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London: Abnehmspritzen für übergewichtige Arbeitslose

Elf Milliarden Pfund kostet Fettleibigkeit jedes Jahr den britischen Gesundheitsdienst. Die Regierung wirbt nun für Mittel aus der Pharmaindustrie. Laut Fachleuten ist das aber zu einfach gedacht.

Abnehmspritzen sind kein schneller Ersatz für gesunde Ernährung und Bewegung. Und die Langzeitfolgen sind bisher unklar. (Archivbild)
Foto: Clara Molden/PA Wire/dpa

Die britische Regierung wirbt im Kampf gegen Fettleibigkeit dafür, dass sich übergewichtige Arbeitslose Abnehmmittel spritzen. Premierminister Keir Starmer sagte der BBC, dass diese Medikamente Menschen dabei helfen könnten, wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Dies würde sowohl der Wirtschaft als auch dem NHS zugutekommen.

Nach Angaben von Gesundheitsminister Wes Streeting kosten Krankheiten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit den NHS jährlich 11 Milliarden Pfund (13,2 Mrd Euro). «Unsere immer breiter werdenden Hosenbünde stellen auch eine erhebliche Belastung für unser Gesundheitswesen dar», schrieb Streeting in der Zeitung «Telegraph». «Die langfristigen Vorteile dieser Medikamente könnten für unseren Ansatz zur Bekämpfung von Fettleibigkeit von enormer Bedeutung sein.»

Risiken, Nebenwirkungen, unklare Langzeitfolgen

Fachleute aber warnen, Medikamente seien kein schneller Ersatz für gesunde Ernährung und Bewegung. «Wir vertrauen darauf, dass Ärztinnen und Ärzte im Einzelfall entscheiden, ob sie einem Patienten oder einer Patientin ein rezeptpflichtiges Arzneimittel verordnen oder nicht», teilte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände auf Anfrage mit. «Rezeptpflichtige Arzneimittel wie “Abnehmspritzen” haben Risiken und Nebenwirkungen, die nicht ausgeblendet werden dürfen.» Dazu zählen Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Erschöpfung.

Die Langzeitfolgen der Medikamente sind noch unklar, da sie noch nicht lange genug verwendet werden. Beim Absetzen der Medikamente kommt es bei den meisten Betroffenen zu einer erneuten Gewichtszunahme, daher müssen sie laut aktuellem Kenntnisstand über Jahrzehnte hinweg eingenommen werden.

Praxistests geplant

Minister Streeting betonte, dass es wichtig sei, dass die Menschen selbst die Verantwortung für einen gesunden Lebensstil übernehmen. Gegenüber dem Sender Sky News sagte er, dass die Mittel nicht dazu dienen sollten, einen Körper zu formen, der nur für Instagram geeignet ist.

Der US-Pharmakonzern Eli Lilly hat angekündigt, 279 Millionen Pfund in Großbritannien zu investieren. Diese Summe ist auch für Praxistests zum Einfluss von Abnehmspritzen auf Arbeitslosigkeit und Auswirkungen auf die Inanspruchnahme von NHS-Diensten vorgesehen.

dpa