Eine Tragödie für Angehörige, verzweifelte Suche nach Vermissten, schwierige Bedingungen für Feuerwehr im Inneren der Türme.
Inferno in Hongkong: Hochhausbrand fordert 54 Tote und 279 Vermisste

Während im Hintergrund die Hochhaustürme brennen, sich Rauchschwaden über den Hongkonger Stadtteil Tai Po legen und immer wieder glühende Bauteile herabfallen, blickt eine völlig aufgelöste Frau auf das Inferno. «Meine ganze Familie ist dort drinnen. Ich erreiche sie nicht am Telefon. Ich habe große Angst, dass sie ohnmächtig geworden sind», sagt sie mit brüchiger Stimme.
Eine weitere Bewohnerin versucht, die Frau zu beruhigen, aber auch sie gibt in einem Beitrag des Hongkonger Lokalfernsehens TVB zu verstehen, dass ihre Angehörigen ebenfalls noch vermisst werden.
Höchster Alarmstufe
Am Mittwochnachmittag (Ortszeit) brach ein Feuer im Hochhauskomplex Wang Fuk Court aus, der aus acht Blöcken mit je mehr als 30 Stockwerken und über 1.900 Wohnungen besteht. Die Flammen griffen schnell auf weitere Türme der Hochhaus-Siedlung über, die wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten vollständig in Bambusgerüste und Schutznetze gehüllt waren. Am frühen Abend rief die Feuerwehr schließlich die höchste Alarmstufe fünf aus.
Bis zum Morgen danach bestätigen die Behörden mindestens 54 Tote und 279 Vermisste. Noch immer steigt zu diesem Zeitpunkt dichter Rauch aus den Hochhäusern auf, die Feuerwehr ist weiterhin im Großeinsatz. Der Brand gilt als das Feuer mit den meisten Opfern in Hongkong seit Jahrzehnten.
Schwierige Rettungs- und Löscharbeiten
Vor allem für die Angehörigen ist es eine Tragödie. In Videos sind Menschen zu sehen, die völlig verzweifelt mit selbstgemachten Namensschildern durch die Straßen laufen, in der Hoffnung, dass jemand die Namen kennt und Entwarnung geben kann, weil er ihre Angehörigen gesehen hat. Ein Mann erzählt, dass er noch über das Handy mit seiner eingeschlossenen Frau in Kontakt stehe. Sie habe versucht, über das Treppenhaus zu fliehen, sei jedoch in einem völlig verqualmten, stockdunklen Gang zum Rückzug gezwungen gewesen.
Die Feuerwehr gab bekannt, dass die Bedingungen im Inneren der Türme äußerst schwierig seien. Die Einsatzkräfte mussten sich Stockwerk für Stockwerk nach oben arbeiten, während weiterhin Hilferufe aus Wohnungen eingingen, die sie noch nicht erreicht hatten. Ein Feuerwehrmann verlor sein Leben während des Einsatzes.
Mitarbeiter von Baufirma festgenommen
In den frühen Morgenstunden nahm die Polizei drei Männer fest – zwei Direktoren und einen technischen Berater eines Bauunternehmens. Ihnen wird grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen, die die schnelle Ausbreitung des Feuers und die schweren Folgen mitverursacht haben könnten, wie die «South China Morning Post» berichtet.
Es ist möglich, dass die bei den Renovierungsarbeiten verwendeten Abdeck- und Dämmmaterialien nicht den geltenden Brandschutzstandards entsprachen. Die Feuerwehr entdeckte auch Styropor im Inneren der Gebäude, das die Ausbreitung der Flammen innerhalb der Blöcke beschleunigt und möglicherweise weitere Wohnungen über die Flure hinweg entzündet hat.








