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Elf Polizisten in Portugal wegen Menschenhandels festgenommen

Eine gewalttätige, «mafiös strukturierte» kriminelle Organisation wurde zerschlagen. Der mutmaßliche Kopf des Netzwerks ist auf der Flucht.

Die befreiten Migranten wurden laut Polizei oft geschlagen.
Foto: -/Portugiesische Kriminalpolizei Polícia Judiciária PJ/dpa

Elf Polizisten in Portugal wurden wegen des Verdachts auf Menschenhandel verhaftet. Die zehn Mitglieder der Nationalgarde GNR und ein Beamter der Stadtpolizei PSP werden beschuldigt, sich an einem langjährigen System zur Ausbeutung illegal eingereister Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beteiligt zu haben, wie die Kriminalpolizei (PJ) und die GNR in Lissabon mitteilten.

Die gewalttätige, «mafiös strukturierte» kriminelle Organisation sei nach monatelangen Ermittlungen und mehreren Einsätzen in den vergangenen Tagen zerschlagen worden. Ein indischer Staatsbürger, der als mutmaßlicher Kopf des Netzwerks gilt, sei allerdings dem Zugriff entkommen. Der Mann werde aber mit Hochdruck gesucht.

Migranten fast wie Sklaven gehalten

Laut den Ermittlern wurden Hunderte hauptsächlich illegale Migranten in Agrarbetrieben in den Regionen um Beja, Portalegre, Figueira da Foz und Porto unter Bedingungen, die Sklaverei ähneln, festgehalten. Die Opfer wurden oft misshandelt und unter Androhung von Gewalt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zur ununterbrochenen Arbeit auf den Feldern gezwungen.

Die Betroffenen wurden laut der Mitteilung der PJ in provisorischen Unterkünften untergebracht, oft in baufälligen Gebäuden. Sie mussten für bereitgestellte Matratzen sowie für Lebensmittel und Getränke bezahlen. Es wurden alle ihre Papiere eingezogen.

Den Tätern droht jahrelange Haft – vielen Opfern die Abschiebung

Mehr als 300 Ermittler waren an rund 50 Durchsuchungen beteiligt. Im Rahmen der Operation «Safra Justa» (Faire Ernte) seien insgesamt 17 Personen festgenommen worden. Sie sollen am Donnerstag dem Untersuchungsrichter in Lissabon vorgeführt werden. Neben Menschenhandel werde ihnen Beihilfe zur illegalen Einwanderung, Urkundenfälschung, Steuerbetrug, Geldwäsche, aktive und passive Korruption sowie Amtsmissbrauch zur Last gelegt.

Die befreiten Migranten wurden zum Luftwaffenstützpunkt in Beja gebracht. Dort sollen sie bald befragt werden. Vielen droht trotz des Opferstatus eine Abschiebung wegen irregulären Aufenthalts. Ermittlern zufolge besteht auch die Gefahr, dass einige aus Angst vor Repressalien gegen Angehörige in den Herkunftsländern die Aussage verweigern oder zu fliehen versuchen.

dpa