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Protest gegen reiche Ausländer auf Mallorca – «Zur Hölle»

Der Unmut über Massentourismus und «reiche Ausländer» als Preistreiber ebbt auf Mallorca auch in der Nebensaison nicht ab. Die erste größere Protestaktion des Jahres sorgt auf der Insel für Aufsehen.

Die sogenannten Osborne-Stiere gelten in Spanien als Kult und als Wahrzeichen des Landes. (Foto aktuell)
Foto: Clara Margais/dpa

Eine Protestaktion gegen «reiche Ausländer» als mutmaßliche Preistreiber auf dem angespannten Wohnungsmarkt sorgt auf Mallorca für Aufsehen. Aktivisten der spanischen Urlaubsinsel besprühten die riesige Kultfigur eines Stieres mit der Aufschrift: «Rich Foreign Property Buyers – Go To Hell» («Reiche ausländische Immobilienkäufer – fahrt zur Hölle»).

Die Fotos der großen roten Buchstaben auf dem fast 15 Meter hohen Osborne-Stier an der Straße zwischen Palma und Manacor verbreiteten sich schnell in den sozialen Medien. Auch die Medien auf der Mittelmeerinsel und in anderen Regionen des Landes kommentierten die Aktion ausführlich.

Das Graffiti zeige den wachsenden Unmut der Bevölkerung über den Immobilienboom, der zunehmend Einheimische aus dem Wohnungsmarkt verdränge, schrieb das «Mallorca Magazin». Die «Mallorca Zeitung» sprach von einer «unmissverständlichen Botschaft». Lobend reagierte unter anderem die Bürgerinitiative SOS Residents, die sich als Aktionsgruppe von Menschen bezeichnet, «die über die Auswirkungen des Massentourismus auf unser Territorium besorgt sind». 

Die Osborne-Stiere wurden in den 1950er-Jahren als Werbung für eine Brandy-Marke an verschiedenen Orten in Spanien, hauptsächlich an Fernstraßen, aufgestellt. Einige wurden später entfernt. Die etwa 90 verbliebenen Exemplare sind mittlerweile als Kult und eines der Wahrzeichen des Landes anerkannt.

Die Besucherzahlen wachsen rapide – aber auch der Unmut 

Nicht nur auf Mallorca, sondern auch in anderen spanischen Urlaubszielen wie Barcelona, Málaga oder den Kanarischen Inseln führen steigende Besucherzahlen und der Kauf von Ferienwohnungen durch Ausländer zu wachsendem Unmut. Im vergangenen Jahr gab es zahlreiche Proteste, bei denen Touristen beleidigt und mit Wasserpistolen bespritzt wurden. Verschiedene Organisationen haben für den 5. April zu Protestdemonstrationen gegen die Wohnungsnot im ganzen Land aufgerufen.

Protest-Graffitis, die sich gegen die Auswüchse des Massentourismus richten, sind zunehmend auf den Straßen zu sehen. Besonders die Wohnungsnot, die hauptsächlich auf die Zunahme der Anzahl von Ferienwohnungen zurückgeführt wird, sorgt für Ärger bei den Einheimischen – aber auch die Touristen werden für höhere Preise in Restaurants, Staus, Lärm und Schmutz verantwortlich gemacht.

Fast 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Spanien stammen aus dem Tourismus. In einigen Regionen ist der Anteil sogar noch höher. Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln liegt er beispielsweise bei rund 35 Prozent.

dpa