge eine Transplantation in solchen Eil-Fälle bereits innerhalb von Stunden oder binnen zwei bis drei Tagen. 

Allerdings sei es bei Kindern schwieriger, eine geeignete Leber zu finden. Das Problem sei oft die Größe des Organs. «Daher kann hier die Wartezeit länger sein.» Der Experte erläuterte, man könne eine Leber auch auf zwei Personen teilen, das werde «Split-Leber» genannt. In einer High Urgency-Situation erwäge man das aber in der Regel nicht gleich als erste Option. Man müsse dann auch gleichzeitig zwei geeignete Empfänger-Kandidaten haben. 

Das Gift des Knollenblätterpilzes schädigt die Leberzellen

Bereits geringe Mengen des hochgiftigen Knollenblätterpilzes können tödlich sein, da die Leber schwerwiegend geschädigt wird. Ohne die Leber ist der Körper nicht funktionsfähig, da sie das größte innere Organ des Menschen ist und für die Entgiftung zuständig ist. Wenn die Leberfunktion beeinträchtigt ist, wird der Körper mit Giftstoffen überflutet. Experten zufolge ist eine Lebertransplantation oft die einzige lebensrettende Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit Leberversagen.

Es gibt nicht genügend Spenderorgane 

Die Universitätsmedizin Essen gehört zu einem der wenigen Lebertransplantationszentren in Deutschland. Der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II am Uniklinikum Essen, Lars Pape, hatte am Dienstag geschildert, dass die Kinder bei Eurotransplant über die Warteliste als «hochdringlich» gelistet seien. Das sei auch weiterhin der aktuelle Sachstand, hieß es am Donnerstag im Klinikum. 

Die Zahlen zeigen, dass es schwierig ist, eine passende Leber zu finden. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wurden in Deutschland etwa 800 Lebertransplantationen durchgeführt. Im letzten Jahr waren es 868 Fälle, 2022 wurden 748 Transplantationen durchgeführt und 2021 wurden 834 Spenderlebern transplantiert. In etwa elf Prozent aller Lebertransplantationen waren die Empfänger bundesweit unter 16 Jahre alt.

Laut DSO warteten Ende 2023 fast 8.400 Personen auf ein Spenderorgan, davon standen mehr als 6.500 Menschen auf der Warteliste für eine Niere. Für alle Organe gelte: «Einige Erkrankte müssen wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes von der Warteliste genommen werden, andere sterben, weil nicht rechtzeitig ein Organ zur Verfügung steht.»

dpa