Die DFB-Auswahl gewinnt trotz Ausfällen dank Undavs Toren und reist gestärkt zum Klassiker gegen Holland in München.
Deutschland verteidigt Tabellenführung in Bosnien-Herzegowina
Pflicht erfüllt, Tabellenführung verteidigt: Dank Deniz Undav und einer über weite Strecken reifen Leistung bleibt die deutsche Nationalmannschaft trotz zahlreicher Ausfälle in der Nations League auf Viertelfinalkurs. Die DFB-Auswahl unter der Leitung von Bundestrainer Julian Nagelsmann ließ sich beim 2:1 (2:0) in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina von den lautstarken Heimfans kaum beeindrucken und reist gestärkt zum Klassiker am Montag (20.45 Uhr/ZDF) in München gegen Erzrivale Holland.
Undav erzielte in der 30. und 36. Minute zwei Tore und brachte Deutschland im fünften Länderspiel in Führung. Erst in der zweiten Halbzeit geriet die neuformierte DFB-Auswahl im rustikalen Stadion Bilino Polje unter Druck, als Altstar Edin Dzeko (70.) den Anschlusstreffer erzielte. Vor der Halbzeit hatte Undavs Teamkollege aus Stuttgart, Ermedin Demirovic, nur die Latte getroffen (35.).
Nagelsmann musste neben dem lange abwesenden Stammtorwart Marc-André ter Stegen auf sechs weitere Profis verzichten, darunter auch die Offensivstars Jamal Musiala, Kai Havertz und Niclas Füllkrug. Der Stuttgarter Torhüter Alexander Nübel und Gladbachs Stürmer Tim Kleindienst feierten daher ihr Länderspieldebüt gleich in der Startelf, während in der zweiten Halbzeit auch der Mainzer Jonathan Burkardt erstmals zum Einsatz kam.
Dominanter Auftritt trotz fünf Veränderungen
«Ich habe keine Sorge, dass wir schlecht spielen», hatte sich Nagelsmann trotz der vielen Ausfälle zuversichtlich gezeigt. Eine Umstellung für das DFB-Team war neben den fünf Veränderungen in der Startelf auch das kleine, altehrwürdige Stadion, das Amateurfußball-Charme hatte.
Nach einem anstrengenden Start hatte das deutsche Team das Spiel jedoch bald unter Kontrolle. Dominant, ruhig und konsequent vor dem Tor sorgten Joshua Kimmich und Co. zunächst für klare Verhältnisse. Die DNA der Mannschaft hatte sich trotz des Fehlens der Offensivkräfte Musiala, Havertz und Füllkrug nicht verändert. Erst in der Schlussphase geriet die DFB-Auswahl nach dem Gegentor ein wenig in Bedrängnis.
In der Defensive gab der EM-Viertelfinalist kaum etwas her. Torhüter Nübel hatte bei seinem DFB-Debüt nicht viel zu tun. Beim Lattenschuss seines Stuttgarter Teamkollegen Demirovic wäre der 28-Jährige, der einen soliden Eindruck hinterließ, jedoch chancenlos gewesen. Auch beim Kopfballtor von Dzeko aus nächster Nähe war ihm kaum etwas vorzuwerfen.
Das Geschehen fand hauptsächlich auf der anderen Seite statt. Nachdem Pascal Groß Mitte der ersten Halbzeit einen ersten Warnschuss auf das Tor von Pauli-Keeper Nikola Vasilj abgegeben hatte (25.), war es kurz darauf passiert. Nach einem Traumpass von Robert Andrich auf seinen Leverkusener Kollegen Florian Wirtz legte der Edeltechniker mustergültig für Undav auf, der seine Torjägerqualitäten bewies.
Kleindienst verpasst Tor bei Länderspiel-Debüt
Kleindienst war nur knapp im Abseits, als er beinahe sein erstes Tor beim Länderspiel-Debüt erzielte. Er integrierte sich gut ins deutsche Team und wurde besonders bei hohen Bällen gesucht.
Undav war für die Tore verantwortlich. Nach einer Vorlage von Maximilian Mittelstädt war der Stuttgarter erneut erfolgreich, nachdem er zuletzt beim 2:2 in den Niederlanden getroffen hatte. Nagelsmann nahm entspannt auf der Bank Platz.
Undav stand auch nach der Pause im Mittelpunkt. Nach zwei weiteren Torchancen (51. und 54.) sorgte der Angreifer für die vermeintliche Vorentscheidung, doch vor seinem Tor stand erneut Kleindienst im Abseits (58.). Auch Rückkehrer Serge Gnabry wurde ein Tor wegen Abseitsstellung aberkannt (68.). Dazu setzte Wirtz den Ball an den Pfosten (60.). Die vergebenen Chancen sollten sich rächen.
Das Team des ehemaligen HSV-Torschützenkönigs Sergej Barbarez, der sein Heimdebüt auf der bosnischen Trainerbank gab, war plötzlich wieder präsent. Nach einer Ecke zeigte Altstar Dzeko seine Klasse und sorgte dafür, dass es in Zenica noch einmal richtig laut wurde.
Möglicherweise hatte Nagelsmann auch ein wenig zu früh das Spiel für weitere Experimente genutzt, als er unter anderem Undav und Andrich vom Platz nahm. Der Mainzer Burkardt kam zu seinen ersten Länderspielminuten, dazu durfte Robin Gosens nach vielen Monaten DFB-Pause wieder ran. Die ganz große Gefahr ging jedoch nicht mehr von den Gastgebern aus.