Das, was in dem kleinen Thüringer Ort passiert sein soll, klingt wie ein Alptraum: Ein Mann und eine Frau sollen eine junge Frau entführt und tagelang unter furchtbaren Bedingungen festgehalten haben.
Prozessstart: Junge Frau entführt und in Holzkiste gesperrt?

Die Anschuldigungen klingen unglaublich und beziehen sich auf sexualisierte Gewalt mit esoterischen Elementen: Ein Mann und eine Frau sollen eine junge Frau betäubt, entführt und in einer Scheune in einer kleinen Gemeinde in Thüringen mehrere Tage lang gefangen gehalten haben. Schließlich sollen Polizisten die damals 19-jährige Vermisste in einem schrecklichen Zustand nackt in einer kleinen Holzkiste eingesperrt entdeckt und befreit haben.
Bei der Anklageverlesung zum Beginn des Prozesses gegen die beiden Angeklagten am Landgericht Erfurt wurden zusätzliche Details zu dem Fall bekannt gegeben, der selbst erfahrene Juristen überrascht.
«Positive Energie» durch Sex mit dem Angeklagten
Demnach sollen der 53-Jährige und die 56-Jährige die junge Frau aus Nordthüringen schon ein Jahr zuvor kennengelernt und eine sexuelle Beziehung mit ihr begonnen haben. Der jungen Frau soll laut Anklage suggeriert worden sein, dass sie verhindern müsse, dass der Angeklagte stirbt, in dem sie diesem durch Sex mit ihm «positive Energie» geben solle.
In der Zwischenzeit soll die 19-Jährige den Kontakt zu den beiden abgebrochen und sie etwa auf Social Media-Kanälen blockiert haben. Nachdem sie den Kontakt wieder zugelassen hatte, trafen sich die drei im Juli dieses Jahres. Während einer Autofahrt soll die Angeklagte die junge Frau wahrscheinlich mit einem Schlafmittel betäubt haben. Der 53-Jährige soll sie dann auf sein Grundstück mit Scheune in der kleinen Gemeinde im Landkreis Sömmerda gefahren haben.
In abgeschirmten Zwischenboden angekettet
In der Scheune soll die 19-Jährige dann zunächst in einen mit OSB-Platten verkleideten und abgeschirmten Zwischenboden gesperrt und mit Kabelbinder gefesselt worden sein. Nur mit einem Shirt und BH bekleidet soll sie auf einen Toilettenstuhl gefesselt und ihr ein Halsband mit Kette angelegt worden sein. Der Angeklagte habe ihr erklärt, dass eine «Organisation» entscheiden werde, wie lange sie dort sitzen solle. Laut Anklage ging es dem Mann darum, wieder Sex mit der Frau zu haben.
Fluchtversuch scheiterte
„Zwischenzeitlich hat es der jungen Frau zwar gelungen, sich von den Fesseln zu befreien. Ihr Fluchtversuch war jedoch erfolglos, und der Angeklagte sperrte sie in den Kofferraum eines in der Scheune geparkten Autos. Während des Vorfalls soll die Frau mindestens zwei weitere Male betäubt worden sein. Der Angeklagte soll gedroht haben, sie lebendig zu verbrennen und sie geknebelt haben.“
Nackt und kauernd in kleine Holzkiste gesperrt
Schließlich soll er die 19-Jährige nackt in eine Holzkiste mit den Maßen 80 mal 50 mal 70 Zentimeter gesperrt, diese verschlossen und mit Gegenständen beschwert haben, so der Vorwurf. Dabei soll der Angeklagte zumindest in Kauf genommen haben, dass die Frau aufgrund der gekrümmten Position in der kleinen Kiste Atemprobleme entwickelte. Diese hätten zumindest zu einer potenziellen Lebensgefahr führen können.
Die 19-Jährige war dehydriert und hysterisch, als die Polizisten sie aus der Kiste befreiten, in der sie einige Tage zuvor als vermisst gemeldet worden war. Sie hatte Hautabschürfungen und Hämatome. Aufgrund der Ereignisse leidet sie nun unter Alpträumen und Schlafstörungen.
Gemeinschaftliche Geiselnahme angeklagt
Der 53-Jährige und die 56-Jährige sind unter anderem wegen gemeinschaftlicher Geiselnahme in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Beide befinden sich seit Sommer in Untersuchungshaft. Der Verteidiger des Mannes hat angekündigt, dass sein Mandant beim nächsten Verhandlungstermin persönliche Angaben machen und sich zur Sache äußern wird. Bis Februar sind Verhandlungstage geplant.








