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Neue Suche im Fall Maddie – Viele Fragen offen

In Portugal wird erneut nach Hinweisen zur vermissten Maddie gesucht – 18 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Der deutsche Verdächtige könnte bald freikommen.

Seit 18 Jahren fehlt von Madeleine McCann jede Spur. (Archivbild)
Foto: Luis Forra/LUSA/epa/dpa

Eine weitere Suchaktion in Portugal soll neue Erkenntnisse im Fall der vor 18 Jahren verschwundenen Madeleine McCann bringen. Die Suche wurde von deutschen Behörden beantragt und wird bis Freitag im Bezirk Lagos im Süden des Landes durchgeführt, teilte die portugiesische Kriminalpolizei mit.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig teilte auf Anfrage mit, im Rahmen der Ermittlungen im Fall Maddie fänden «gegenwärtig strafprozessuale Maßnahmen in Portugal» statt. 

Gibt es neue Hinweise zu Maddies Verschwinden?

Es ist noch nicht klar. Die Staatsanwaltschaft gab bekannt, dass derzeit keine näheren Informationen zu den Hintergründen der Maßnahmen in Portugal veröffentlicht werden.

In dem ruhigen Badeort an der Algarve verschwand Madeleine am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage, während ihre Eltern in einem Restaurant waren. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen entführt und getötet wurde.

Was ist zu der Suche bekannt?

Laut der Staatsanwaltschaft in Braunschweig werden die Maßnahmen von den portugiesischen Strafverfolgungsbehörden mit Unterstützung durch Beamte des Bundeskriminalamts umgesetzt. CNN Portugal zufolge soll auch ein Haus durchsucht werden, in dem der deutsche Verdächtige Christian B., ein mehrmals vorbestrafter Sexualstraftäter, Anfang der 2000er Jahre gelebt haben soll.

Die britische «Sun» schrieb, auch die Metropolitan Police (MPS) in Großbritannien wisse von den Durchsuchungen. Die MPS sei bei der Suche nicht anwesend, man werde die internationalen Kollegen aber bei Bedarf unterstützen, zitierte das Blatt einen Sprecher.

Wer ist der deutsche Verdächtige?

Genau vor fünf Jahren heute hatten das BKA und die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend bekannt gegeben, dass sie im Fall Maddie gegen einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter wegen des Verdachts des Mordes ermitteln: den mittlerweile 48-jährigen Christian B., geboren in Würzburg.

Derzeit verbüßt der Mann in Deutschland eine Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer damals 72-jährigen US-Amerikanerin in Praia da Luz – dem Ort, an dem Madeleine verschwand. Es gibt bisher jedoch keine Anklage gegen ihn im Fall Madeleine McCann, und die Unschuldsvermutung gilt.

Warum drängt die Zeit?

Laut aktuellem Stand wird Christian B. spätestens Anfang 2026 freigelassen. Bis September wird er noch seine Haftstrafe wegen der Vergewaltigung der US-Amerikanerin verbüßen. Danach muss er gemäß Staatsanwaltschaft eine Ersatzfreiheitsstrafe bis zum 6. Januar 2026 absitzen, falls er nicht 1.446 Euro zahlt.

Im März wurde auch bekannt, dass B. einen Antrag auf vorzeitige Entlassung aus der Haft gestellt hat. Zuvor war er im Oktober 2024 in einem Prozess um drei Vergewaltigungen und zwei Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch freigesprochen worden. Das Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig.

Was sagt Maddies Familie?

Anlässlich des 18. Jahrestags von Maddies Verschwinden betonte ihre Familie Anfang Mai erneut ihre Entschlossenheit, nichts unversucht zu lassen. «Egal, wie nah oder fern sie ist, sie ist weiterhin jeden Tag bei uns, aber ganz besonders an ihrem Ehrentag», zitierte die BBC aus einem Statement der Familie vor Madeleines 22. Geburtstag am 12. Mai.

Wann war die letzte Suche am mutmaßlichen Tatort und was hat sie gebracht?

Die letzte Suchaktion im Fall Maddie fand vor zwei Jahren auf Bitte der deutschen Behörden statt, da die portugiesische Justiz den Fall bereits vor vielen Jahren geschlossen hat. Im Mai 2023 durchkämmten Beamte mit Unterstützung von Spürhunden den Uferbereich des Stausees Arade nahe der Gemeinde Silves. Taucher wurden ebenfalls eingesetzt und Erdbodenproben zur späteren Analyse gesammelt. Trotzdem blieb der erhoffte Durchbruch bei den Ermittlungen aus.

Wie groß sind die Chancen, dass der Fall noch aufgeklärt wird? 

Nicht besonders groß – es sei denn, die Ermittler in Deutschland haben neue konkrete Hinweise, über die sie schweigen. Vor der letzten Suche äußerten sich die meisten Experten auf der iberischen Halbinsel gegenüber den Medien sehr skeptisch. Der portugiesische Kriminalinspektor André Inácio sagte zum Beispiel in einem Interview mit CNN Portugal, dass es unwahrscheinlich sei, nach über einem Jahrzehnt etwas Nützliches zu finden.

Ist den Portugiesen, die auf die Sicherheit ihres Landes stolz sind, eine Aufklärung des Falles noch wichtig?

Seit vielen Jahren reagieren die meisten Menschen in Portugal und vor allem an der Algarve auf den Fall Maddie, wenn man sie anspricht, mit einem Achselzucken bis hin zur Brüskheit. Anfangs gab es viel Anteilnahme. Einige wenige zeigen heute noch Mitleid – die meisten wollen jedoch nichts mehr darüber hören. Der Grund: Bereits kurz nach dem Verschwinden des Mädchens fühlten sich die Menschen nicht nur an der Algarve von den internationalen Medien ungerecht behandelt, sondern auch stigmatisiert.

Die Wirtschaft der Region wird hauptsächlich durch den Tourismus beeinflusst, und negative Ereignisse schaden dem Geschäft. Die Bewohner von Lagos werden die neue Suche sicherlich nicht mit Freude oder positiven Erwartungen begrüßen.

dpa