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Kunstprojekt: Wenn die KI für einen wählt

Künstliche Intelligenz steuert Autos und entsperrt Handys. Doch was, wenn die KI noch viel mehr über uns weiß – oder zu wissen scheint? Wenn sie uns sogar unsere Wahlentscheidung abnimmt?

Die KI erkennt charakteristischen Gesichtszüge - und leitet daraus ab, welche Merkmale in Gesichtern mit einer bestimmten Parteienpräferenz einhergehen.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Kurz in die Kamera schauen und die eigene Wahlentscheidung der KI (Künstlicher Intelligenz) überlassen: Das geht – vermeintlich – im Rahmen eines Kunstprojekts im Deutschen Museum in München. Es gehe um die Kernfrage, wie viel persönliche Freiheit man im Gegenzug für Bequemlichkeit aufzugeben bereit sei, erläutert IT-Professor Alexander Peterhänsel, der die Installation «Smile to Vote» entwickelt hat.

Wenn wir der KI erlaubten, über unsere Lebenswege zu entscheiden, gebe es keinen Grund mehr, selbst eine politische Entscheidung zu treffen, sagt Peterhänsel. «Dann bräuchten wir auch keine Wahlen mehr und unsere Vorstellung, dass wir uns als Individuen ändern und weiterentwickeln können, wäre hinfällig.» 

Sein Fazit: «Wir müssen uns überlegen, wie wir mit diesen Technologien in Zukunft umgehen und wie wir sie vielleicht auch regulieren müssen, wenn wir unsere Kultur und Selbstbestimmung erhalten wollen.»

Welche Partei ist typisch für meine Gesichtszüge?

In der Installation betreten die Besucherinnen und Besucher eine nachgebaute Wahlkabine, werden per Gesichtserkennung gescannt und bekommen dann eine Bestätigung ausgestellt, welche Partei die KI für einen «gewählt» habe. 

Die Wahl wird basierend auf Ähnlichkeiten der Gesichtszüge mit den Merkmalen getroffen, die die KI aus den Physiognomien echter Abgeordneter abgeleitet und ihren jeweiligen Parteien zugeordnet hat.

Kunstprojekt soll «schmerzhaft und schockierend» sein

«Der Moment, in dem der Algorithmus einen einsortiert und darüber entscheidet, was man ist, wie man denkt und wie man sich in Zukunft verhalten wird, und einem die Entscheidungsgewalt beim Wählen abnimmt, ist schmerzhaft – und soll auch ganz bewusst schmerzhaft und schockierend sein», betont Peterhänsel. 

Die Ausstellung ist bis zum 7. März im Deutschen Museum zu besichtigen. Verbunden damit ist auch die Website eines fiktiven Start-ups, das für die Automatisierung von Wahlvorgängen in Zukunft wirbt.

dpa