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Anstieg tödlicher Polizeischüsse in Deutschland

Im Jahr 2024 starben bundesweit 22 Menschen durch Schusswaffengebrauch der Polizei, darunter ein 38-Jähriger nach einer Verfolgungsjagd in Grünsfeld.

Ein Mann hatte am 18. Dezember im Stadtteil Geismar nach damaligen Angaben der Ermittler eine Frau grundlos angegriffen und zu Boden geworfen. (Archivbild)
Foto: Swen Pförtner/dpa

Polizeibeamte haben im vergangenen Jahr während ihres Dienstes mehr tödliche Schüsse abgegeben als in den letzten 25 Jahren. Laut einer Auswertung von Polizeiberichten durch die Deutsche Presse-Agentur starben im Jahr 2024 bundesweit 22 Menschen durch den Einsatz von Schusswaffen seitens der Polizei.

Verwüstung durch Baggerfahrt am Silvestertag

Ein 38-Jähriger brachte am Silvesternachmittag in der kleinen fränkischen Stadt Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) einen Bagger in seine Gewalt, rammte Fahrzeuge und Gebäude und verletzte mehrere Polizisten bei einer rund einstündigen Verfolgungsjagd. Der Mann randalierte auf dem Gelände einer Baufirma, bei der er gearbeitet hatte, und bei einem Autohaus, das dem Inhaber der Baufirma gehörte. Schließlich wurde er von der Polizei erschossen.

Die meisten tödlichen Schüsse fielen in Situationen, in denen die Beamten auf Männer oder Frauen trafen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder wegen psychischer Erkrankungen bereits in Behandlung waren. Mehrere der Personen, die bei einem Polizeieinsatz erschossen wurden, führten Messer bei sich.

Mehr als doppelt so viele Tote wie im Jahr zuvor

Laut einer Statistik der Fachzeitschrift «Bürgerrechte & Polizei» wurden im Jahr 1999 insgesamt 19 Menschen von der Polizei getötet. Im Jahr 2023 gab es demzufolge zehn Tote, nach elf Toten im Jahr 2022 und acht Toten im Jahr 2021.

In diesem Jahr sorgte unter anderem der Fall einer 31-Jährigen für Schlagzeilen, die in einem Münchner Supermarkt erschossen wurde. Laut Polizeiangaben hatte die Frau zuvor die Beamten mit einem Messer angegriffen. Die Polizei gab später bekannt, dass sie bereits zuvor auffällig war und dreimal von der Polizei in einer Psychiatrie untergebracht wurde. Die Münchnerin war auch wegen Betäubungsmitteldelikten polizeibekannt.

Im hessischen Schwalmstadt starb eine 20-Jährige. Die Frau ohne festen Wohnsitz soll laut Polizei eine Waffe auf Polizeibeamte gerichtet haben, die einer scharfen Schusswaffe «zum Verwechseln ähnlich» war.

Schreiender Mann hielt Schlüsselbund in der Hand

Ein 34-Jähriger wurde im November in Kamp-Lintfort von drei Kugeln aus einer Polizeiwaffe getroffen. Zwei der Schüsse trafen den Rumpf und führten zum Tod, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Moers nach der Obduktion des Leichnams.

Die Beamten wurden laut Polizeiangaben wegen einer Ruhestörung in das Mehrfamilienhaus gerufen. Es wird berichtet, dass der Mann die Polizisten mit einem Gegenstand angegriffen hat, bis ein Beamter schließlich mit seiner Dienstwaffe auf ihn schoss. Der Gegenstand in seiner Hand soll ein Schlüsselbund gewesen sein, wie es später hieß. Der Mann war zuvor nicht bei den Sicherheitsbehörden aufgefallen.

dpa