Eine orange Wolke, rund 400 Einsatzkräfte und vier Verletzte: Die Lage in Mainaschaff war dramatisch, doch die Gefahr ist gebannt. Noch ist allerdings einiges unklar.
Behörden geben Entwarnung nach Chemieunfall
Nach dem Chemieunfall mit einer weithin sichtbaren orangen Gefahrstoffwolke in einem Industriebetrieb in Mainaschaff bei Aschaffenburg geben Landkreis und Feuerwehr Entwarnung. Schulen und Kitas können laut Gemeinde Mainaschaff normal öffnen. Messungen in der Luft seien als unbedenklich eingestuft worden. Vier Menschen waren durch den Vorfall leicht verletzt worden.
Auch die Kreisbrandinspektion gab Entwarnung. Schon während des noch laufenden Einsatzes am Dienstag sei bei der Überwachung der Umgebungsluft «trotz einer deutlich wahrnehmbaren Geruchsbelastung» im Nahbereich und an anderen Messstellen «zu keinem Zeitpunkt gefährliche Werte» festgestellt worden, hieß es am Mittwochmorgen. Auch nachdem der Wind kurzfristig gedreht hatte, seien alle Messergebnisse unauffällig geblieben.
Gase können lebensgefährlich sein
Auslöser der Gefahrstoffwolke war laut Kreisbrandinspektion ein «sehr großes Metallteil», das in ein Säurebad mit 6.000 Litern Salpetersäure geraten war und dort eine chemische Reaktion ausgelöst hatte.
Gemäß dem Landkreis Aschaffenburg entstanden dabei nitrose Gase. Diese können laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung im schlimmsten Fall ein lebensgefährliches Lungenödem verursachen. Dabei sammelt sich Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in der Lunge, was zum Tod führen kann. Anwohner wurden über Warnsysteme und Lautsprecherdurchsagen gewarnt und gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten, Lüftungsanlagen auszuschalten und sich im Inneren geschlossener Räume aufzuhalten.
Die Einsatzkräfte sperrten das betroffene Gebiet weiträumig ab und betraten das Gebäude in Schutzanzügen. Da es nicht gelang, das Metallstück aus dem Säurebecken zu entfernen, wurde die Säure in ein anderes Becken umgeleitet. Mitarbeiter der betroffenen Firma halfen dabei, so die Kreisbrandinspektion.
Warum das Metallteil ins Säurebecken gelangte, war zunächst unklar. Ein Polizeisprecher sagte am Mittwoch, es werde noch einige Zeit dauern, bis man etwas über Ursache und Schaden sagen könne. Das betroffene Gebäude in dem Industriebetrieb konnte bisher nicht betreten werden. Zunächst muss auch eine mögliche Einsturzgefahr ausgeschlossen werden.
Orange Wolke über der Firma
Nach dem Vorfall bildete sich über dem Firmengelände eine kräftige, orangefarbene Wolke. Feuerwehrleute in Schutzanzügen waren stundenlang vor Ort, insgesamt waren laut Kreisbranddirektion rund 400 Einsatzkräfte verschiedener Organisationen beteiligt, darunter etwa 300 Feuerwehrleute und 80 Menschen vom Rettungsdienst. Landrat Alexander Legler (CSU) bedankte sich bei den Helfern: «Auf unsere Blaulichtfamilie ist Verlass.»
Nach dem Vorfall warnte die Behörden die Bevölkerung davor, sich im Freien aufzuhalten. Ein Abschnitt der Bundesstraße sowie der Main als Bundeswasserstraße wurden rund um das Betriebsgelände gesperrt. Mainaschaff grenzt unmittelbar an Aschaffenburg.