Ein bekanntes Brennpunkt-Hochhaus in Duisburg gerät erneut in die Schlagzeilen. Der Lieferdienst Picnic beklagt zwei Vorfälle und zieht Konsequenzen.
Picnic beliefert Duisburger Problem-Hochhaus nicht mehr
Der Lebensmittel-Lieferdienst Picnic macht vorerst einen Bogen um ein als «Weißer Riese» bekanntes Brennpunkt-Hochhaus in Duisburg. Der Online-Supermarkt liefert nach eigenen Angaben seit Anfang Mai nicht mehr an die 320 Wohnungen der Anschrift Ottostraße 58-64. Es habe zwei Vorfälle gegeben, «die die Sicherheit unserer Mitarbeitenden beeinträchtigt haben», sagte Picnic-Gründer Frederic Knaudt. Weitere Details nannte er nicht.
«Da die Sicherheit unseres Teams für uns oberste Priorität hat, haben wir die Lieferungen an diese Adresse bis auf weiteres ausgesetzt», sagte Knaudt. Man stehe im Austausch mit der Polizei. Wenn sicherere Zustellungsbedingungen gewährleistet seien, werde man die Belieferung wieder fortsetzen. Zuvor hatte die «WAZ» berichtet.
Laut der Zeitung haben Anwohner beobachtet, wie Jugendliche Lebensmittel aus Picnic-Fahrzeugen gestohlen haben, während die Fahrer im Gebäude waren. Auf Nachfrage wollte Picnic dies nicht bestätigen. Die Duisburger Polizei hat seit Anfang Januar keinen Vorfall in Verbindung mit dem Lieferdienst registriert. Ein Sprecher sagte jedoch, dass dies nicht ausschließt, dass etwas passiert ist. Picnic prüft noch, ob Anzeige erstattet wird, so Knaudt.
DHL stoppte Zustellung vorübergehend
Das Gelände im Westen von Duisburg war bereits mehrmals negativ in den Schlagzeilen. Der Paketdienst DHL hatte im Juli 2024 bekannt gegeben, dass keine Sendungen mehr an dem Hochhaus zugestellt werden – aus Sorge um die Sicherheit der Mitarbeiter. Zusteller waren bedroht worden. Zwei Monate später nahm DHL die Zustellung wieder auf, jedoch nur an zwei Tagen in der Woche und in Begleitung eines Sicherheitsdienstes.
Seit Mitte Februar stellt die Firma Pakete wieder regulär an der Haustür zu – «dort, wo es möglich und vertretbar ist», wie eine Sprecherin sagt. Im Oktober 2024 sei in unmittelbarer Nähe eine Packstation errichtet worden. Diese werde von vielen Kunden genutzt.
Großkontrolle deckt Dutzende Fälle von Sozialbetrug auf
In jüngster Vergangenheit gab es weitere Vorfälle. Ende Oktober führten Ordnungsamt und Polizei eine große Kontrolle in dem Hochhaus durch. Auch Mitarbeiter der Ausländermeldestelle, der Stabsstelle für Sozialleistungsmissbrauch sowie des Jobcenters waren bei der Aktion im «Weißen Riesen» beteiligt.
Etwa 400 Beamte haben laut Stadtangaben Tür zu Tür überprüft, wer tatsächlich dort lebt und wer nur zum Schein gemeldet ist, um Sozialleistungen zu erhalten. Bei der Kontrolle wurden nur knapp 600 der rund 1.400 gemeldeten Bewohner angetroffen. Die Behörden entdeckten einige Dutzend Fälle von vermutetem Kindergeldbetrug. Daraufhin wurden laut Bundesagentur für Arbeit Zahlungen für 59 Kinder eingestellt.
Laut Polizei Duisburg gab es zwischen September 2024 und Anfang Februar dieses Jahres 128 Einsätze und 54 Strafanzeigen an dem Hochhaus. Ein Sprecher sagte, dass dies gemessen an der Zahl der Bewohner nicht besonders auffällig sei.