So muss Deutschland sogar um die WM-Teilnahme bangen. Gegen Außenseiter Slowakei ist die Mannschaft von Julian Nagelsmann beim Start in die Qualifikation völlig von der Rolle.
Peinlicher Quali-Start: Historische Schlappe für Nagelsmann
Krachender Fehlstart statt großer Titelträume: Mit dem 0:2 (0:1) in der Slowakei ist die total verunsicherte Fußball-Nationalmannschaft auf dem Weg zur WM 2026 gleich beim ersten Schritt ganz böse ausgerutscht. Der Griff nach dem goldenen WM-Pokal ist so nur kühnes Wunschdenken.
Im Nationalstadion von Bratislava war nichts von Julian Nagelsmanns großem Dominanz-Versprechen zu sehen. Stattdessen erlitt die DFB-Elf durch die Tore von David Hancko (42. Minute) und David Strelec (55.) ihre erste Auswärtsniederlage in einem WM-Qualifikationsspiel überhaupt.
In der Gruppe A sind Kapitän Joshua Kimmich und seine Teamkollegen nun den Slowaken hinterher. Schon am Sonntag (20.45 Uhr RTL) in Köln muss gegen Nordirland ein überzeugender Sieg her, sonst könnte sogar das fest eingeplante direkte Ticket für das Mammut-Turnier im kommenden Sommer in Amerika in Gefahr geraten.
Die Liste der Mängel, die der Bundestrainer aus der Slowakei mitbringt, ist umfangreich. In der Defensive unkonzentriert und anfällig für schnelle Gegenangriffe, offensiv ideenlos und ohne Durchschlagskraft. Zum ersten Mal verlor die Nationalmannschaft unter Nagelsmann drei Spiele hintereinander. Die zahlreichen Ausfälle von Jamal Musiala bis Kai Havertz dürfen keine Entschuldigung sein.
Schwaches Debüt von Collins
«Wir müssen unser Niveau abrufen. Der Gegner ist nicht so schlecht, wie viele ihn sehen», sagte Nagelsmann in der ARD. Und seine Warnung sollte sich in erschreckender Weise bewahrheiten. Die deutsche Mannschaft präsentierte sich vor 20.013 Zuschauern völlig von der Rolle, vor allem die Defensive wackelte bedenklich. Dabei erwischte der Frankfurter Debütant Nnamdi Collins rechts in der Viererkette einen ganz schwachen Tag und wurde von seinem Gegenspieler ein ums andere Mal düpiert.
Auch das Angriffsspiel war beeinträchtigt. Die herausragenden Momente des jungen Stars Florian Wirtz blieben begrenzt. Ähnlich wie in Liverpool schien der ehemalige Leverkusener auch im DFB-Trikot gehemmt zu sein. Darüber hinaus war es sein Ballverlust, der den verdienten ersten Gegentreffer einleitete. Selbst die Rückkehr von Joshua Kimmich ins Mittelfeld brachte nicht die erhoffte Stabilität.
Slowaken mit Chancenwucher
Bereits nach 75 Sekunden hatten die Slowaken die große Möglichkeit, in Führung zu gehen, als die beiden Innenverteidiger Lubomir Satka und Milan Skriniar den Ball im Fünfmeterraum nur knapp verfehlten, nachdem Ex-Bundesligaprofi Ondrej Duda hereingegeben hatte.
Und auch die folgenden Top-Chancen gehörten den Gastgebern. Dabei parierte Oliver Baumann, der bis zur Rückkehr von Marc-André ter Stegen die deutsche Nummer eins ist, glänzend gegen Leo Sauer (21.). Die anschließende Ecke setzte Duda an den Außenpfosten (22.), bevor Sauer erneut Collins entwischte und aus spitzem Winkel zum Abschluss kam (23.).
Die geforderte Dominanz von Nagelsmann war gegen die griffigen Slowaken nicht zu erkennen, daher war der Bundestrainer im weißen Polo-Shirt auf der Bank völlig frustriert. Der 38-Jährige hatte sich das ganz anders vorgestellt. Zwar hatte Maximilian Mittelstädt den ersten Torschuss (24.) abgegeben, aber kurz darauf gab es erneut Alarm in der Abwehr. Dieses Mal wurde Antonio Rüdiger von Sauer düpiert, sein Schuss wurde jedoch von Verteidiger-Kollege Jonathan Tah abgeblockt (27.).
Nur eine Torchance in der ersten Halbzeit
In den ersten 45 Minuten hatte Wirtz nach einem starken Ballgewinn des Stuttgarters Angelo Stiller die einzige echte Torchance, doch Martin Dubravka konnte parieren (32.). Ein Treffer hätte den Spielverlauf gegen den Weltranglisten-52. auf den Kopf gestellt. Daher war der Führungstreffer für die Slowaken überfällig. Die Fehlerkette begann bei Wirtz und endete bei dem unglücklichen Rüdiger, als David Strelec und Hancko mit einfachen Mitteln die deutsche Defensive überwanden.
Es war der Tiefpunkt der schwächsten Halbzeit in der Ära Nagelsmann. So konnte es nicht fortgesetzt werden. Der überforderte Collins blieb in der Kabine, während der Leipziger David Raum ins Spiel kam, der jedoch mit Mittelstädt die Seite wechselte. Trotzdem wurde das deutsche Spiel nicht wirklich besser, abgesehen von der Torchance von Leon Goretzka (47.).
Denn das Abwehr-Torso um den überforderten Rüdiger war bedenklich. Ließ Strelec mit einem unplatzierten Schuss das zweite Tor erst noch liegen (54.), machte es der Mann vom FC Middlesbrough eine Minute später besser, als er Rüdiger austanzte und den Ball in den Winkel setzte.
Nagelsmann brachte Nadiem Amiri und Karim Adeyemi als weitere Offensivkräfte, aber auch das hatte keinen Erfolg. Im Sturmzentrum konnte der 85-Millionen-Mann Woltemade keine Durchschlagskraft zeigen. Niclas Füllkrug hätte helfen können, aber der EM-Stürmer musste aufgrund einer Wadenverletzung kurzfristig absagen. Es gab keine echte Drangphase. Der konsternierte Bundestrainer beobachtete die letzten Minuten mit verschränkten Armen.