2019 wurde eine Frau in NRW mit einem Revolver erschossen, die es nicht geben durfte. Die Waffe hätte im Auftrag der Polizei längst eingeschmolzen sein sollen. Führt eine Spur ins bayerische LKA?
Polizisten unter Hehlerverdacht – Ging Revolver an Mörder?
Während der Ermittlungen gegen bayerische LKA-Beamte, die unter dem Verdacht des Hehlens stehen, untersucht das Münchner Polizeipräsidium eine mögliche Verbindung zu einem aufsehenerregenden Mord an einer jungen Frau in Nordrhein-Westfalen. Am 26. April 2019 wurde in Neuss das Opfer mit einem Revolver erschossen, der aus einer Verwahrstelle des bayerischen Landeskriminalamts für beschlagnahmte Waffen stammte und eigentlich bereits im Jahr 2018 hätte eingeschmolzen werden sollen. Dies wurde von einem Sprecher des Polizeipräsidiums der bayerischen Landeshauptstadt bestätigt, nachdem zuvor mehrere Medien darüber berichtet hatten.
Vorwürfe gegen drei Polizisten
Am Freitag hat das Präsidium die Untersuchungen gegen zwei noch aktive und einen bereits pensionierten Beamten bekannt gegeben, die in der Zentralen Waffenverwertung des LKA tätig waren. Es wird ihnen vorgeworfen, Gegenstände, die dort aufbewahrt wurden, unterschlagen und verkauft zu haben. Der strafrechtliche Vorwurf lautet auf Verdacht des Verwahrungsbruchs – gemäß Paragraf 133 des Strafgesetzbuchs. Ermittlungen werden auch gegen zwei weitere Verdächtige geführt, die Waffen angekauft und weiterverkauft haben sollen.
Eine dieser Waffen war also ein registrierter Revolver, der in der Münchner LKA-Verwahrstelle spurlos verschwunden war. Die Waffe sollte eigentlich im Jahr 2018 in einem Stahlwerk in Meitingen eingeschmolzen werden, wie der Sprecher des Münchner Polizeipräsidiums mitteilte. Um die Neutralität des Verfahrens sicherzustellen, ermittelt in diesem Fall nicht das LKA selbst, sondern das Polizeipräsidium.
Junge Frau im Blumenladen erschossen
Zur Identität des Mörders in NRW machte die Münchner Polizei keine Angaben, doch hatte der Fall 2019 Schlagzeilen gemacht. Damals hatte ein ehemaliger Kandidat der Talentshow «Deutschland sucht den Superstar» seine vor ihm fliehende Ex-Freundin in Neuss bis in einen Blumenladen verfolgt und mit vier Schüssen getötet. Die 27-Jährige setzte vor ihrem Tod noch einen Notruf an die Polizei ab: «Mein Ex-Freund hat eine Pistole». Der Mann hatte sich anschließend auf ein Bahngleis gelegt, um sich das Leben zu nehmen – verlor jedoch nur beide Beine und überlebte schwerst verletzt. Im Dezember 2019 war er dann zu lebenslanger Haft verurteilt worden, die Anklagevorwürfe bestritt er bis zum Schluss.
Wie kam der Mörder an den Revolver?
Es wird nun untersucht, wie der Revolver aus der Münchner LKA-Verwahrstelle seinen Weg zum Mörder gefunden hat. Die Staatsanwaltschaft München I hatte bereits von 2019 bis 2021 untersucht, wer die Waffe gestohlen haben könnte, jedoch keinen Verdächtigen identifizieren können. Der Fall wurde im Jahr 2023 neu aufgerollt, nachdem neue Hinweise eingegangen waren.
LKA-Präsident Norbert Radmacher hat die Vorfälle bedauert. Die Waffenverwertung des LKA wurde vorübergehend geschlossen, das Team, das für diesen Bereich zuständig ist, soll komplett neu aufgebaut werden.