Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Reanimation: Ersthelfer könnten 10.000 Leben im Jahr retten

Mehr als jeder Dritte zögert im Notfall, Bewusstlose wiederzubeleben. Regelmäßige Trainings und andere Maßnahmen könnten deshalb viele Leben retten. Denn die ersten vier Minuten entscheiden.

Artikel hören

Schnelle Erste Hilfe kann Leben retten - regelmäßiges Üben hilft, sich sicher zu fühlen. (Symbolbild)
Foto: Jens Kalaene/dpa

Laut einer Studie der ADAC Stiftung aus München könnten in Deutschland bis zu 10.000 Menschen pro Jahr gerettet werden, wenn ihnen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand schnell Erste Hilfe geleistet würde. Bisher überleben nur etwa elf Prozent der Betroffenen außerhalb von Krankenhäusern einen Herzstillstand. Die Studienautoren betonen jedoch, dass dies nicht so bleiben muss.

Konkrete Maßnahmen könnten Leben retten

Wenn beispielsweise an Schulen ein verpflichtendes Reanimationstraining eingeführt würde, es Anreize für regelmäßige Schulungsangebote für Erwachsene gäbe, die Telefonreanimation durch die Leitstellen gesetzlich vorgeschrieben würde, könnten viele Leben gerettet werden. Ein nationales Register sollte Standorte von Defibrillatoren erfassen und diese entsprechend verteilen. Zudem sollten Apps entwickelt und finanziert werden, die qualifizierte Ersthelfer bei Notfällen in ihrer Umgebung alarmieren. Die Experten schlagen außerdem vor, das Ehrenamt in First-Responder-Strukturen gezielt zu fördern.

Die Studie zeigt, dass viele Menschen bisher nicht selbstbewusst genug sind, um zu drücken und Atem zu spenden, wenn jemand neben ihnen leblos zusammenbricht. Aber schon nach vier Minuten ohne Reanimation steigt das Risiko von irreversiblen Hirnschäden rapide an. Der Rettungsdienst benötigt im Durchschnitt jedoch sieben Minuten bis zum Eintreffen, auf dem Land manchmal deutlich länger – zusätzlich zur Zeit für den Notruf.

Mehr als jeder Dritte traut sich nicht zu, Hilfe zu leisten

Zugleich verfügen rund 75 Prozent der Bevölkerung über keine aktuellen Reanimationskenntnisse, wie eine repräsentative Umfrage ergab. 37 Prozent trauen sich im Ernstfall keine Hilfe zu. Und drei Viertel der Bevölkerung fühlen sich bei der Bedienung eines Defibrillators unsicher, wie aus dem «Monitor Reanimation 2025» hervorgeht, den die ADAC Stiftung anlässlich der anstehenden «Woche der Wiederbelebung» nun vorlegt. 

Bislang ist der Reanimationsunterricht nur in zwei Bundesländern, in Hessen und dem Saarland, an Schulen verpflichtend – obwohl 80 Prozent der Bürger dies unterstützen. Auch die Telefonreanimation, bei der Leitstellen die Anrufenden Schritt für Schritt anleiten, wird bisher nicht konsequent umgesetzt. Ersthelfer-Apps decken nur die Hälfte Deutschlands ab, zudem gibt es Uneinheitlichkeiten bei ihrer Finanzierung und den technischen Standards. Defibrillatoren sind zwar lebensrettend, jedoch ungleichmäßig verteilt und ihr Standort ist nicht zentral erfasst.

Jeder neunte Laie hat schon eine Reanimation durchgeführt

«Wer im Ernstfall handelt, gibt nicht nur einem Menschen eine zweite Chance, sondern macht unsere Gemeinschaft stärker», betont die Vorständin der ADAC Stiftung, Christina Tillmann. Ziel sei daher eine «Kultur der Wiederbelebung» – ein gesellschaftliches Selbstverständnis, im Notfall sofort zu helfen. In Deutschland erleiden etwa 136.000 Menschen jährlich einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand, im vergangenen Jahr wurden knapp 70.000 außerhalb einer Klinik reanimiert. Die Wahrscheinlichkeit, helfen zu müssen, ist also nicht gering. Und tatsächlich gaben neun Prozent der befragten Laien an, bereits mindestens einmal in ihrem Leben jemanden reanimiert zu haben.

dpa