Über eine Web-Plattform kam Dominique Pelicot mit den späteren Vergewaltigern seiner Frau Gisèle in Kontakt. Auch zahlreiche weitere Straftäter sollen die Seite genutzt haben.
Nach Avignon-Prozess: Ermittlungen gegen Kontakt-Plattform
Frankreichs Justiz hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Betreiber der Online-Plattform eingeleitet, die im Missbrauchsprozess von Avignon eine zentrale Rolle gespielt hat. Der Prozess drehte sich um Dominique Pelicot, der seine damalige Frau Gisèle über knapp zehn Jahre immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und Fremden zur Vergewaltigung angeboten hat. Kontakt zu diesen Männern hatte er über die Webseite «Coco» aufgenommen.
Im Sommer schlossen Behörden die Seite
Es wurden auch Berichte über homophobe Angriffe im Zusammenhang mit der Website veröffentlicht. Laut der Pariser Staatsanwaltschaft wurden mehr als 23.000 Straftaten gemeldet, die über die Seite begangen worden sein sollen. In den Ermittlungen wurden mehr als 480 Opfer identifiziert.
Im Sommer wurde die Seite von den französischen Behörden geschlossen und die dazugehörigen Bankkonten eingefroren. Zwei der Server der Plattform mit Domainnamen aus Guernsey befanden sich in Deutschland, ebenso wie eines der Konten. Die Seite selbst bezeichnete sich als Chat- und Diskussionsplattform, auf der Nutzer Kontakte knüpfen und sich in privaten und öffentlichen Bereichen austauschen konnten.
Schwere Vorwürfe gegen Betreiber
Gegen den Betreiber der Seite wird derzeit ermittelt – unter anderem wegen des Verdachts auf schwere Zuhälterei, Beihilfe zum Drogenhandel, Geldwäsche und Beihilfe zur Verbreitung von Missbrauchsbildern. Der Mann wurde gegen Kaution freigelassen. Er hat Frankreich nicht verlassen dürfen.
Das Verfahren gegen ihn kann am Ende zu einem Strafprozess führen, falls die Ermittler ausreichend Beweise sehen. Andernfalls können sie das Verfahren auch wieder einstellen. Der Anwalt des Plattformbetreibers, Julien Zanatta, sagte der Zeitung «Le Parisien», sein Klient weise die Vorwürfe entschieden zurück.