Sie wollten in den Ferien die Berge genießen – doch dann kam der Schnee: Ein heftiger Sturm hat auf der tibetischen Seite des Mount Everest Hunderte Wanderer eingeschlossen.
Hunderte Wanderer am Mount Everest aus Schneesturm gerettet
Der Wanderurlaub begann, endete jedoch im Schneechaos: Nach einem plötzlichen Schneesturm auf der tibetischen Seite des Mount Everest wurden mindestens 350 Touristen von Rettungskräften in Sicherheit gebracht. Die Wanderer wurden in die Ortschaft Qudan gebracht, wie das chinesische Staatsfernsehen berichtete. Sie liegt östlich des Berges.
Inzwischen besteht Kontakt zu mehr als 200 weiteren Personen, die nach und nach ebenfalls den Sammelpunkt erreichen sollen. Das betroffene Gebiet ist als sogenanntes Karma-Tal bekannt. Es ist noch unklar, wie viele Menschen sich dort weiterhin aufhalten. Das Tourismusgebiet wurde vorübergehend geschlossen, nachdem Unwetter über die Region hinweggezogen waren.
Zerstörte Zelte, blockierte Straßen
Zuvor hatte das chinesische Nachrichtenportal Jimu Xinwen berichtet, dass fast 1.000 Wanderer auf rund 4.900 Metern Höhe in der Region eingeschlossen gewesen seien. In ersten Berichten war von Opfern die Rede. Ob tatsächlich Menschen ums Leben kamen, ist aber noch unklar. Der Sturm hatte demnach Zelte zerstört und Zufahrtsstraßen durch Schneemassen blockiert.
«Ich hatte großes Glück, da herauszukommen», sagte die 29-jährige Wanderin Geshuang Chen dem britischen Sender BBC. Ihre Gruppe war demnach im Everest-Gebiet unterwegs, als sie von einem heftigen Schneesturm überrascht wurde.
Der Wetterbericht hatte zunächst nur leichten Schneefall vorhergesagt, aber über Nacht wurde der Wind stärker und der Schnee fiel meterhoch. Am nächsten Morgen begann die Gruppe den Rückzug und kämpfte stundenlang durch tiefen Schnee.
Viele Tote in Nepal und Indien
Die Hochsaison für Wanderungen in der Gegend erstreckt sich von Mai bis Oktober, wobei es einen deutlichen Anstieg der Besucherzahlen während der chinesischen Ferienwoche Anfang Oktober gibt. Im Gegensatz dazu starten Expeditionen zum Gipfel des Mount Everests meist von der Nordseite in Tibet oder von der Südseite in Nepal. Auch Teile dieser Region hatten mit Unwettern zu kämpfen.
In Nepal und im indischen Bundesstaat Westbengalen haben schwere Unwetter schwere Schäden verursacht und viele Todesopfer gefordert. In Nepal sprachen die Behörden von mehr als 40 Toten, während in Westbengalen von mindestens 23 Opfern die Rede war. Die betroffenen Gebiete waren von starken Monsunregenfällen betroffen.
Laut der Deutschen Presse-Agentur sind seit Samstag mindestens 37 Menschen allein im Bezirk Ilam im Osten Nepals durch Erdrutsche ums Leben gekommen. Es gab auch Tote durch Blitzeinschläge und Sturzfluten in anderen Teilen des Landes.
Immer wieder Tote am Everest
Der Mount Everest war früher ein unberührtes Stück Natur. Seit der Erstbesteigung im Jahr 1953 hat jedoch der Bergsteiger-Tourismus stark zugenommen. Jedes Jahr versuchen Hunderte Kletterer aus verschiedenen Ländern den Gipfel zu erreichen – einige von ihnen bezahlen dieses gefährliche Abenteuer mit ihrem Leben.
In der aktuellen Saison sind laut dem Tourismusministerium in Kathmandu auf der nepalesischen Seite fünf Kletterer ums Leben gekommen. Im Frühjahr wurden 468 Genehmigungen für ausländische Bergsteiger erteilt, während es für die Herbstsaison bisher nur vier waren.
Es kann auf dem Mount Everest bis zu minus 50 Grad kalt werden, und Windgeschwindigkeiten von bis zu 80 Metern pro Sekunde sind keine Seltenheit. Doch besonders gefährlich ist für Bergsteiger die extrem dünne Luft in großer Höhe.