Im französischen Nantes stürmt ein Angreifer in zwei Klassenräume eines Gymnasiums und sticht auf Schüler ein. Es gibt eine Tote und drei Verletzte. Polizisten nehmen den Täter fest.
Nantes: Eine Tote und Verletzte bei Messerangriff in Schule
Ein Jugendlicher hat bei einer Messerattacke in einem Gymnasium in der westfranzösischen Großstadt Nantes eine Schülerin getötet und drei weitere Schüler verletzt. Personal der Schule habe den Angreifer überwältigt und damit wahrscheinlich weitere Opfer verhindert, sagte Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau am Tatort. Danach seien Polizei und Hilfsdienste schnell vor Ort gewesen und hätten versucht, Leben zu retten. «Das ist ein Drama, das die ganze Nation erschüttert.»
Es wird berichtet, dass der Täter, der angeblich ein 15-jähriger Schüler des katholischen Gymnasiums ist, mittags in zwei Klassenräume des Schulzentrums eindrang und insgesamt vier Schüler angriff. Zuerst griff er eine Schülerin an, die später an ihren schweren Verletzungen starb, bevor er im darunterliegenden Stockwerk weitere Schüler attackierte. Laut Medienberichten und unter Berufung auf die Polizei stellte sich der Informatikbeauftragte der Schule dem Angreifer entgegen, verfolgte ihn und überwältigte ihn. Bei dem Schüler wurden zwei Messer gefunden.
Schockierte Eltern und heulende Schüler
Die Schüler, die zunächst aus Sicherheitsgründen in den Klassenräumen festgehalten wurden, durften am Nachmittag die Schule verlassen. Polizei und Rettungskräfte waren mit vielen Einsatzkräften vor Ort. Medien berichteten von besorgten Eltern und weinenden Kindern an der Schule.
Der Grund für den Angriff ist noch völlig unklar. Der 15-Jährige war anscheinend weder der Polizei noch den Sicherheitsbehörden bekannt. Kurz vor dem Angriff soll der Täter über das Intranet der Schule eine Nachricht an alle Mitschüler geschickt haben, in der er ein düsteres Bild der Gesellschaft zeichnete, wie Medien berichteten. In dem 13-seitigen Dokument soll der Schüler die Zerstörung der Umwelt, systemische Gewalt und soziale Entfremdung angeprangert haben.
Macron lobt Eingreifen der Lehrer
«Ich bin in Gedanken bei den Familien, den Schülern und der gesamten Bildungsgemeinschaft, deren Schock und Trauer die Nation teilt», sagte Präsident Emmanuel Macron. «Durch ihr Eingreifen haben die Lehrer zweifellos weitere Dramen verhindert. Ihr Mut verdient Respekt.»
Nach einer Reihe von oft tödlichen Messerattacken unter Jugendlichen, auch im Umfeld von Schulen, begann Frankreich kürzlich mit Taschenkontrollen am Zugang zu Schulen. Premierminister François Bayrou hat angeordnet, dass diese Kontrollen von der Polizei verstärkt werden. Innerhalb von vier Wochen forderte er außerdem von der Regierung Maßnahmen zur Bekämpfung der Messergewalt unter Jugendlichen. Dabei geht es um Regelungen zum Kauf, Transport und Besitz von Stichwaffen, wobei sich Frankreich an erfolgreichen Maßnahmen im Ausland orientieren könnte.
Premier beklagt ausufernde Gewalt unter Jugendlichen
«Dieses Drama verdeutlicht erneut die ausufernde Gewalt, die in einem Teil unserer Jugend herrscht», sagte der Premier. «Sie führt dazu, dass wir uns grundlegende Fragen in Bezug auf Erziehung, Wertehierarchie und Respekt vor dem menschlichen Leben stellen.»
Die Staatsanwaltschaft hat sich vorerst nicht zum Inhalt der Ermittlungen geäußert und eine für den Abend geplante Pressekonferenz verschoben. „Am Freitag werden Informationen veröffentlicht“, sagte der Innenminister. Auch wenn es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt, wird die Antiterror-Staatsanwaltschaft den Fall ebenfalls prüfen, insbesondere im Hinblick auf die Erklärung, die vom Angreifer verschickt wurde.