Müller gleicht spät aus, doch Frattesi kontert postwendend – bittere Niederlage trotz Müllers Tor.
FC Bayern München verliert Hinspiel knapp gegen Inter Mailand
Auch nach einem späten Joker-Tor von Thomas Müller ist der Traum vom Finale dahoam für den FC Bayern München schon nach dem Hinspiel fast geplatzt. Müllers Tor zum 1:1 in der 85. Minute konterte der italienische Meister beim 1:2 (0:1) postwendend durch Davide Frattesi (88.).
Nach der Niederlage zu Hause benötigt der deutsche Rekordmeister in einer Woche im legendären San-Siro-Stadion bereits eine magische Fußballnacht, um doch noch ins Halbfinale einzuziehen. Müller jubelte frenetisch über sein Tor, die Fans riefen lautstark seinen Namen.
Hat Trainer Vincent Kompany Müller als Ersatz für Musiala früher einsetzen müssen, damit der Routinier zum Start seiner Abschiedstour als Bayern-Profi nicht bis zur 75. Minute auf der Ersatzbank schmoren musste?
Erst Kane an den Pfosten, dann Martínez zur Führung
Die Niederlage war besonders schmerzhaft, da die Gastgeber durch Harry Kane bei seinem gravierendsten Fehlschuss in seiner Zeit bei Bayern an den Außenpfosten das bis dahin verdiente Führungstor verpassten (26.).
53 Tage vor dem Finale der Königsklasse in der Allianz Arena erlebte Müller den schmerzhaften Treffer von Inter-Kapitän Lautaro Martínez für Inter noch als Ersatzspieler (38. Minute). Als der 35-Jährige dann eine Viertelstunde vor Schluss doch noch auf dem Platz mitspielen durfte, ging ein Raunen durch die Arena. Die Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen. Und Müller hatte auch schnell eine große Aktion.
Die Fans hatten ihre Münchner Stars vor dem Anpfiff mit einer sehenswerten Choreographie als «Kings of the Cup» gehuldigt. Der eigene Cup-König Müller saß nach 161 Champions-League-Spielen aber lange frustriert draußen. Beim Verlesen der nach den Ausfällen von zahlreichen Leistungsträgern bei weitem nicht bestmöglichen Bayern-Aufstellung wurde er als Reservist am lautesten bejubelte.
Kompany ohne Sinn für Fußball-Romantik
Anstelle der naheliegenden und fußball-romantischen Müller-Variante auf der Position des verletzten Jamal Musiala entschied sich Trainer Vincent Kompany für Raphaël Guerreiro. Der Portugiese bemühte sich, hatte aber vor der Pause die wenigsten Ballaktionen im Münchner Spiel. Nach dem Seitenwechsel konnte er sich zu selten durchsetzen.
Der Kompany-Plan wäre allerdings blendend aufgegangen, wenn Guerreiro nicht mit seinem schwächeren rechten Fuß am früheren Münchner Torhüter Yann Sommer im Mailänder Tor gescheitert wäre (20.). Oder wenn sein Volleyschuss nicht knapp drüber geflogen wäre (55.). So drängte sich unwillkürlich die Debatte auf, ob nicht Müller die bessere Option gewesen wäre. Beim «Spiel auf der Rasierklinge», wie es Sportdirektor Max Eberl vor dem Anpfiff formuliert hatte, hätten die unorthodoxen Müller-Laufwege womöglich für mehr Unordnung im Inter-Bollwerk gesorgt.
Traumhafte Kombination zur Inter-Führung
Kane hatte die große Möglichkeit, dies bereits vor der Pause zu überwinden. Michael Olise, der selbst mit wiederholten Schusschancen, Flanken und Tempodribblings Akzente setzte, legte perfekt für Bayerns Torgaranten auf. Der 31-Jährige nahm Maß – zirkelte den Ball aber nur an den Außenpfosten. Kane sank auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. Die Mailänder konnten nicht zum dritten Mal in dieser Saison der Champions League überwunden werden. Ein Schuss in der 80. Minute verfehlte deutlich das Ziel.
Die 75.000 Zuschauer erlebten insgesamt mehr Torchancen, als man es in diesem taktisch geprägten Duell erwartet hätte. Nach einem schönen Zuspiel von Alessandro Bastoni traf Flügelspieler Carlos Augusto das Außennetz. Kurz darauf jubelte Inter nach einem Traumtor. Augustos Flanke wurde von dem ehemaligen Mönchengladbacher Marcus Thuram per Hacke auf Martínez zurückgelegt, der dann mit dem Außenrist traf.
Leistungsträger werden schmerzlich vermisst
Nach der Halbzeit stemmten sich die Münchner gegen den Rückstand. Die vielen Ausfälle und das fehlende Tempo, insbesondere durch die schmerzlich vermissten Musiala und Alphonso Davies, führten jedoch zu einem deutlichen Qualitätsverlust und beschränkten die Möglichkeiten. Dennoch stimmten die Mentalität und das Herz, wie von Kompany gefordert.
Die Gäste verpassten aus spitzem Winkel durch Martínez gegen den gut parierenden Jonas Urbig das 2:0 (55.). «Thomas kann von der Bank ein extrem wichtiger Faktor für uns werden», hatte Eberl gesagt. Müller musste mit auf dem Rücken verschränkten Armen die Einwechslung von Serge Gnabry verfolgen. Erst coachte er lautstark die Kollegen, dann schlug seine Zeit. Sein Ausgleich sorgte für große Emotionen in der Arena. Doch die Freude Jubel währte nur drei Minuten, Frattesi sorgte für den erneuten Schock.