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Missbrauchsprozess in Frankreich: Opfer sagt erneut aus

Der Prozess um massenhafte Vergewaltigungen in Frankreich sorgt international für Entsetzen. Das Opfer der Taten spricht erneut vor Gericht. Die Frau hat eine Botschaft an andere Missbrauchsopfer.

Gisèle Pelicot will anderen missbrauchten Frauen Mut machen.
Foto: Christophe Simon/AFP/dpa

Im Prozess um Betäubung und massenhaften Missbrauch in Südfrankreich hat das Opfer Gisèle Pelicot vor Tätern aus dem Umfeld gewarnt. «Der Vergewaltiger ist nicht der, den man spätabends auf einem Parkplatz trifft. Er kann auch in der Familie sein, unter den Freunden», sagte Pelicot, wie der Sender France Info aus dem Gerichtssaal im südfranzösischen Avignon berichtete. Laut dem Sender BFMTV fügte sie hinzu, es seien Menschen, die man nicht verdächtige.

«Ich versuche, zu verstehen, wie dieser Herr, der für mich der perfekte Mann war, an diesen Punkt gelangen konnte. Wie konnte er mich derart hintergehen? Wie konntest du Personen in mein Schlafzimmer lassen?», fragte sie an ihren Ex-Mann und den Hauptangeklagten im Prozess gerichtet. «Für mich ist dieser Verrat unermesslich. Ich dachte, ich verbringe den Rest meiner Tage mit diesem Mann.»

Missbrauchten Frauen Mut machen

Pelicot betonte, sie habe die Entscheidung getroffen, den Prozess nicht hinter verschlossenen Türen zu führen, da sie sich nichts vorzuwerfen habe. Sie wolle, dass andere missbrauchte Frauen durch sie Mut bekämen. «Ich will, dass sie keine Schande mehr verspüren. Nicht wir sollten uns schämen, sondern sie», zitierte die Zeitung «Le Parisien» aus dem Prozess. Demnach fügte Pelicot hinzu: «Ich bringe vor allem meinen Wunsch und meine Entschlossenheit zum Ausdruck, dass wir diese Gesellschaft verändern.»

Der 72 Jahre alte Ex-Mann Pelicots steht seit Anfang September vor Gericht, weil er seine inzwischen von ihm geschiedene Frau innerhalb von knapp zehn Jahren immer wieder mit Medikamenten betäubt und vor seinen Augen von fremden Männern vergewaltigen haben lassen soll. Den 50 angeklagten mutmaßlichen Tätern sowie dem früheren Ehemann drohen bis zu 20 Jahre Haft.

dpa