Tempo, Rotlicht, Abstand, Gurt und Handy am Steuer: Frankreichs Radarfallen sollen künftig viele Verstöße zugleich erfassen. Der Automobilklub glaubt, dass es nicht nur um Verkehrssicherheit geht.
Protest gegen neue Super-Radarfallen in Frankreich
Die Ankündigung, dass ein Teil der rund 4.000 Radarfallen in Frankreich künftig auch den Abstand, die Gurtpflicht und das Handyverbot am Steuer überwachen soll, sorgt für Aufregung bei Autofahrern. Medien stießen auf den Plan, die Zahl der fest installierten Radarfallen auf 4.160 zu erhöhen und mehrere Hundert der Blitzer zu befähigen, neben Tempo- und Rotlichtverstößen auch weitere Verstöße automatisch zu ahnden, in einem Anhang der Haushaltsplanung 2025.
Radargeräte der neuesten Generation könnten mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisiert weitere Verstöße erfassen, wie der Sender France Info aus den Regierungsplänen zitierte. Im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr sind 46,3 Millionen Euro für die Erweiterung der automatisierten Kontrollen vorgesehen, sowohl für die Wartung der bestehenden als auch für den Kauf neuer Radarfallen.
Automobilklub unterstellt staatliche Abzocke
Sturm dagegen läuft bereits der französische Automobilklub «40 Millions d’automobilistes», der vor allem eine großangelegte staatliche Abzocke hinter den Plänen vermutet. «Die neuen Radargeräte haben keine echten Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, sondern dienen lediglich der Verfolgung größerer finanzieller Interessen», erklärte der Automobilklub. Die Regierung rechne bereits jetzt mit zahlreichen Bußgeldbescheiden, denn im Haushaltsgesetzentwurf für 2025 heiße es, dass «die Ausgaben für Druck und Porto für die Erstellung und den Versand von Bußgeldbescheiden steigen werden».
Autofahrerinnen und Autofahrer in Frankreich, die sich nicht an die Regeln halten, könnten mit den hochgerüsteten Radarfallen unangenehme und teure Konsequenzen erleben. Diese sollen nämlich alle Verstöße auf einmal ahnden können. Wer also mit dem Handy am Ohr zu schnell und zu dicht hinter seinem Vordermann fährt, dem droht möglicherweise dreimal die Standardstrafe von 135 Euro.
Mehr Sicherheit bei Tempokontrollen durch Polizeistreifen?
Der Automobilklub kritisiert insbesondere die automatisierte Bestrafung von Autofahrern. Effektiver für die Verhinderung von gefährlichem Fahrverhalten wäre es, wenn die Polizei wieder mehr eigenständig vor Ort kontrollieren würde.
Im Land der Revolte und des Protests sind die Radarfallen auch immer Zielscheibe der Zerstörung, nicht nur von geblitzten Fahrern. Besonders groß ist die Zerstörungswut, wenn sich große landesweite Proteste gegen die Regierung richten, wie zum Beispiel bei der Rentenreform 2023. Während der Gelbwestenproteste 2019 wurden drei Viertel aller Radarfallen von Demonstranten zerstört.