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Deutsches Brettspiel «La Famiglia – The Great Mafia War» sorgt in Sizilien für Kritik

Das Spiel basiert auf dem zweiten großen Mafiakrieg in den 1980er Jahren und löst massive Kontroversen aus.

Um das Brettspiel gibt es in Italien heftige Diskussionen.
Foto: -/Maximilian Maria Thiel /Boardgame Atelier/dpa

Das preisgekrönte deutsche Brettspiel «La Famiglia – The Great Mafia War» sorgt in Sizilien für heftige Kritik. Das Spiel, vom Verlag Boardgame Atelier in Starnberg herausgegeben, basiert auf den Ereignissen des zweiten großen Mafiakriegs in den 1980er Jahren, bei dem verfeindete Mafia-Familien im Süden des Landes blutig um die Vorherrschaft kämpften. 

Seit Kurzem gibt es auch eine italienische Version des in Cannes mit dem Preis Goldenes Ass ausgezeichneten Spiels. Aus dem Süden kommt massives Unverständnis. «Der Spiegel» und andere Medien hatten berichtet. 

Erfinder: Wollte nicht verletzen 

Der Erfinder des Spiels, Maximilian Maria Thiel, äußerte sich betroffen über die Reaktionen. «Das habe ich nicht erwartet, es ist ein Punkt, den ich unterschätzt habe», sagte Thiel der Deutschen Presse-Agentur. 

«Es tut mir sehr leid, wenn Menschen durch das Spiel sich verletzt fühlen. Das war und ist nie meine Intention gewesen.» Er selbst habe lange in Italien gelebt und sei dem Land sehr verbunden. Er habe deshalb für das Spiel die italienische Cosa Nostra gewählt. In Italien existieren verschiedene Zweige der Mafia – darunter die Cosa Nostra aus Sizilien. 

Ursprünglich war geplant, ein Begleitheft herauszubringen, das die Hintergründe erklärt, sagte Thiel. Nun wolle man sicherstellen, dass dieses allen Neuauflagen beigefügt wird, sagte Thiel. In den Reaktionen vermische sich der Krieg unter den Familien nun mit der Ermordung von Mafia-Jägern wie Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die jedoch im Spiel nicht vorkommen.

Es existieren unzählige andere Kriegsspiele. Es werde gezielt mit Klötzchen gespielt, was den strategischen Charakter des Spiels betone.

Empörung in Sizilien

Alessandro De Leo, Regionalpolitiker der Partei Forza Italia, kritisierte laut «Corriere della Sera»: «Dieses Produkt beleidigt nicht nur die Würde der Sizilianer, sondern entwertet auch das tägliche Engagement von Millionen von Bürgern, die für Legalität und Gerechtigkeit in unserer Region kämpfen.» 

Er wandte sich dem Bericht zufolge an den sizilianischen Regionalpräsidenten Renato Schifani und bat, alle Möglichkeiten zu prüfen, um die Verbreitung des Spiels zu unterbinden. «Noch schwerwiegender ist in jeder Hinsicht die Trivialisierung der gewalttätigen Elemente, wie etwa der Einsatz von Autobomben, die zu reinen Spielwerkzeugen reduziert wurden.»

«Beleidigt Andenken»

Kritik kommt auch von der Familie Falcones, der 1992 durch eine Autobombe starb. «Ich verstehe nicht, wie jemand auf die Idee kommen konnte, ein solches Spiel zu entwickeln, das mit den Gefühlen derer spielt, die ihr Leben im Dienste des Staates verloren haben», sagte dessen Schwester Maria Falcone laut «Corriere della Sera». 

«Die Mafia hat in Sizilien und in Italien nur den Tod gebracht», sagte Falcone. «Der Gedanke an ein solches Spiel beleidigt das Andenken all jener Menschen, die ihren Beitrag dazu geleistet haben, dieses Land zu befreien.»

dpa