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Königin der Herzen: Thailand trauert um Sirikit

Einst galt sie als Stil-Ikone und schönste Monarchin der Welt. Zudem erwarb Sirikit sich als Wohltäterin viel Respekt. Jetzt ist Thailands langjährige Königin gestorben – und das ganze Land trauert.

In den vergangenen Jahren wurden öffentliche Auftritte Sirikits rar. (Archivbild)
Foto: Rungroj Yongrit/EPA/dpa

Es gab eine Zeit, da gehörten ihr die Titelblätter der Welt. Die «Vanity Fair» rühmte sie als «Asiens Jackie Kennedy», die «Bunte Illustrierte» als bestgekleidete Frau der Erde, die «Paris Match» als schönste Königin überhaupt. In den 1950er und 1960er Jahren – als Royals wie Kate, Letizia und Máxima noch nicht einmal geboren waren – galt Thailands Königin Sirikit als Inbegriff asiatischer Anmut und Eleganz.

Die Monarchin, die ihr Land über sechseinhalb Jahrzehnte lang regierte, ist im Alter von 93 Jahren verstorben. Ihr Mann, König Bhumibol (gestorben am 13. Oktober 2016), überlebte sie um fast genau neun Jahre. Thailand trauert erneut – die offizielle Trauerzeit dauert laut einer Mitteilung des Hofes ein Jahr.

Liebesgeschichte made in Thailand

Die Liaison der beiden war im vergangenen Jahrhundert eine der größeren Liebesgeschichten des internationalen Adels. Dabei sah es am Anfang – sie war 15, er 19 – gar nicht danach aus. «Es war Hass auf den ersten Blick», erinnerte sich Sirikit viele Jahre später an das erste Treffen 1947 in Paris. «Er wollte um vier kommen, kam aber erst um sieben. Er ließ mich warten und ewig den Knicks üben.» Bei der nächsten Begegnung soll es dann aber schon Liebe gewesen sein.

Sirikit Kitiyakara stammte aus einer königlichen Familie. Ihr Großvater war der zwölfte Sohn eines früheren Königs, ihr Vater war Botschafter in Frankreich und Dänemark. Sie wurde hauptsächlich in Europa erzogen und studierte in der Schweiz. Im Oktober 1948 hatte Bhumibol dort einen Autounfall, bei dem er ein Auge verlor. Sirikit besuchte ihn regelmäßig im Krankenhaus. Die Hochzeit fand im April 1950 statt, eine Woche später folgte die offizielle Krönung.

Denkwürdiger Staatsbesuch in Deutschland

Trotz ihres Wohnsitzes in Bangkok waren die jungen Royals dem europäischen Jetset sehr verbunden: treue Besucher der großen Bälle, ebenso der Festspiele in Salzburg und Bayreuth, waren sie zudem eine der besten Kundinnen der Pariser Nobelschneider. Beim Staatsbesuch 1960 in Deutschland lag ihnen die halbe Bundesrepublik acht Tage lang zu Füßen.

Das Paar hatte vier Kinder, drei Töchter und einen Sohn, den heutigen König Maha Vajiralongkorn, geboren im Jahr 1952. Ende der 60er Jahre verabschiedeten sie sich vom High-Society-Lifestyle: Anstelle von Pariser Haute Couture trug Sirikit nun thailändische Seide. Trotz ihres eigenen Reichtums engagierten sie sich für die Entwicklung ihres Heimatlandes und soziale Projekte, was ihnen großen Respekt einbrachte. Inmitten der vielen Putsche in Thailand sorgten sie für eine gewisse Stabilität.

Sirikit – der Name der Rose

Sirikits Geburtstag, der 12. August, ist bis heute offizieller Feiertag. Am selben Tag wird in Thailand – anders als im Rest der Welt – auch Muttertag gefeiert. In Bangkok tragen ein Konferenzzentrum, ein Park und ein Museum ihren Namen. Außerdem gibt es in Thailand auch eine Krabbe, eine gelbe Rose, einen botanischen Garten und ein Frauen-Golfturnier namens «Queen Sirikit».

Seit 1956 war sie Präsidentin des thailändischen Roten Kreuzes. Mit ihren Spendenprojekten engagierte sie sich unter anderem für Angehörige gefallener Soldaten und getöteter Polizisten, für die ländliche Bevölkerung, die Begrünung des Landes und die Rettung bedrohter Tiere.

Nach ihrem Schlaganfall wurde es still 

Dann wurde es ruhiger um Somdet Phra Nang Chao Sirikit Phra Borommarachininat, wie sie mit vollem Namen genannt wurde. Nach einem Schlaganfall im Jahr 2012 war sie nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Doch wenn, dann trug sie immer noch knallrote Lippenstift und hatte meist sehr schwarze Haare. Nur auf den letzten Fotos, wie zum Beispiel an ihrem 87. Geburtstag im August 2019, nicht mehr: Obwohl ihre Lippen noch rot waren, waren ihre Haare nun weiß. Die ehemalige Regentin wirkte zerbrechlich – aber ihre Eleganz strahlte immer noch durch, dank einer feinen Perlenkette und einer rosa Stola.

Sirikit, jetzt offiziell nur noch als Königsmutter bekannt, wurde zuletzt im Oktober 2016 öffentlich gesehen, als sie den Leichenzug begleitete, der den verstorbenen Bhumibol vom Krankenhaus in den Großen Palast brachte.

Bei Krönung des Sohnes nicht dabei

Seitdem wurden nur noch wenige Fotos vom Palast veröffentlicht, nicht mehr. Als Maha Vajiralongkorn im Mai 2019 zum vierten Mal heiratete und kurz darauf gekrönt wurde, war die alte Dame nicht anwesend. Ein paar Tage zuvor musste sie ins Krankenhaus gebracht werden, offiziell wegen Fiebers. Mit der Hochzeit bekam Thailand dann auch eine neue Königin: Suthida, eine ehemalige Stewardess. Aber wenn man die Thais nach ihrer Königin fragt, lautet die Antwort meistens noch immer: Sirikit.

dpa