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Noch kein Urteil: Skisprung-Skandal bei Fis-Ethikkommission

Norwegens Skispringer haben bei der WM ihre Anzüge manipuliert. Auch ein Weltmeister ist in die Causa involviert. Jetzt urteilt der Weltverband Fis. Gibt es spätes Gold für einen Deutschen?

Verliert er nachträglich noch Gold? Norwegens Skispringer Marius Lindvik.
Foto: Georg Hochmuth/APA/dpa

Im Manipulationsskandal um Norwegens Skispringer steht ein Urteil gegen zwei Top-Athleten und drei Betreuer noch aus. Eine unabhängige Untersuchungsstelle hat den Fall zur endgültigen Entscheidung an die Ethikkommission des Weltverbandes Fis überwiesen – diese wird nun über mögliche Sperren, Geldstrafen oder Disqualifikationen entscheiden.

Es bleibt also immer noch unklar, ob der Deutsche Andreas Wellinger nachträglich zum Weltmeister ernannt wird, rund fünf Monate nach der WM in Trondheim. Der deutsche Olympiasieger belegte im Wettkampf auf der Normalschanze den zweiten Platz hinter dem – später suspendierten – Norweger Marius Lindvik.

Die Wettbewerbe Ende Februar und Anfang März wurden von dem Skandal um manipulierte Anzüge überschattet. Auf anonymen Videos, die veröffentlicht wurden, war zu sehen, wie das norwegische Team die Wettkampfanzüge auf unzulässige Weise veränderte. Es wurde eine nicht zugelassene Naht hinzugefügt, um mehr Stabilität während des Fluges zu gewährleisten.

Zwei Sportler und drei Betreuer übriggeblieben

Während der WM wurden drei Betreuer und fünf Springer vorläufig suspendiert. Nach den Untersuchungen des unabhängigen Ethik-Büros – in fünf Monaten wurden 38 Zeugen befragt und 88 Beweisstücke gesichtet – sind von den Sportlern nur noch Weltmeister Lindvik und Team-Olympiasieger Johann André Forfang übriggeblieben, über die die Fis-Ethikkommission nun urteilen wird. Beide beteuern, von den Manipulationen nichts gewusst zu haben. Lindvik hatte am Wochenende den Sommer-Grand-Prix in Courchevel gewonnen.

Laut Fis können mögliche Strafen Sperren, Geldbußen oder nachträgliche Disqualifikationen sein. TV2 aus Norwegen berichtete, dass 18-monatige Sperren gegen Cheftrainer Magnus Brevig und zwei Assistenten angestrebt würden. Bei NRK hieß es, dass für die Sportler Sperren von drei Monaten vorgeschlagen wurden. Lindvik und Forfang lehnten es am Flughafen Genf ab, vor Journalisten zu den aktuellen Entwicklungen Stellung zu nehmen.

Lindvik hatte auf der Normalschanze Gold vor Wellinger gewonnen. Außerdem gewannen er und Forfang Medaillen mit dem Team sowie der Mixed-Auswahl. Sollten diese Ergebnisse gestrichen werden, dann könnten Karl Geiger im Einzel sowie zwei deutsche Teams jeweils zu Bronze aufrücken. Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher sagte zur jüngsten Fis-Mitteilung: «Wir begrüßen die aktuelle Entwicklung und warten nun auf eine endgültige Entscheidung.»

Wellinger: Nachträgliches Gold wäre schwacher Trost

Ein fader Beigeschmack würde in jedem Fall bleiben. «Selbst wenn ich einmal die Goldene nach Hause geschickt bekomme: Dann war ich nicht bei der Siegerehrung, dann habe ich keine Hymne gehört, die Bilder gibt es nicht, die Emotionen. Eigentlich alles, für das wir leben, warum wir den Sport machen, das kann mir keiner mehr geben», hatte Wellinger schon kurz nach der WM in einem Interview gesagt.

dpa