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Noch keine EM-Euphorie: DFB-Auswahl trifft nicht ins Tor

Julian Nagelsmann hat im Endspurt bis zum EM-Anpfiff noch eine große Aufgabe: Vor dem Tor braucht die Nationalmannschaft mehr Effektivität. Gegen die Ukraine reicht es nur zu einem 0:0.

Die DFB-Elf um Pascal Groß (M) kam nicht über ein 0:0 gegen die Ukraine hinaus.
Foto: Federico Gambarini/dpa

Das war noch kein EM-Feuerwerk: Trotz großer Dominanz und viel Offensivdrang hat die Fußball-Nationalmannschaft die Euphorie für das große Heim-Turnier nicht weiter entfachen können.

Im vorletzten Testspiel gegen die Ukraine in Nürnberg vergab die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann zahlreiche hervorragende Chancen und spielte elf Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen Schottland nur 0:0 unentschieden. Der Bundestrainer griff verzweifelt immer wieder an den Kopf, fassungslos darüber, dass der Ball einfach nicht ins Tor wollte.

Beim Comeback von Torwart Manuel Neuer blieb zumindest hinten die Null – auch weil der Bayern-Schlussmann vor 42.789 Zuschauern im ausverkauften Max-Morlock-Stadion mehrfach beherzt zugriff. Für den Angriff auf den vierten EM-Titel sind mehr Effektivität und Zielstrebigkeit im Angriff erforderlich. Pech hatte die DFB-Elf besonders beim Lattentreffer von Debütant Maximilian Beier (61. Minute).

Die letzte Gelegenheit für den Test findet am Freitag in Mönchengladbach gegen Griechenland statt, nur wenige Stunden später muss Nagelsmann seinen endgültigen Kader bei der UEFA anmelden. Am Feinschliff für die EM wird Nagelsmann nun im Trainingslager in Herzogenaurach weiterarbeiten müssen.

Der Kanzler hofft auf EM-Stimmung

Auf der Tribüne in Nürnberg schaute Bundeskanzler Olaf Scholz interessiert zu, wohl auch wegen der politischen Dimension war der Regierungschef nach Nürnberg gereist. Kurz vor dem Anpfiff hatte sich der Kanzler mit Blick auf die EM «ein großartiges Fußball-Fest für ganz Europa» gewünscht. Die deutschen Fans erinnerten mit ihrer Choreographie an einen Song des WM-Sommermärchens 2006: «Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein», stand auf einem großen Banner.

Während der EM könnte die damalige Zeile (…«werden wir Weltmeister sein») sicherlich leicht umformuliert werden. Zu Beginn des Spiels war die deutsche Nationalmannschaft auf einem guten Weg, die deutschen Fans in Stimmung zu bringen. Trotz des Fehlens der etablierten Champions-League-Sieger Toni Kroos und Antonio Rüdiger beherrschte Deutschland das Spiel, aber es fehlten entscheidende Pässe in den Strafraum gegen die dicht gestaffelte ukrainische Defensive.

Gündogan mit der ersten großen Chance

Ilkay Gündogan, der sehr offensiv spielende Kapitän, hätte in der 15. Minute den ersten Treffer erzielen sollen, schaffte es jedoch nicht, den Ball nach einer Flanke von Kroos-Ersatz Pascal Groß ins Tor zu bringen. Die deutschen Fans feierten die Chance ausgiebig, aber es blieb bei dieser einen guten Gelegenheit.

Nagelsmann coachte wie gewohnt energisch an der Seitenlinie. Die Spielidee des Bundestrainers mit Bayern-Profi Jamal Musiala und Leverkusens Meistermacher Florian Wirtz als Super-Kreative im Mittelfeld war klar erkennbar. Allerdings hatten die beiden 21-Jährigen Schwierigkeiten gegen jeweils zwei, drei, manchmal vier Gegenspieler. Ein abgefälschter Schuss von Musiala verfehlte das Tor (42.).

Defensiv nicht immer sicher

Die Defensivschwächen, die die Fans jahrelang verärgert hatten, schienen Nagelsmann bei den Siegen im März gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) in den Griff zu bekommen. Die Ukrainer um den schnellen Chelsea-Star Mychajlo Mudryk deckten am Samstagabend immer wieder Schwächen auf. Der 23-Jährige drang früh bei einem Konter nahe an den deutschen Strafraum vor (4.), Roman Yaremchuk testete Neuer zweimal bei seinem Comeback am Ende der ersten Halbzeit (38. und 45.+1).

Vier Stuttgarter auf dem Rasen

Im zweiten Durchgang brachte Nagelsmann die Stuttgarter Deniz Undav und Chris Führich für Wirtz und Gündogan ins Spiel – nach Rüdiger-Ersatzmann Waldemar Anton und Maximilian Mittelstädt die VfB-Profis Nummer drei und vier auf dem Rasen. Minutenlang entwickelte die DFB-Auswahl in der Folge eine Art Powerplay am ukrainischen Strafraum mit Chancen von Kai Havertz per Kopf (53.) und Undav, dessen Schuss aber abgeblockt wurde (56.).

Nagelsmann wechselte nach etwa einer Stunde erneut und tauschte dreimal. Beier gab sein Debüt im Nationalteam und hätte beinahe mit seinem ersten Ballkontakt die Führung erzielt, traf jedoch nur die Latte. Wenige Minuten später scheiterte der 21-Jährige am ukrainischen Torwart Anatolij Trubin (63.). In der 70. Minute gab Bayern-Youngster Aleksandar Pavlovic sein DFB-Debüt. Zu Beginn der Schlussphase prüfte Führich dann Torwart Trubin (78.). Neuer sorgte mit einem riskanten Pass zum lauernden Gegner noch für einen Schreckmoment, der jedoch ohne Konsequenzen blieb (89.).

dpa