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Daniel Tschofenig siegt bei Vierschanzentournee vor Stefan Kraft

Der 22-jährige Österreicher überholt im dramatischen Finale seinen Teamkollegen und sichert sich den Gesamtsieg. Kraft fällt nach Sprüngen auf Platz drei zurück.

Österreichs Skisprung-Youngster Tschofenig.
Foto: Daniel Karmann/dpa

Der junge Daniel Tschofenig hat in einem dramatischen Skisprung-Finale seinen Teamkollegen Stefan Kraft überholt und einen spektakulären Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee errungen. Der 22-jährige Österreicher (136 und 140,5 Meter) rückte im letzten der insgesamt acht Durchgänge von Gesamtrang drei noch an die Spitze, während die deutschen Schanzen-Enttäuschung anhielt.

Kraft, der als Führender der Tournee-Wertung windbedingt minutenlang auf den letzten Versuch warten musste, fiel nach Sprüngen auf 136 und 137,5 Meter auf Platz drei zurück. Rang zwei in Tageswertung und Gesamtklassement ging an Jan Hörl. Zwischen Tschofenig und Hörl lagen in der Endabrechnung nur 1,4 Punkte – das ist weniger als ein Meter Differenz.

Spannendste Entscheidung seit 2006

Der hochklassige Wettbewerb auf der Paul-Außerleitner-Schanze wurde zu einem «brutalen Krimi», wie Kraft schon zur Halbzeit voraussagte. Er selbst war am Ende der betrübte Verlierer, der im Auslauf kaum zu trösten war. Es war die knappste und spannendste Tournee-Entscheidung seit 19 Jahren, als der Finne Janne Ahonen und Jakub Janda aus Tschechien punktgleich waren.

Das quälende Warten der Deutschen auf den ersten Tournee-Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor 23 Jahren wird mindestens bis Januar 2026 fortgesetzt. Andreas Wellinger (133 und 135,5 Meter) sprang vor 14.300 Zuschauern im Pongau auf den neunten Platz. Pius Paschke (12.), Philipp Raimund (15.) und Karl Geiger (23.) schafften es nicht in die Top Ten.

«Griechischer Wein» und Salzburger Bier

Die 73. Ausgabe des Traditionsevents endete genauso wie vor einer Woche in Oberstdorf begonnen. Die Deutschen wurden deutlich geschlagen, während die geschlossen starken Österreicher auch am Ende dominierten. Kraft und Co. beendeten eine dominante Tournee mit vier Siegen und elf von zwölf möglichen Podestplätzen. Dass eine Nation die besten Drei im Gesamtklassement stellt, gab es zuvor erst dreimal: 1955 die Finnen, 1975 und 2012 jeweils die Österreicher.

«Wir fühlen uns wie kleine Superstars», erzählte Kraft und berichtete mit einem breiten Lächeln von spontanen Fotoshootings mit Fans, die von ihren Stars in den glorreichen Tagen um den Jahreswechsel nicht genug bekommen konnten. So euphorisch sah es auch auf der finalen Tournee-Station aus. Ab dem Vormittag feierten zahlreiche Fans im Ortskern. Die fröhlichen Fans trällerten «Griechischer Wein» und tranken ganz viel Salzburger Bier.

Besonderer Doppelpack für Widhölzl

Der Co-Gastgeber, seit eh und je eine Skisprung-Nation, hatte nach jahrelanger Dominanz mit Gregor Schlierenzauer und Co. satte 3653 Tage auf den goldenen Adler warten müssen. Im Geschichtsbuch verewigt hat sich auch Andreas Widhölzl, der nach seinem Tournee-Sieg als Sportler 1999 nun auch als Trainer die Tournee gewonnen hat – diesen besonderen Tournee-Doppelpack gab es nach ORF-Angaben noch nie. «Als Trainer ist es schwieriger», befand Widhölzl.

Mit einem völlig anderen Gefühl kehrt das deutsche Team von der kurzen Heimreise zurück. Paschke und Co. waren nach einem beeindruckenden Saisonstart hoffnungsvoll in das erste Großereignis des Winters gestartet. Am Ende war Paschkes vierter Platz in Oberstdorf das beste Einzelergebnis. Eine Tournee ohne Podestplatz und ohne jede Chance auf den Gesamtsieg ist als deutlicher Misserfolg zu bewerten.

So weit weg wie lange nicht

Doch nicht nur der sportliche Leistungseinbruch fiel auf, sondern auch die teilweise irritierende Ambitionslosigkeit – zumindest in der Öffentlichkeit. Frust? Enttäuschung? Fehlanzeige. «Sonst hätte ich schon seit 23 Jahren enttäuscht sein müssen», sagte Stefan Horngacher, dem auch in seiner sechsten Saison als Bundestrainer der große Wurf nicht gelingen wollte. 

So weit wie diesmal waren seine Schützlinge aber im vergangenen Jahrzehnt selten weg. Olympiasieger Wellinger räumte in Bischofshofen offen ein, man müsse in den kommenden Wochen zunächst mal «kleinere Brötchen backen». Bis zur Nordischen Ski-WM in Trondheim hat Horngacher sieben Wochen Zeit für die notwendigen Korrekturen.

dpa