Trotz Ermittlungserfolgen tauchen immer wieder Missbrauchsdarstellungen im Netz auf. Warum das schnelle Löschen für Betroffene so wichtig ist – und weshalb fünf Männer vor Gericht stehen.
Kinderschutzbund: Mehr Missbrauchsbilder im Netz löschen

Vor Beginn eines Prozesses gegen mutmaßliche Drahtzieher einer Kinderpornografie-Plattform verlangt der Kinderschutzbund mehr Anstrengungen beim Löschen von Missbrauchsdarstellungen im Netz. «Der Fokus der Behörden liegt vor allem darauf, aktuell stattfindenden und anhaltenden Missbrauch zu beenden», sagte der Vize-Präsident des Verbandes, Joachim Türk, der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist angesichts der begrenzten personellen Ressourcen auch nachvollziehbar.»
Aber auch das Löschen von Darstellungen vergangener Missbrauchstaten sollte vorangetrieben werden, forderte Türk. «Hier müssen zum einen die Zuständigkeiten klar geregelt werden, zum anderen fehlen den Strafverfolgungsbehörden die Kapazitäten.» Für Betroffene sei das Entfernen des Materials elementarer Bestandteil der Traumabewältigung.
Worum geht es bei dem Prozess?
Am Mittag beginnt vor dem Landgericht in Mönchengladbach ein Prozess gegen fünf Männer, die als mutmaßliche Drahtzieher gelten, nachdem eine bundesweite Razzia gegen die Betreiber einer riesigen Kinderpornografie-Plattform durchgeführt wurde. Die Männer im Alter von 44 bis 63 Jahren sollen als Moderatoren oder Administratoren der Darknet-Plattform aktiv gewesen sein, auf der weltweit mehrere Hunderttausend Nutzer Millionen von Bildern und Videos ausgetauscht haben.
Laut Anklage wurde das Forum auch genutzt, um Kontakte zwischen Gleichgesinnten herzustellen. Es wird behauptet, dass sich die Nutzer auch zum sexuellen Missbrauch von Kindern verabredet haben. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die Angeklagten des bandenmäßigen Verbreitens und des Besitzes von Kinderpornografie.
Die Plattform wurde von Ermittlern im September 2024 stillgelegt und bei Razzien in sechs Bundesländern wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt. Laut damaligen Angaben wurden mehr als 1.500 Asservate wie Laptops und Handys sowie 94 Umzugskartons mit Videokassetten und DVDs gefunden, die den Missbrauch von kleinen Kindern zeigten.
Kinderschutzbund sieht Ermittlungserfolge
Der Kinderschutzbund lobte die Anstrengungen der Behörden im Kampf gegen solche Plattformen. «Sowohl das Bundeskriminalamt als auch viele Polizeien der Länder haben die Bekämpfung von Missbrauchsdarstellungen im Netz zu einer Priorität ihrer Arbeit gemacht», sagte Türk. Die Ermittlungserfolge der vergangenen Monate zeigten, dass diese Strategie erfolgreich sei.
Gemäß einem Bericht der Bundesregierung für das Jahr 2024 wurden Hinweise auf sexuellen Missbrauch von Kindern im Internet innerhalb von gut zwei Tagen gelöscht. Rund die Hälfte dieser Inhalte stammte von deutschen Servern. Die Löschung ausländischer Inhalte dauerte aufgrund des komplexeren Verfahrens und der Vielzahl beteiligter Stellen länger.
Wenn man im Internet Missbrauchsdarstellungen findet, muss man darauf vertrauen, dass die Betreiber der Websites sie entfernen. Die Polizei empfiehlt, dafür zum Beispiel den Meldebutton in sozialen Netzwerken zu verwenden – oder sich direkt an Polizeidienststellen zu wenden.