Sex, Lügen und Videoclips: Ein Skandal erschüttert Thailands Buddhismus in den Grundfesten. Im Mittelpunkt stehen hochrangige Mönche und eine spielsüchtige Erpresserin.
Mönche im Kreuzfeuer: Sex-Skandal erschüttert Thailand
In Thailand hat ein Skandal um buddhistische Mönche für Aufregung gesorgt: Eine Frau soll hochrangige Geistliche, die normalerweise zur absoluten Keuschheit verpflichtet sind, verführt und dann mit eindeutigem Bildmaterial erpresst haben. Es wird von 80.000 Fotos und Videos gesprochen – sowie von einer beträchtlichen Menge Tempelgeldern, die auf ihr Konto überwiesen wurden.
Die mutmaßliche Erpresserin, eine 35-Jährige mit dem Spitznamen «Sika Golf» wurde bereits festgenommen. Mehrere Geistliche mussten im Zuge der Ermittlungen ihre Roben abgeben, andere flohen außer Landes. Die Zeitung «Bangkok Post» sprach vom «größten Sex-Skandal aller Zeiten», der den Klerus und das Land bis ins Mark erschüttere.
Moralische Autoritäten
Um das Entsetzen zu verstehen, muss man wissen, dass Mönche in Thailand als wichtige moralische Autoritäten und spirituelle Führer verehrt werden. Ein Großteil der Bevölkerung, die den Theravada-Buddhismus praktiziert (die älteste und ursprünglichste Form des Buddhismus), begegnet ihnen mit tiefstem Respekt. Kommt ein Mönch des Weges, halten viele Thais an und lassen sich von ihm an Ort und Stelle segnen. Auch schicken Eltern ihre Söhne oft für eine gewisse Zeit ins Kloster, damit sie dort leben und lernen.
Trotz der Tatsache, dass die Mönche in Thailand normalerweise ein Leben in Armut und Enthaltsamkeit führen sollen, erhalten viele von ihnen hohe Spenden von den Gläubigen für die Tempel, sowohl in Form von Geld als auch von Geschenken. Ihr fast unantastbarer Status ist jedoch stark am Bröckeln.
Skandale um Luxus-Mönche
In den letzten Jahren wurden immer wieder Skandale um sogenannte Luxus-Mönche bekannt, die gegen Regeln lebten. Es ging um Veruntreuung, Drogenmissbrauch und auch um Geliebte. Vor einigen Jahren sorgten Bilder von Mönchen mit teuren Sonnenbrillen in einem Privatjet für Aufregung.
Aber wohl noch nie hat im Königreich ein Skandal um die Hüter der buddhistischen Lehre für so viel Furore sorgt, wie der jüngste. «Und das ist erst der Anfang», warnten thailändische Medien.
«Was diesen Skandal so besonders und schockierend macht, ist die schiere Anzahl der beteiligten hochrangigen Mönche», schrieb die «Bangkok Post» in einem flammenden Kommentar. Ohne die kompromittierenden Bilder, Videos und Chats, die auf mehreren Smartphones der Frau gefunden wurden, «würden sie wahrscheinlich immer noch auf ihren Thronen sitzen und die Öffentlichkeit ungestraft betrügen».
So soll ein 67-jähriger Abt vom Bankkonto des Tempels Wat Chujit Dhammaram in der Provinz Ayutthaya 380.000 Baht (etwa 10.000 Euro) an die Frau überwiesen haben. Von einem privaten Konto soll noch weit mehr Geld geflossen sein. Der Geistliche hat den Orden mittlerweile verlassen. Einem anderen soll «Sika Golf» erzählt haben, dass sie ein Kind von ihm erwarte. Sie forderte umgerechnet knapp 800 Euro Unterhaltszahlung pro Monat – 20 Jahre lang. Der bis dahin hochverehrte Mönch legte seine safranfarbene Robe ab und setzte sich ins Nachbarland Laos ab.
Millionen in Online-Casinos verspielt
In den letzten drei Jahren hat die Erpresserin laut Behörden stolze 385 Millionen Baht erhalten – das entspricht mehr als zehn Millionen Euro. Der größte Teil davon soll aus Tempelkassen stammen. Genug Geld, um ein Leben in absolutem Luxus zu führen. Nach Prasong Chalermpan, Leiter der Antikorruptionsabteilung der Polizei, hat sie jedoch fast die gesamte Summe in Online-Kasinos verloren. Auf ihrem Konto sind nur noch umgerechnet 210 Euro übrig, hieß es.
Natürlich, die Festgenommene steht im Mittelpunkt des Skandals. Ihr Leben und ihre kriminellen Aktivitäten werden derzeit von den Ermittlern genau unter die Lupe genommen. Aber die gesamte Wut und Enttäuschung in der Gesellschaft richtet sich gegen die Mönche.
«Sie predigen. Sie verurteilen andere. Sie demonstrieren moralische Überlegenheit. Doch sie tun genau das Gegenteil», wetterte die «Bangkok Post». Stattdessen sollten sich die Geistlichen fragen, warum sie ins Kloster gegangen sind: «War es für spirituelles Training oder um die soziale Leiter zu erklimmen und durch die safranfarbene Robe Reichtum und Macht zu erlangen?»
König schaltet sich ein
In ganz Thailand gibt es über 40.000 buddhistische Tempel. Hohe Mönche erhalten von der Regierung ein monatliches Gehalt, das als Nittayaphat bezeichnet wird. Die Höhe variiert je nach Dienstalter und Rang im Kloster und liegt zwischen etwa 65 und 900 Euro. Die gläubigen Thais spenden jedoch zusätzlich jährlich Milliarden Euro an die Tempel. Was mit diesem Geld passiert, ist aufgrund der ziemlich mangelhaften Buchführung nur schwer nachvollziehbar.
König Maha Vajiralongkorn hat sich mittlerweile in den Skandal eingeschaltet. Er sagte, dass er anlässlich seines Geburtstags am 28. Juli dieses Mal keine neuen monastischen Titel verleihen werde. Darüber hinaus würden insgesamt 81 monastische Titel, die bereits an Geistliche verliehen wurden, zurückgenommen.
Ob die betroffenen Mönche direkt in den Fall verwickelt sind, war zunächst unklar. Der König sprach von Straftaten, «die schwere Verstöße gegen die klösterliche Disziplin darstellen» und betonte: «Ihre Handlungen haben in der buddhistischen Gemeinschaft weit verbreitete Bestürzung und seelische Belastung ausgelöst».
Regierung kündigt Maßnahmen an
Auch die Regierung hat Maßnahmen angekündigt. Regierungssprecher Jirayu Houngsub erklärte, dass die bestehenden Gesetze, insbesondere was die Transparenz von Tempelfinanzen betrifft, überprüft und verschärft werden sollen, um das Vertrauen in den Buddhismus wiederherzustellen. «Wir werden Mönche im ganzen Land überprüfen», sagte er. Er sei überzeugt, dass die Untersuchungen einen Welleneffekt auslösen und letztlich zu dringend nötigen Veränderungen führen werden.