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Wintermythen auf dem Prüfstand: Was schützt wirklich vor Erkältungen?

Studien widerlegen die Behauptung, dass Kälte allein Erkältungen verursacht. Kalte Duschen bieten keinen nachweisbaren Schutz, können aber den Kreislauf anregen.

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Auf Weihnachtsmärkten wird zwar viel Glühwein getrunken. Gegen die Kälte sind alkoholfreie Getränke jedoch besser geeignet. (Symbolbild)
Foto: Christoph Schmidt/dpa

„Wenn es Winter wird und der erste Frost kommt, hört man oft Kälte-Weisheiten: Zum Beispiel, dass nasse Haare krank machen oder kalte Duschen vor Erkältungen schützen. Ein Faktencheck:“

Mythos: Nasse Haare bei Kälte machen krank

Das ist nicht richtig. Es ist der Klassiker unter den Wintermythen und wissenschaftlich längst widerlegt. Erkältungen werden nicht allein durch Kälte oder nasse Haare bei kühlen Temperaturen verursacht, sondern immer durch Viren. Ohne Kontakt zu Erregern gibt es keine Infektion. Studien zeigen jedoch, dass eine starke Abkühlung der Körperoberfläche – etwa auch durch nasse Kleidung oder kalte Luft – die Durchblutung der Schleimhäute verringern kann. Dadurch kann die lokale Abwehr geschwächt werden und vorhandene Viren können sich leichter vermehren. Sich warm halten kann daher manchmal helfen. Doch: Eine Erkältung braucht immer einen Erreger.

Mythos: Kalte Duschen verhindern Krankheiten

Es ist nicht eindeutig. Die Idee klingt ansprechend, aber es gibt kaum wissenschaftliche Belege dafür. Eine niederländische Studie mit etwa 3.000 Teilnehmern zeigte: Personen, die täglich 30 bis 90 Sekunden kalt duschten, fühlten sich zwar fitter und berichteten subjektiv von weniger Krankheitstagen, wurden aber objektiv nicht seltener krankgeschrieben.

Experten empfehlen, dass Personen, die kalte Duschen ausprobieren möchten, langsam mit Wechselduschen beginnen sollten, um den Körper Schritt für Schritt abzukühlen. Auch wenn kalte Duschen den Kreislauf anregen und vorübergehend die Durchblutung fördern können, fehlt ein nachweisbarer Schutz vor Erkältungen.

Mythos: Frauen frieren schneller als Männer

Ja, das ist korrekt. Diesmal hat der Volksmund tatsächlich recht. Frauen empfinden Kälte intensiver – aus biologischen Gründen. Männer haben mehr Muskelmasse und verbrennen dadurch mehr Energie, was Wärme erzeugt. Frauen haben hingegen in der Regel einen höheren Fettanteil. Dazu kommen hormonelle Schwankungen, die die Temperaturwahrnehmung beeinflussen.

Studien zeigen: Frauen finden Temperaturen um 24 Grad Celsius angenehm, während Männer sich bereits bei 22 Grad wohl fühlen. Der Unterschied ist nachweisbar – und nicht nur Einbildung.

Mythos: Alkohol wärmt den Körper von innen

„Das ist nicht richtig“, sagt das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Ein Glühwein oder Schnaps kann vorübergehend Wärme vortäuschen, aber tatsächlich kühlt der Körper aus. Alkohol erweitert die Blutgefäße in der Haut, so dass warmes Blut an die Oberfläche gelangt und der Konsument sich warm fühlt. Allerdings wird die Wärme schnell an die Umgebung abgegeben, was dazu führt, dass die innere Körpertemperatur sinkt. Alkohol kann die natürliche Wärmeregulierung des Körpers beeinträchtigen.

Es wird daher empfohlen, Alkohol in der Kälte möglichst zu vermeiden und sich stattdessen durch Bewegung oder warme alkoholfreie Getränke aufzuwärmen.

Mythos: Bei Kälte ist der Blutdruck höher

Richtig. Die Höhe des Blutdrucks ändert sich im Laufe des Tages. Nach dem Aufwachen steigt er stark an und nimmt im Verlauf des Morgens weiter zu. Verschiedene Faktoren wie Geschlecht, Alter, Lebensgewohnheiten und das Umfeld beeinflussen den Blutdruck. Dazu gehören Temperaturunterschiede: «Im Winter ist er höher als im Sommer, da sich die Blutgefäße durch die Kälte verengen und somit einen Anstieg des Blutdrucks bewirken», heißt es bei der Stiftung Gesundheitswissen.

Laut dem Herzzentrum an der Charité können anhaltend hoher Blutdruck Gehirn, Herz und Nieren über längere Zeit stark schädigen. Bluthochdruck liegt vor, wenn die Werte konstant über 140 zu 90 sind.

dpa