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Menendez-Brüder: L.A. Staatsanwalt gegen neuen Prozess

35 Jahre nach der Ermordung des reichen Menendez-Ehepaares in Beverly Hills hoffen dessen verurteilte Söhne Lyle und Erik auf eine Haftentlassung. Doch der Staatsanwalt von L.A. stellt sich dagegen.

Erik Menendez (l) und sein Bruder Lyle Menendez wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.
Foto: Uncredited/California Dept. of Corrections via AP/dpa

Die verurteilten Mörder Erik und Lyle Menendez haben einen Rückschlag erlitten, als der neue Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Nathan Hochman, sich gegen ihren Antrag auf ein neues Verfahren aussprach. Hochman äußerte Zweifel an den neuen Beweisen der Menendez-Anwälte und empfahl dem Gericht, den Antrag abzulehnen. Eine Gerichtsanhörung ist für Ende März geplant.

Die Brüder, die heute 54 und 57 Jahre alt sind, verbüßen seit 1990 eine Haftstrafe. Sie wurden festgenommen, als sie ein halbes Jahr nach der schockierenden Bluttat in Beverly Hills ihre wohlhabenden Eltern Jose und Kitty Menendez im Wohnzimmer ihres Hauses erschossen haben.

Hochman und sein Team haben über 50.000 Seiten alter Prozessunterlagen gesichtet, sich mit Anwälten und Ermittlern beraten und mit Familienmitgliedern der Brüder gesprochen. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit einen weiteren Antrag auf eine mögliche Neuverurteilung mit einer geringeren Strafe, so Hochman.

Vorwürfe von Missbrauch

Zu Beginn bestritten die Brüder die Tat. Später gaben sie an, dass sie jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden seien und aus Angst vor ihnen gehandelt hätten. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne wurden Berichte über langjährigen Missbrauch durch den Vater vorgelegt. Am Ende kam es jedoch zum Platzen des Verfahrens – die Geschworenen konnten sich 1994 nicht einstimmig auf ein Urteil einigen.

In einem weiteren Verfahren wurden die Brüder im Jahr 1996 dann wegen Doppelmordes verurteilt und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Freilassung verurteilt. Der zuständige Richter hatte in diesem Verfahren Aussagen über den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch weitgehend untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern heranzukommen.

Netflix rollt die Story wieder auf

Der Fall ist wieder in den Schlagzeilen. Zwei Netflix-Produktionen beleuchten das Mord- und Justizspektakel. Die Brüder haben beim kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom ein Gnadengesuch eingereicht, während ihre Anwälte auf eine Aufhebung des Urteils drängen.

Hochmans Vorgänger, Bezirksstaatsanwalt George Gascón, setzte sich im letzten Jahr für eine Neuverurteilung mit einer geringeren Strafe ein. Er deutet darauf hin, dass es in den 1990er Jahren ein geringeres Bewusstsein dafür gab, Männer als Opfer von sexueller Gewalt zu betrachten. Wenn ein Richter dem zustimmt, könnten die Brüder etwa 35 Jahre nach ihrer Festnahme freigelassen werden.

Verwandte wünschen Freilassung der Brüder

Die Menendez-Brüder befinden sich derzeit in einem Gefängnis in San Diego, Kalifornien. Während einer Anhörung im vergangenen November sprachen sich zwei Tanten der Brüder im Gerichtssaal für ihre Neffen aus. „Kein Kind sollte das durchmachen müssen, was Erik und Lyle widerfahren ist“, sagte Joan Vandermolen, die 93-jährige Schwester der verstorbenen Kitty Menendez, laut dem US-Sender CNN. Auch Teresita Baralt (85), Schwester von Jose Menendez, setzte sich für die Freilassung ihrer Neffen ein.

dpa