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Entsetzen in den Niederlanden: Sadistisches Chatnetzwerk aufgedeckt

Verdächtiger vor Richter – Opfer zu extremen Gewalttaten gezwungen, Mord und Suizid angestiftet, Dutzende Opfer identifiziert.

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In den Niederlanden steht ein junger Mann vor Gericht, der im Internet Jugendliche zu Gewalttaten bis hin zu Mord und Suizid gezwungen haben soll. (Symbolbild)
Foto: Nicolas Armer/dpa/dpa-tmn

Niederländische Ermittler verfolgen ein weltweites Netzwerk sadistischer Chatgruppen. Der mutmaßliche Drahtzieher, ein 25 Jahre alter Niederländer, wird nun erstmals einem Richter in Rotterdam vorgeführt. Der Mann aus Eindhoven wurde bereits im Juli festgenommen. Bei der heutigen Sitzung am Dienstag werden zunächst Verfahrensfragen geklärt. Der Beginn des Hauptverfahrens ist noch ungewiss.

Der Angeklagte wird beschuldigt, Jugendliche in Online-Chatgruppen erpresst und zu extremen Gewalttaten angestiftet zu haben. Es wird behauptet, dass es sich dabei um sexuellen Missbrauch von Geschwistern handelte. Den Opfern wurde laut Anklage auch nahegelegt, sich selbst zu verletzen. Möglicherweise wurden sie auch zu Mord und Suizid angestiftet.

Polizei identifizierte Dutzende mutmaßliche Opfer

Der Mann trat der Anklage zufolge im Internet unter dem Namen «Cxrpse» auf, eine Anspielung auf das englische Wort für Leiche. Die Justiz sieht ihn als der Drahtzieher des sadistischen Terrornetzwerks No Lives Matters (Kein Leben zählt) und der Gruppe 764 auf Online-Plattformen wie Telegram und Discord. 

Die Polizei hat bereits Dutzende mutmaßliche Opfer identifiziert. Ein weiterer Verdächtiger, ein 22-jähriger Mann aus Hoofddorp bei Amsterdam, wurde inzwischen festgenommen.

Gezielte Suche nach psychisch labilen Jugendlichen

Das Arbeitsverfahren der Internet-Kriminellen wurde vom niederländischen investigativen TV-Magazin Zembla aufgedeckt und mutmaßliche Täter wurden identifiziert. Laut den Recherchen suchen die Mitglieder gezielt psychisch labile Jugendliche in Foren und locken sie in geschlossene Chatgruppen. In diesen Gruppen setzen sie die Jugendlichen häufig mit Nacktbildern unter Druck.

Laut Staatsanwaltschaft mussten die Opfer beispielsweise den Online-Namen des Angeklagten in ihre Körper ritzen. Sie waren auch gezwungen, die Gewalttaten zu filmen, und diese Videos wurden im Netzwerk weiterverbreitet. Die Polizei gab an, dass die Videos so grausam waren, dass selbst erfahrene Ermittler sie kaum ertragen konnten.

Fall von «White Tiger» in Deutschland

Einen ähnlichen Fall gibt es auch in Deutschland: Vor kurzem wurde in Hamburg ein junger Mann angeklagt, der unter dem Namen «White Tiger» ebenfalls online Kinder zu selbstverletzenden Handlungen bis hin zum Suizid getrieben haben soll.

dpa