Zwei Kinder liegen erschlagen im Bett. Hat die Mutter im Wahn gehandelt? Darum geht es bei einem Prozess in Oberbayern, der erschütternde Details öffentlich macht.
Prozess wegen Doppelmord an Kindern – war es Tat im Wahn?

Zwei Geschwister wurden in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag 2024 im Bett erschlagen und blutüberströmt aufgefunden – wurden sie von ihrer Mutter im Wahn getötet? Diese Frage wird nun vor dem Landgericht Traunstein untersucht. Die Staatsanwaltschaft wirft der 39-jährigen Frau Mord im Zustand der Schuldunfähigkeit aufgrund einer paranoiden wahnhaften Störung vor. Der Prozess ist äußerst belastend, Tränen fließen immer wieder, sowohl bei Zeugen als auch beim Vater der Kinder, der als Nebenkläger auftritt. Auch die Angeklagte wirkt sehr angespannt und weint zwischendurch.
Zeugen schildern die Frau als psychisch instabil und mit vielen Ängsten und Problemen, auch Alkohol war zeitweise im Spiel. Ihren Kindern war sie demnach aber eine fürsorgliche und liebevolle Mutter. Mit dem Vater kam sie 2014 zusammen – eine Beziehung mit schönen Seiten, aber auch mit sehr vielen Konflikten, wie der 44-Jährige erklärte. Sie sei eine «Person der Extreme» gewesen. Im Dezember 2023 habe er sich von ihr getrennt.
Letztes Telefonat zwischen Kindern und Vater an Heiligabend
Die Situation soll sich laut Aussagen mehrerer Zeugen mehrere Monate später zugespitzt haben. Es wurde berichtet, dass der Sechsjährige in seinem Kindergarten missbraucht worden sei. Der Vater erklärte, dass er diese Bedenken ernst genommen habe. Allerdings hatten auch andere den Eindruck, dass die Anschuldigungen immer unglaubwürdiger wurden. Am Heiligabend soll er zum letzten Mal mit seiner Tochter und seinem Sohn gesprochen haben, die den Tag mit ihrer Mutter verbrachten. Er habe mit ihnen telefoniert und auch die 39-Jährige habe bei dem Gespräch ruhig und angenehm gewirkt.
Stunden später mitten in der Nacht rief sie dann einen Arbeitskollegen an und bat ihn, zu kommen. Er habe sich Sorgen gemacht und sei zu ihr gefahren, sagte der Mann im Prozess. Über die offene Terrassentür sei er ins Haus gelangt. Im Schlafzimmer habe sie in sich zusammengesunken auf der Bettkante gesessen, dahinter hätten die Kinder gelegen, «erschlagen, alles blutverspritzt». Der Erzieher alarmierte die Polizei, Rettungskräfte versorgten die 39-Jährige, so dass sie wieder zu sich kam. Ein Polizist berichtete von einer blutverschmierten Axt, die in einer Ecke gestanden habe.
Es handelt sich um ein Sicherungsverfahren, bei dem es um die Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses geht. Obwohl es keine Anklage wie in einem herkömmlichen Strafverfahren gibt, sondern eine Antragsschrift, wird ein solcher Fall vor Gericht verhandelt.