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Polizei: Mehr als 100 Opfer von Unternehmer Al Fayed

Er galt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Londoner Geschäftswelt: Mohamed Al Fayed gehörten ein berühmtes Kaufhaus und ein Fußballclub. Schwere Vorwürfe erschüttern sein Erbe.

Seinem Sohn Dodi und dessen Partnerin Diana errichtete Mohamed Al-Fayed ein Denkmal. (Archivbild)
Foto: epa Parsons/epa/dpa

Vor nicht allzu langer Zeit wurde Mohamed Al Fayed als einer der bekanntesten Geschäftsmänner Großbritanniens anerkannt. Ende August 2023 verstarb Al Fayed im Alter von 94 Jahren.

Keine anderthalb Jahre später werden gegen den schillernden und kontroversen Geschäftsmann schwere Vorwürfe sexueller Gewalt erhoben. Bestätigten sich die Angaben, dann handele es sich bei ihm um einen der schwersten Sexualstraftäter des Landes, schrieb die Zeitung «Guardian». 

Beim Fußballclub FC Fulham und dem berühmten Luxuskaufhaus Harrods soll der frühere Besitzer Dutzende Frauen sexuell missbraucht haben. Auch Mitarbeiter anderer Unternehmen von Al Fayed haben sich bei der Polizei gemeldet. Der vermeintliche Zeitraum der Taten erstreckt sich von 1977 bis 2014.

90 Opfer melden sich seit BBC-Bericht

Von insgesamt 111 Opfer berichten die BBC und die Zeitung «Guardian», das jüngste sei 13 Jahre alt. Darunter sind 21 Frauen, die den Unternehmer zwischen 2005 und seinem Tod anzeigten. Seit die BBC im September erstmals Vorwürfe zweier Frauen öffentlich machte, sind der Londoner Polizei zufolge 90 weitere mutmaßliche Opfer hinzugekommen.

Die Metropolitan Police hat mittlerweile neue Ermittlungen aufgenommen. Aussicht auf eine posthume Verurteilung besteht zwar kaum, da gegen Tote keine Strafverfahren eingeleitet werden können. Aber die Met geht nun gegen Menschen vor, die mit Al Fayed in Verbindung stehen. «Die Beamten arbeiten daran, herauszufinden, welche Rolle diese Personen bei der Unterstützung und Ermöglichung von Al Fayeds Straftaten gespielt haben könnten», teilte die Behörde mit. Angeblich handelt es sich um fünf Personen.

«Wie konnte er davonkommen?»

Das Ausmaß des Falls «wirft drängende Fragen darüber auf, wie er mit seinen Verbrechen davonkommen konnte», schrieb der «Guardian». Schon werden Vergleiche zum Skandal um den US-Milliardär Jeffrey Epstein gezogen, der Einfluss, Reichtum und Macht nutzte, um junge Frauen zu missbrauchen. 

Anders als Epstein aber wurde Al Fayed nie angeklagt. Laut BBC einigte er sich in einigen Fällen außergerichtlich mit mutmaßlichen Opfern. Der «Guardian» schrieb, korrupte Polizisten hätten Al Fayed geholfen, Vorwürfe von ehemaligen Mitarbeiterinnen abzuwehren. 

«Wie diese Angelegenheit so lange und auf so viele Arten verheimlicht werden konnte, wirft weitere beunruhigende Fragen auf», sagte auch Al Fayeds Sohn Omar in einer ersten Reaktion Ende September. Er zeigte sich «entsetzt und zutiefst empört». Die heutigen Eigentümer von Harrods und Fulham distanzierten sich von Mohamed Al Fayed und versprachen, zur Aufklärung beizutragen.

In Deutschland war der Geschäftsmann hauptsächlich bekannt für die Beziehung seines ältesten Sohnes Dodi Al Fayed mit Prinzessin Diana, der Ex-Frau von König Charles III. und Mutter des aktuellen Thronfolgers Prinz William. Das Paar starb am 31. August 1997 bei einem Autounfall in Paris. Zu Mohamed Al Fayeds Imperium gehörte auch das Hotel Ritz in der französischen Hauptstadt, von dem Diana und Dodi zu ihrer letzten Fahrt aufbrachen.

Er wurde in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria geboren und war seit den 1960er Jahren hauptsächlich in Großbritannien tätig. In den 1980er Jahren erlangte er durch den Erwerb des legendären Luxuskaufhauses Harrods in London Bekanntheit, das er nach 26 Jahren an die katarische Herrscherfamilie verkaufte.

Al Fayed zeigte sich gerne in der Öffentlichkeit mit den Reichen und Mächtigen und begann, sich zunehmend in die britische Politik einzumischen. Eine schwere Niederlage erlitt er jedoch, als ihm die Regierung aufgrund seines zweifelhaften Charakters die britische Staatsbürgerschaft verweigerte.

dpa