35 Jahre nach der Ermordung des Ehepaars Menendez in Beverly Hills bemühen sich dessen verurteilte Söhne Lyle und Erik um eine Haftentlassung. Doch die Brüder müssen sich weiter gedulden.
Menendez-Brüder: Gerichtsanhörung weiter aufgeschoben
Die Bemühungen der verurteilten Brüder Erik und Lyle Menendez in den USA um Freilassung verzögern sich weiter. Eine für Donnerstag und Freitag geplante Gerichtsanhörung zur Neuverhandlung des Strafmaßes wurde kurzfristig auf den 9. Mai verschoben, nach einem Disput zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Richter Michael Jesic ordnete die Verschiebung an.
Der neue Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Nathan Hochman, der gegen die Freilassung der Brüder ist, hat kurzfristig die Vertagung der Anhörung beantragt. Der Streit dreht sich um einen Bewertungsbericht, den der staatliche Bewährungsausschuss auf Anweisung des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom erstellt hat. Die Brüder haben ein Gnadengesuch bei Newsom eingereicht. Das Gutachten soll prüfen, ob die beiden im Falle einer Freilassung ein öffentliches Risiko darstellen würden.
Es gab anfangs keine Informationen über den Inhalt des Berichts. Richter Jesic plant, im Mai zu entscheiden, ob das Gutachten in zukünftigen Gerichtsanhörungen zugelassen werden soll.
Jahrzehnte hinter Gitter
Die Brüder Eric und Lyle Menendez, die heute 54 und 57 Jahre alt sind, wurden im Jahr 1990 festgenommen und sitzen seitdem im Gefängnis. Sie wurden sechs Monate nach der Gewalttat in Beverly Hills verhaftet, bei der sie ihre wohlhabenden Eltern Jose und Kitty Menendez im Wohnzimmer ihres Elternhauses erschossen hatten.
Vorwürfe von Missbrauch
Zu Beginn bestritten die Brüder die Tat. Später gaben sie an, dass sie jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht wurden und aus Angst vor ihnen gehandelt hätten. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne wurden Berichte über langjährigen Missbrauch durch den Vater vorgelegt. Doch am Ende scheiterte das Verfahren – die Geschworenen konnten sich 1994 nicht auf ein einstimmiges Urteil einigen.
In einem weiteren Verfahren wurden die Brüder im Jahr 1996 dann wegen Doppelmordes für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen Entlassung verurteilt. Der zuständige Richter hatte in diesem Prozess Aussagen zum mutmaßlichen sexuellen Missbrauch größtenteils untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern zu gelangen.
Netflix rollt die Story wieder auf
Die Justiz-Saga wurde kürzlich durch zwei Netflix-Produktionen erneut aufgerollt, wodurch der Fall erneut ins Rampenlicht gerückt ist. Die Menendez-Brüder verbüßen ihre Haftstrafe in einem Gefängnis in San Diego, Kalifornien. Verschiedene Verwandte der Brüder setzen sich für ihre Freilassung ein.
Mögliche Wege in die Freiheit
In einer erneuten Verhandlung über das Strafmaß könnte beispielsweise die gute Führung im Gefängnis berücksichtigt werden. Wenn das Gericht zu Gunsten der Brüder entscheidet, wäre eine Bewährung möglich.
Erik und Lyle Menendez könnten außerdem vom kalifornischen Gouverneur begnadigt werden. Eine Anhörung vor dem Bewährungsausschuss ist für Juni geplant.
Hochmans Vorgänger, der frühere Bezirksstaatsanwalt George Gascón, hatte im vergangenen Jahr eine Neuverurteilung mit einer geringeren Strafe befürwortet. Er deutet darauf hin, dass in den 1990er Jahren ein geringeres Bewusstsein dafür bestand, Männer als Opfer von sexueller Gewalt zu betrachten.