Wasserstand steigt auf über 6 Meter – Evakuierungen werden vorbereitet. Deichläufer im Dauereinsatz.
Hochwasser an der Oder erreicht Alarmstufe 4 in Ratzdorf
Die Hochwassersituation an der Oder in Brandenburg und der benachbarten polnischen Region spitzt sich zu: In Ratzdorf (Oder-Spree) wird am Dienstag um 15.00 Uhr die höchste Alarmstufe 4 erwartet, wie es im Lagebericht des Landkreises Märkisch-Oderland heißt. Der höchste Pegelstand wird voraussichtlich am Mittwoch erwartet, teilte eine Sprecherin der Kreisverwaltung Oder-Spree mit. Das Hochwasser führt zu Verkehrsbehinderungen. Zudem wird vor Hochwassertourismus gewarnt.
Am Morgen lag der Wasserstand der Oder in Ratzdorf bei 4,85 Metern. Prognosen deuten darauf hin, dass er in den nächsten 48 Stunden auf über 6 Meter steigen wird. Die Fluten werden voraussichtlich mehrere Tage anhalten. Die Behörden erwarten, dass die Alarmstufe 4 erst am Freitag um 9.00 Uhr unterschritten wird. Ratzdorf befindet sich am Zusammenfluss von Oder und Neiße, etwa 40 Kilometer südlich von Frankfurt (Oder).
Schutzwand soll Wasser zurückhalten
Am Morgen begann der Aufbau einer rund 152 Meter langen und ein Meter hohen Hochwasserschutzwand. Die Arbeiten sollten laut Fabian Kahl vom Landesamt für Umwelt bis zum späten Montagnachmittag abgeschlossen sein.
Für den Abschnitt des Pegels Frankfurt (Oder) wird erwartet, dass die Alarmstufe 3 am Dienstag um 17.00 Uhr erreicht wird. Im Falle von Alarmstufe 3 können einzelne Grundstücke, Straßen und Keller überflutet werden. Deichläufer werden dann kontinuierlich eingesetzt, um die kilometerlangen Schutzanlagen zu überwachen und Schäden zu melden. Bei der höchsten Stufe 4 geht es um die Katastrophenabwehr, einschließlich der Vorbereitung von Evakuierungen. Größere Flächen können überflutet werden – auch in bebauten Gebieten.
Ratzdorf seit Hochwasser von 1997 bekannt
Ratzdorf war 1997 von einem Oder-Hochwasser bedroht. Das Pegelhäuschen auf einem Sockel am Oderufer, das plötzlich mitten in den Fluten stand, ist seitdem deutschlandweit bekannt. Im Juli 1997 wurde dort ein Stand von fast 6,90 Metern gemessen.
In Polen hat die Scheitelwelle des Hochwassers an der Oder die Kleinstadt Nowa Sol rund 90 Kilometer östlich der Grenze zu Deutschland erreicht. Der Wasserstand dort betrage gegenwärtig 6,45 Meter, wie das Meteorologische Institut mitteilte. Bei Nowa Sol gilt ab 4,5 Meter Alarmzustand. Die Situation sei aber unter Kontrolle, schrieb Bürgermeisterin Beata Kulczycka in sozialen Medien.
Verkehrseinschränkungen und Flugverbot
Die Bewohner des betroffenen Gebiets müssen mit Verkehrsbeschränkungen rechnen. In der Grenzregion Frankfurt (Oder) und dem benachbarten Slubice in Polen könnten Beschränkungen auch an der Stadtbrücke zu spüren sein. Ab Sonntagmorgen schränkte Slubice die Zufahrten für ortsfremde Personen ein.
Die polnische Feuerwehr erinnerte die Bürger daran, dass in der Nähe der Oder ein Flugverbot verhängt worden sei. «Alle Flüge im Umkreis von 20 Kilometern vom Flussbett müssen eingestellt werden», sagte ein Sprecher der Feuerwehr in der Woiwodschaft Lebus der Nachrichtenagentur PAP. Dies gelte auch für Gleitschirme, Segelflugzeuge und Lenkdrachen. «Die Rettungsdienste überfliegen den Fluss, um die Hochwassersituation zu kontrollieren. Ein möglicher Zusammenstoß in der Luft wäre eine Gefahr für die Retter und die Menschen, die an den Deichen arbeiten.» Ein Sprecher der Gebietsverwaltung appellierte an die Bürger, auf Hochwassertourismus zu verzichten und die Deiche nicht zu betreten.
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