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Nach dem Erdbeben kommt der Regen: Verzweiflung in Myanmar

Leichengeruch, Masseneinäscherungen – und jetzt auch noch Regen. Die Lage in Myanmar bleibt nach dem Erdbeben dramatisch.

Die Schäden im Katastrophengebiet sind gewaltig. (Archivfoto)
Foto: Uncredited/AP/dpa

Zehn Tage nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,7 in Myanmar steigt die Zahl der Toten unaufhaltsam weiter. Bislang seien 3.514 Leichen gefunden worden, 210 Menschen würden noch vermisst, teilte die regierende Militärjunta mit. Die meisten Opfer gab es demnach rund um die zweitgrößte Stadt Mandalay, wo allein mehr als 2.100 Einwohner ums Leben kamen. Helfer und Augenzeugen befürchten aber, dass die wahre Zahl der Toten noch viel höher sein könnte.

Regen erschwert Hilfseinsatz

Hinzu kommen seit dem Wochenende schwere Regenfälle, die die Arbeit der Helfer behindern und die Situation für die Betroffenen noch dramatischer machen. Unter anderem wurden Medienberichten zufolge Zelte und provisorische Kliniken, die von internationalen Teams errichtet wurden, von Regen und heftigem Wind zerstört. Auch drohten Überschwemmungen und Erdrutsche, schrieb die Zeitung «The Irrawaddy» unter Berufung auf örtliche Meteorologen. Im früheren Birma steht die Regenzeit bevor. 

Laut der Militärführung gibt es für die Vermissten keine Hoffnung mehr. Junta-Sprecher Zaw Min Tun erklärte, dass die Rettungseinsätze abgeschlossen seien und nun mit den Aufräumarbeiten begonnen werde. Nach Informationen des Nachrichtenportals Myanmar Now haben die Rettungskräfte jedoch Schwierigkeiten, die Toten abzutransportieren, da die Leichenhallen völlig überfüllt sind. Massenverbrennungen im Freien sind an der Tagesordnung.

Geruch verwesender Leichen

Trotzdem wird im Katastrophengebiet fast überall der Geruch von verrottenden Leichen in der Luft wahrgenommen, wie Beobachter berichten. Der Gestank ist so stark, dass es kaum auszuhalten ist. Aufgrund der vielen Nachbeben trauen sich viele Menschen immer noch nicht in ihre Häuser zurück und schlafen weiterhin im Freien.

«Erdbeben treffen nicht alle Menschen gleichermaßen – sie treffen die Ärmsten am härtesten. Ihnen fehlen die Mittel, um zu überleben und ihr Leben wieder aufzubauen», schrieb der UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher, der sich im Unglücksgebiet aufhält, auf X.

https://x.com/UNReliefChief/status/1909067438500561052

Die Zerstörung ist so gewaltig, dass etwa die schwer betroffene Stadt Sagaing zu 80 Prozent zerstört sein soll, wie «The Irrawaddy» unter Berufung auf Augenzeugen berichtete. Häufige Internetausfälle erschweren es derweil weiterhin, gesicherte Informationen zu erhalten. Das ist in Myanmar ohnehin nicht leicht: Der Vielvölkerstaat wird seit einem Putsch 2021 von brutalen Generälen regiert und versinkt seither in Chaos und Gewalt.

dpa