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Leidenschaft nach Blitztor: DFB-Team holt 2:2 in Holland

Vier Tore und viele Torraumszenen – im Klassiker zwischen Holland und Deutschland geht es mal wieder zur Sache. Einige Dinge dürften Bundestrainer Julian Nagelsmann aber nicht gefallen haben.

Joshua Kimmich trifft erstmals als DFB-Kapitän.
Foto: Federico Gambarini/dpa

Früh überrascht, danach hart gearbeitet und ein Unentschieden erkämpft: Trotz des schnellsten Gegentors seit 50 Jahren belohnte sich die Nationalmannschaft trotz großer defensiver Probleme mit einem Punkt in den Niederlanden. Mit viel Risiko in der Abwehr und großer Leidenschaft gelang es Julian Nagelsmanns Spaßkickern um Florian Wirtz und Jamal Musiala, diesmal auch als Fußballarbeiter gefordert, zu einem 2:2 (2:1) in Amsterdam.

Deniz Undav (38. Minute) erzielte sein erstes Tor für den DFB als Ersatz für den verletzten Niclas Füllkrug und Joshua Kimmich (45.+3) drehten das Ergebnis bis zur Halbzeit nach dem Blitztor von Tijjani Reijnders (2.). Denzel Dumfries (50.) glich jedoch nach der Pause mit einem weiteren schnellen Tor für Oranje vor 50.109 Zuschauern in der Johan-Cruyff-Arena aus.

Drei Tage nach der 5:0-Gala gegen Ungarn erwiesen sich die Niederländer im Spitzenspiel der Gruppe 3 der Topliga der Nations League als der deutlich anspruchsvollere Gegner. Nach dem Remis geht die DFB-Elf aber als Tabellenführer in die Oktober-Spiele, wenn es nach der Partie in Bosnien-Herzegowina (11.10.) zu einem schnellen Wiedersehen in München mit Oranje (14.10.) kommt. Dann kann sogar schon der Weg Richtung Viertelfinale geebnet werden.

Nagelsmann kann nach der Heim-EM mit vier Punkten zufrieden sein. Gegen das Team von Bondscoach Ronald Koeman konnte wenig Magie entfaltet werden, aber die Widerstandskraft stimmte.

Früher Schock für DFB-Team

«Wir wollen versuchen, einen Moment zu zaubern, der in Erinnerung bleibt», hatte Nagelsmann angekündigt. Doch zunächst gab es nach der Gala gegen Ungarn ein böses Erwachen unter dem wegen des stürmischen Wetters geschlossenen Dach der Arena. Schon nach 99 Sekunden hatte Oranje die deutsche Elf überrumpelt. Nach einem langen Ball von Torhüter Bart Verbruggen legte Brian Brobbey den Ball per Brust auf Ex-Bayern-Profi Ryan Gravenberch, dessen Steilpass auf Reijnders die deutsche Hintermannschaft komplett entblößte.

Die deutsche Mannschaft erhielt das schnellste Gegentor seit 50 Jahren. Im WM-Finale 1974 – auch gegen die Niederlande – hatte zuletzt Johan Neeskens noch früher getroffen. Damals dauerte es nur 86 Sekunden.

Niederländisches Umschaltspiel bereitet große Probleme

Nagelsmann hatte zuvor vor dem niederländischen Umschaltspiel gewarnt – anscheinend vergebens. Es gab weitere äußerst gefährliche Konter der Holländer, die große Lücken in der deutschen Abwehr zeigten. Die Innenverteidiger Nico Schlotterbeck und Jonathan Tah hatten bezeichnenderweise bereits nach weniger als 25 Minuten eine Gelbe Karte erhalten. Im Mittelfeld kämpften Robert Andrich und Pascal Groß mit großen Schwierigkeiten, für Ordnung zu sorgen.

Es hätte noch schlimmer kommen können angesichts des riskanten Spiels der deutschen Mannschaft. Denzel Dumfries hätte die Führung per Kopf (15.) und Xavi Simons frei vor Marc-André ter Stegen (21.) ausbauen können. Nagelsmann und Co-Trainer Sandro Wagner suchten auf der Bank nach Lösungen.

Vor einem Jahr wurde der damalige Bundestrainer Hansi Flick nach dem schlimmen 1:4 gegen Japan freigestellt. Das DFB-Team wäre wahrscheinlich auseinandergefallen. Doch unter Nagelsmann ist das Team nach der guten Heim-EM zusammengewachsen. Dies ist auch Musiala und Wirtz zu verdanken, die erneut die tragenden Säulen beim großen Kräftemessen waren.

Premierentor von Undav

Die Niederländer halfen auch ein wenig. Musiala fing einen schwachen Pass seines ehemaligen Bayern-Kollegen Matthijs de Ligt ab. Über Kai Havertz und Deniz Undav gelangte der Ball zu Wirtz. Verbruggen konnte Wirtz’ Schuss noch abwehren, aber den Nachschuss von Undav nicht mehr.

Der Stuttgarter, der für den verletzten Niclas Füllkrug eingesprungen war, erzielte sein erstes Tor im vierten Länderspiel. Doch das war noch nicht alles. Nachdem Andrich den Ball auf die linke Seite verlagert hatte, verteidigten die Gastgeber erneut nicht konsequent genug. David Raum spielte den Ball in die Mitte zu Undav, der den freistehenden Kimmich bediente. Für den Münchner war es das siebte Tor im 93. Länderspiel, jedoch das erste in seiner neuen Rolle als Kapitän.

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Die Führung zur Halbzeit war glücklich – und auch nur von kurzer Dauer. Nagelsmann brachte Waldemar Anton für Tah ins Spiel, aber die Sicherheit kehrte nicht zurück. Vor allem Brobbey bereitete auf deutscher Seite große Probleme. Der starke Ajax-Stürmer war es auch, der sich nach einem schnellen Ballgewinn gegen Schlotterbeck durchsetzte und für Torschütze Dumfries auflegte. Schon im Gegenzug hatte Havertz die große Chance zur erneuten Führung, doch wie schon gegen Ungarn ließ der Arsenal-Stürmer vor dem Tor den Killerinstinkt vermissen (52.). Dazu vergab Raum per Kopf eine weitere Großchance (71.).

Beide Mannschaften kämpften hart und schenkten sich nichts, auch physisch wurde es intensiv. Immerhin ließ das Team von Nagelsmann nicht viel zu und erkämpfte sich mit großem Einsatz den Punkt.

dpa