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Neue Gefahr nach Gletscherabbruch in der Schweiz

Die Aktivität am Kleinen Nesthorn bleibt hoch, Hunderttausende Kubikmeter Fels sind instabil. Experten fürchten weitere Gerölllawinen und Murgänge.

Schwimmende Barrieren sollen Schwemmgut zurückhalten.
Foto: Cyril Zingaro/KEYSTONE/dpa

Nach dem Gletscherabbruch in der Schweiz besteht im Katastrophengebiet weiterhin eine neue Gefahr. «Am Kleinen Nesthorn wird erneut eine sehr hohe Aktivität registriert», teilt der Führungsstab mit. «Laut Einschätzungen sind noch immer mehrere Hunderttausend Kubikmeter Fels instabil.» Die Gefahr im Bergsturzgebiet bleibe «sehr hoch».

Experten befürchten, dass sich bei weiteren Abbrüchen aufgrund der steilen Geländeformation in einer Höhe von über 2500 Metern neue Gerölllawinen bilden könnten. Letzten Mittwoch ereignete sich dort ein Jahrhundertereignis: Über Wochen hinweg stürzten Felsbrocken vom Kleinen Nesthorn auf den darunter liegenden Birschgletscher. Durch das Gewicht brach das Eis zusammen und stürzte mit Millionen Kubikmetern Fels, Eis und Geröll in die Tiefe. Das zuvor evakuierte Dorf Blatten wurde beinahe vollständig von den Massen begraben.

Schuttberg betreten verboten

Der rund zwei Kilometer lange Schuttberg, der auf dem Dorf liegt und das Flussbett der Lonza blockiert, ist nach wie vor instabil und gefährlich. «Der Schuttkegel kann momentan nicht betreten werden», sagte Josianne Jaggi vom Führungsstab. Erkundungstrupps der Armee sind bereit, um zu prüfen, ob dort Aufräumarbeiten beginnen können, sind aber zum Abwarten verdammt. 

Das gestaute Wasser der Lonza, von den Behörden «Blattensee» getauft, läuft langsam ab. Dort wurden aus Hubschraubern rote Schwimmbarrieren platziert, um zu verhindern, dass Schwemmmaterial aus den zerstörten Häusern den Abfluss über und durch den Schuttkegel blockiert, wie Jaggi sagte. 

Risiko Murgang

Der Stausee bei Ferden im Tal füllt sich mit dem durchdringenden Wasser der Lonza, das viel Abrieb und Sand mit sich führt, der sich im Stausee ablagert. Wasser wird kontinuierlich abgelassen und fließt kontrolliert im Flussbett der Lonza in Richtung Rhone.

Das Staubecken darf höchstens zu Zweidritteln gefüllt sein, der Pegelstand lag am Sonntag darunter. «Damit bleibt die Rückhaltefunktion des Sees im Falle eines Murgangs erhalten», so der Führungsstab. Ein Murgang entsteht, wenn Wassermassen Geröll und Schlamm wie eine Lawine in Bewegung setzen.

Gewitterwarnung

Die Experten sind besorgt über die Wettervorhersage. MeteoSchweiz warnte vor einer erheblichen Gewittergefahr mit möglichen Sturmböen. Die Eisschmelze in den umliegenden Bergen und im Schuttkegel des abgebrochenen Birschgletschers könnte den Schuttkegel destabilisieren.

dpa