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Schüsse am Landgericht Bielefeld: Tatverdächtiger auf der Flucht

Polizei sucht weiterhin nach dem mutmaßlichen Täter, der vier Männer verletzte und auf der Flucht ist.

Nach den Schüssen in der Nähe des Landgerichts Bielefeld ermittelt die Polizei zu den Hintergründen.
Foto: Friso Gentsch/dpa

Die Polizei sucht weiterhin nach einem Tatverdächtigen, der nach Schüssen in der Nähe des Landgerichts Bielefeld am Mittwoch flüchtete. Gemäß einer gemeinsamen Mitteilung der Ermittlungsbehörden wurde vom Amtsgericht Bielefeld ein Haftbefehl wegen vierfachen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung erlassen.

Die Polizei gibt aufgrund der laufenden Ermittlungen keine Informationen zu den Personalien des Gesuchten bekannt. Zeugen, die das Tatgeschehen beobachtet haben, werden gebeten, sich bei der Mordkommission am Polizeipräsidium Bielefeld zu melden.

Gemäß Polizei und Staatsanwaltschaft wurden bei den Schüssen, die nach Abschluss eines Prozesstages bezüglich eines Tötungsdelikts an dem ehemaligen Profiboxer Besar Nimani außerhalb des Gerichtsgebäudes abgefeuert wurden, vier Männer verletzt. Die Verletzten sind 23, zweimal 25 und 63 Jahre alt und teilweise Verwandte oder Nahestehende des 34-jährigen Angeklagten. Bei einem der Verletzten leisteten Polizeibeamte vor Ort Erste Hilfe. Der Gesundheitszustand der Angeschossenen ist laut Polizei stabil.

Zwei mögliche Tatverdächtige wurden noch am Tatabend vorläufig festgenommen, wie in der Mitteilung angegeben. Aufgrund mangelnder Beweise wurden die Männer jedoch in der Nacht wieder freigelassen.

Um was geht es bei dem Prozess?

Der nächste Prozesstag ist für Freitag geplant. Am Tag zuvor war unklar, ob die Verhandlung planmäßig stattfinden kann. Die Polizei ist für die Sicherheit rund um das Landgericht und im größten Gerichtssaal verantwortlich. Der erste Verhandlungstag fand Ende Januar statt. Gemäß der Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld haben zwei Männer dem Opfer am 9. März 2024 vor einem Geschäft in der Bielefelder Fußgängerzone aufgelauert und gemäß einem gemeinsamen Tatplan 16 Schüsse abgegeben. Der öffentliche Angriff hatte in der Bevölkerung für Entsetzen gesorgt.

Der 38-jährige ehemalige Sportler, das Opfer, hatte sein Auto in der Nähe geparkt und war zu Fuß in Richtung des späteren Tatorts gegangen. Er wurde von mehreren Kugeln getroffen und verblutete vor Ort. Das Motiv und der Hintergrund sind bis heute unklar. Der 34 Jahre alte Deutsche, der des heimtückischen Mordes angeklagt ist, hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ein anderer Tatverdächtiger ist noch immer auf der Flucht.

Die Verhandlungstage werden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen abgehalten. Polizeibeamte einer Einsatzhundertschaft sichern das Gebäude und den Verhandlungssaal. Vor dem Betreten des Gerichtssaals müssen alle Besucher, Nebenkläger und Medienvertreter durchsucht werden.

Laut einem Gerichtssprecher wurde am zweiten Verhandlungstag ein kleines Messer bei einer Schwester des getöteten Ex-Boxers entdeckt. Es war Teil eines Schlüsselanhängers und in einem Röhrchen steckte eine rund 5 Zentimeter lange Klinge.

Bereits 2013 fielen Schüsse auf Nimani

Im August 2013 wurde bereits auf Nimani geschossen. Der damalige Profiboxer, sein Bruder und ein Freund (32) wurden durch Schüsse aus einer Pistole verletzt. Ein Streit in einem Imbiss in der Bielefelder Innenstadt ging dem voraus. Dabei hatte der 32-Jährige dem späteren Schützen eine Flasche gegen den Kopf geschlagen.

Das Landgericht Bielefeld verurteilte einen damals 45-jährigen Mann aus Bielefeld unter anderem wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu 18 Monaten Haft. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte das Urteil, nachdem die Anwälte der Opfer Revision eingelegt hatten, weil sie von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen waren. Die Richter aber sahen eine Notwehrhandlung des Schützen. Zu Recht, wie der BGH entschied.

dpa