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Mit roten Schuhen gegen Gewalt an Frauen

Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland und weltweit ein Problem. Darauf soll heute aufmerksam gemacht werden. Eine der zahlreichen Aktionen an diesem Tag versucht das mit roten Schuhen.

In Berlin wurden in dieses Jahr bereits 29 Frauen Opfer eines sogenannten Femizids.
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Vor dem Rathaus Tiergarten stehen 30 Paar rote Schuhe. Sie sollen auf Frauen aufmerksam machen, die Femiziden zum Opfer gefallen sind. Laut Stefanie Remlinger, Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Mitte, sind es in diesem Jahr bereits 29.

Ein Femizid bezeichnet die absichtliche Tötung, bei der das Geschlecht des Opfers als Motiv dient. Solche Aktionen finden heute, am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, in vielen deutschen Städten und weltweit statt.

UN-Studie: Weltweit mehr als 51.000 Femizide im privaten Umfeld

Gemäß Schätzungen der Vereinten Nationen wurden im vergangenen Jahr weltweit 51.100 Mädchen und Frauen von Verwandten oder männlichen Partnern getötet. Das volle Ausmaß an Femiziden sei jedoch noch größer, so eine Studie des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und der UN-Frauenorganisation UN Women. Denn es gebe keine ausreichenden Daten zu Tötungen außerhalb des privaten Umfeldes.

Im Jahr 2023 hatte Afrika die höchste Rate an Femiziden, bei denen Opfer und Täter in einer intimen oder familiären Beziehung standen. Die Rate lag bei 2,9 Opfern pro 100.000 Frauen. In Europa war die Rate mit 0,6 am niedrigsten.

Die UN-Fachleute wiesen darauf hin, dass viele Opfer vor ihrem Tod wegen Gewalt in der Beziehung Alarm geschlagen hätten. «Dies legt nahe, dass viele Tötungen von Frauen vermeidbar sind», schrieben sie. Kontaktverbote für männliche Partner könnten Leben retten, hieß es.

Scholz: Wollen mehr Hilfe für weibliche Gewaltopfer

«Es muss mehr Frauenhausplätze und Beratungsangebote geben, verlässlich finanziert. Opfer von Gewalt brauchen einen Anspruch auf Schutz», schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz auf der Plattform X. «Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen Gewalt im eigenen Zuhause – und das sind nur die polizeilich erfassten Taten», betonte der Kanzler. Das Bundeskabinett will einen entsprechenden Entwurf des Gewalthilfegesetzes am Mittwoch verabschieden. Ob er auch eine Mehrheit im Bundestag erreicht, ist noch unklar.

https://x.com/Bundeskanzler/status/1860999743498809646

«Fast jeden Tag gibt es einen Femizid. Jeden Tag werden rund 400 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt», sagte Bundesfrauenministerin Lisa Paus der Deutschen Presse-Agentur. «Es braucht eine Trendumkehr, ein starkes Gewalthilfegesetz, um das Recht auf Schutz und Beratung für alle Betroffenen von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt zu verankern.»

Michaela Engelmeier, Vorstandsvorsitzende des Sozialverbands Deutschland, forderte in einer Mitteilung: «Gewaltschutz ist ein Menschenrecht und duldet keinen Aufschub. Daher muss das Gewalthilfegesetz endlich umgesetzt werden.» Gewaltschutz sei keine Option, sondern eine Verpflichtung.

Frauen in Deutschland immer mehr von Partnerschaftsgewalt betroffen

Zuletzt präsentierte Paus gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem Bundeskriminalamt Zahlen, die zeigen, dass in Deutschland immer mehr Frauen Opfer von Gewalt werden. Besonders schwerwiegend sind versuchte und vollendete Tötungsdelikte, die gezielt gegen Frauen gerichtet sind. Im Jahr 2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer solcher versuchten oder vollendeten Femizide. Dabei starben 360 Frauen und Mädchen.

«Die Politik muss dafür sorgen, dass Täter gestoppt und Frauen geschützt werden», teilte Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin der Frauenrechtsorganisation Terre de Femmes, mit. Die Trennung von einem gewalttätigen Partner sei für Frauen der gefährlichste Moment. Diese Gefahr für Frauen würde von Behörden und Justiz noch immer unterschätzt werden.

Auch in Spanien viele Fälle von Gewalt gegen Frauen

Die Zahl der Fälle von Gewalt gegen Frauen nimmt auch in Spanien zu. Laut der Gewerkschaft Unión Sindical Obrero sind seit Jahresbeginn bereits 40 Frauen durch ihre Partner oder Ex-Partner ums Leben gekommen. Ein besonders schockierender Fall ereignete sich in der südspanischen Provinz Alicante, wo ein 17-Jähriger angeblich seine 15-jährige Ex-Freundin getötet haben soll, wie der staatliche Sender RTVE berichtet. Kurz zuvor hat ein Mann in der andalusischen Stadt Estepa in der Nähe von Sevilla Berichten zufolge seine Frau und dann sich selbst umgebracht. In ganz Spanien sind 40 Demonstrationen zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen geplant.

Protest in Istanbuler Zentrum verboten

Der Gouverneur von Istanbul hat Demonstrationen in der Innenstadt anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen verboten und den Bereich abgesperrt. Versammlungen sind an bestimmten Orten fern der Innenstadt erlaubt.

Nach Angaben der Organisation «Wir werden Frauenmorde stoppen» waren vergangenes Jahr in der Türkei mindestens 315 Frauen von Männern getötet worden, in den meisten Fällen war der Täter der Partner.

Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen soll die Gesellschaft für dieses Problem sensibilisieren. Die Aktionen finden im Rahmen der UN-Kampagne «Orange the World» statt. Diese gibt es seit 1991 und dauert in diesem Jahr 16 Tage. Sie beginnt heute mit dem Orange Day. Viele Gebäude werden an dem Tag in Orange angestrahlt.

dpa