Die Zahl der tödlichen Schüsse durch Polizeibeamte hat in diesem Jahr deutlich zugenommen, vor allem in Fällen von psychischen Ausnahmesituationen und bewaffneten Angreifern.
Anstieg tödlicher Polizeischüsse in Deutschland
Polizeibeamte haben in diesem Jahr während ihres Dienstes deutlich mehr tödliche Schüsse abgegeben als in den Vorjahren. Laut einer Auswertung von Polizeiberichten durch die Deutsche Presse-Agentur sind seit Januar bundesweit 17 Menschen bei Schusswaffengebrauch durch die Polizei ums Leben gekommen. Einer von ihnen war der 18-jährige Österreicher, der am 5. September auf das israelische Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum in München geschossen hatte, bevor er von der Polizei getötet wurde.
In den meisten anderen Fällen fielen die tödlichen Schüsse in Situationen, in denen die Beamten auf Männer oder Frauen trafen, die sich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder wegen psychischer Erkrankungen bereits in Behandlung waren. Mehrere der Menschen, die bei einem Polizeieinsatz erschossen wurden, führten Messer bei sich.
Laut einer Statistik der Fachzeitschrift «Bürgerrechte & Polizei» gab es letztmalig 1999 eine so hohe Zahl von Menschen, die von der Polizei erschossen wurden. Damals starben im gesamten Jahr 19 Menschen. Im Jahr 2023 gab es demzufolge zehn Tote, nach elf Toten im Jahr 2022 und acht Toten im Jahr 2021.
Frau in Münchner Supermarkt erschossen
In diesem Jahr machte unter anderem der Fall einer 31-Jährigen Schlagzeilen, die in einem Münchner Supermarkt erschossen wurde. Die Polizei gab später bekannt, dass sie bereits zuvor auffällig war und dreimal von der Polizei in eine Psychiatrie gebracht wurde. Die Münchnerin war auch polizeibekannt wegen Betäubungsmitteldelikten.
Im hessischen Schwalmstadt starb eine 20-Jährige am vergangenen Donnerstag. Die Frau ohne festen Wohnsitz soll laut Polizei eine Waffe auf Polizeibeamte gerichtet haben, die einer scharfen Schusswaffe «zum Verwechseln ähnlich» war.
Polizei-Gewerkschaft verweist auf Anstieg von Gewaltkriminalität
«Die Gewaltkriminalität in der Gesellschaft hat zugenommen», erklärt der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, die gestiegene Zahl der Einsätze mit tödlichem Ausgang. Kriminologen sei bekannt, dass sich diese Entwicklung auch negativ auf gewaltsame Angriffe auf polizeiliche Einsatzkräfte auswirke. Vor diesem Hintergrund seien Polizistinnen und Polizisten gezwungen, «in eskalierenden Einsatzsituationen konsequent den Angriff zu unterbinden».