Geologen befürchten, dass der Bergsturzdamm brechen könnte und starke Flutwellen das Tal bedrohen.
Flutwelle im Lötschental: Behörden warnen vor möglicher Katastrophe
Nach dem gewaltigen Gletscherabbruch im Schweizer Lötschental besteht nun die Gefahr einer Flutwelle. Das Flüsschen Lonza ist aufgrund der meterhohen Fels- und Eismassen, die am Mittwoch vom Berg gestürzt sind, wie durch einen hohen Damm aufgestaut. Die wenigen Häuser, die im Dorf Blatten nicht von den Massen verschüttet wurden, sind bereits überflutet, wie die Behörden berichten.
Der Geologe Flavio Anselmetti von der Universität Bern beschreibt die Kettenreaktion, die im schlimmsten Fall nun droht. Die Fels- und Eismassen hätten sich zu einem sehr hohen Damm aufgetürmt, und dahinter staue sich die Lonza. «Das Schlimmste wäre, dass sich Wasser aufstaut bis zur Krone des Bergsturzdammes», sagte Anselmetti dem Schweizer Radiosender SRF. Der Fluss könne sich dann in das Gestein-Eis-Gemisch einschneiden.
Einwohner wurden schon in Sicherheit gebracht
«Was drohen könnte, wäre, dass der Damm durch dieses Einschneiden instabil wird, dass Teile dieses Dammes mitgerissen werden, dass er kollabiert und dann könnten sehr starke Flutwellen oder Murgänge von diesem Seeausbruch für die Gemeinden, die im unteren Tal liegen, drohen.»
Die Behörden haben bereits vorsorglich Bewohner der Gemeinden Wiler und Kippel, die in der Nähe des Flusses leben, evakuiert. Es handelt sich um 16 Personen. Das Gemisch aus Gestein und Eis erstreckt sich meterhoch über eine Länge von zwei Kilometern und einer Breite von 200 Metern.
Das Dorf Blatten wurde letzte Woche evakuiert, da ein Felsabbruch drohte. Trotzdem wird ein 64-jähriger Mann, der sich in der Gegend aufhielt, noch vermisst. Die Behörden waren von dem Ausmaß des Gletscherabbruchs überrascht.