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Fehler bei Brustkrebs-Früherkennung in Andalusien sorgt für Skandal

Regionale Behörden gestehen Verzögerungen bei Mammografie-Ergebnissen ein, Frauen nicht informiert, Sofortprogramm angekündigt

Andalusien in Südspanien wird derzeit von einem Skandal um Fehler bei der Früherkennung von Brustkrebs erschüttert. Tausende Frauen erhielten ihre teils verdächtigen Befunde erst mit monatelanger Verzögerung. (Illustration)
Foto: Michael Hanschke/dpa

Im südspanischen Andalusien sorgt ein Skandal um Fehler bei der Früherkennung von Brustkrebs für erheblichen Aufruhr. Wie die regionalen Behörden inzwischen eingestanden, haben rund 2.000 Frauen ihre Mammografie-Ergebnisse mit «unsicherer» oder «nicht eindeutiger» Einschätzung erst mit monatelanger und teils sogar mehr als einem Jahr Verzögerung erhalten.

Die Betroffenen seien nicht über die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen informiert worden, berichtete der staatliche TV-Sender RTVE. Andalusiens Regionalpräsident Juanma Moreno kündigte drastische Schritte an. «Die Lage ist ernst», räumte er ein. 

Einige Frauen, für die die Warnung zu spät kam, sind inzwischen gestorben, sagte die Präsidentin der Vereinigung der Frauen mit Brustkrebs (Amama), Ángela Claverol, wie RTVE berichtete. Sie kündigte rechtliche Schritte wie eine Sammelklage gegen den andalusischen Gesundheitsdienst SAS an. Es gibt jedoch bisher keine offizielle Bestätigung von Todesfällen.

Eine Mammografie kann Tumore oft frühzeitig entdecken, bevor sie tastbar sind. Je früher ein Karzinom diagnostiziert wird, desto höher sind die Heilungschancen. Fortgeschrittener Brustkrebs mit Metastasen ist hingegen in der Regel schwer heilbar. Es gibt jedoch Therapien, um das Überleben zu verlängern.

Der öffentliche Aufschrei über die Missstände in Andalusien führte dazu, dass die Gesundheitsministerin der autonomen Region, Rocío Hernández, zurücktreten musste. Moreno räumte grundlegende Versäumnisse beim Informations- und Kommunikationsprozess ein. Kritiker wie die Ärztevereinigung in Córdoba machten auch unzureichende Investitionen in den öffentlichen Gesundheitssektor für die Fehler verantwortlich, wie der Sender Cadena Ser berichtete.

Betroffene Frauen haben sich beschwert, dass es teilweise Monate oder sogar länger dauerte, bis sie erfuhren, dass eine Nachuntersuchung erforderlich wäre. In mehreren Fällen wurde der Tumor erst spät entdeckt. Krankenkassen, Patientenorganisationen und Berufsverbände haben kritisiert, dass solche Verzögerungen die Heilungschancen erheblich verringern könnten.

Moreno gab bekannt, dass ein Sofortprogramm mit einem Budget von zwölf Millionen Euro zur Verbesserung des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms geplant ist. Es sollen zusätzliche Radiologen, Pflegepersonal, schnellere Diagnoseverfahren und eine bessere Patientenkommunikation eingeführt werden. Alle betroffenen Frauen werden bis Ende November erneut untersucht.

dpa