Rheinmetall besucht zwei VW-Werke – darunter das Werk Osnabrück. Geplant ist offenbar, Militärfahrzeuge statt Autos zu bauen. Deutschland diskutiert über ein neues Industriezeitalter.
Rheinmetall VW Werk Osnabrück: Rüstungsriese plant Panzer-Produktion in VW-Fabriken
Rheinmetall will im VW Werk Osnabrück und in Zwickau Militärfahrzeuge bauen – kommt jetzt die Umrüstung?
Rheinmetall VW Werk Osnabrück – diese Kombination sorgt aktuell für hitzige Diskussionen. Der Rüstungskonzern Rheinmetall prüft, ob künftig in Volkswagen-Werken wie Osnabrück oder Zwickau Militärfahrzeuge gebaut werden könnten.
Nach Angaben mehrerer Medien – darunter der NDR und das Handelsblatt – war Rheinmetall-CEO Armin Papperger persönlich in Osnabrück und hat sich das Werk angeschaut. Auch das VW Werk in Zwickau wurde besucht.
Warum interessiert sich Rheinmetall für das VW Werk Osnabrück?
Die Antwort ist klar: Beide Standorte verfügen über moderne Hallen, gut ausgebildete Fachkräfte und logistische Vorteile.
💬 „Das Werk Osnabrück ist hervorragend geeignet für die Produktion militärischer Fahrzeuge“, so Papperger. Die Fertigungsanlagen, die bisher für Karosserie- und Teilebau genutzt werden, könnten für Transportfahrzeuge, Unterstützungsfahrzeuge oder gar Panzer angepasst werden.
Neue Jobs statt Kurzarbeit?
VW kämpft in Zwickau und Osnabrück derzeit mit Produktionsrückgängen, insbesondere bei E-Autos. In beiden Werken droht Kurzarbeit. Die mögliche Kooperation mit Rheinmetall könnte Arbeitsplätze sichern oder sogar neue schaffen.
Das sieht auch die Landespolitik so. News38 und az-online.de berichten über interne Gespräche, in denen es bereits um logistische Details gehen soll.
Kritik an Panzerplänen bei Volkswagen
Doch der Plan hat auch Gegner. Friedensinitiativen und Gewerkschaften warnen vor einer schleichenden Militarisierung deutscher Industrie. Das VW Werk Osnabrück, so Kritiker, stehe für Mobilität und Nachhaltigkeit – nicht für Kriegstechnologie.
Rheinmetall und VW betonen bislang, dass noch keine Entscheidungen getroffen wurden. Es gehe lediglich um eine Prüfung der Optionen.
Fazit: Neue Ära der Industriepolitik?
Dass ein Unternehmen wie Rheinmetall öffentlich über die Nutzung von VW-Werken für Panzerbau nachdenkt, zeigt, wie stark sich die geopolitische Lage auf die deutsche Industrie auswirkt. Die Debatte um das Rheinmetall VW Werk Osnabrück ist damit auch eine Debatte um die Zukunft der deutschen Wirtschaft.
Fakten-Check: Volkswagens Geschichte mit Kriegsfahrzeugen
Die aktuelle Diskussion um eine mögliche Panzerproduktion im VW Werk Osnabrück oder in Zwickau erinnert an ein dunkles Kapitel in der Unternehmensgeschichte: Volkswagen hat bereits während des Zweiten Weltkriegs Militärfahrzeuge gefertigt.
Gründung im Nationalsozialismus:
Volkswagen wurde 1937 als „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH“ gegründet – eine NSDAP-nahe Organisation, die ursprünglich den „Kraft-durch-Freude-Wagen“ (später VW Käfer) für das Volk bauen sollte.
Rüstungsproduktion im Zweiten Weltkrieg:
Ab 1939 wurde die zivile Produktion eingestellt, das Werk in Wolfsburg produzierte fortan militärische Fahrzeuge für die Wehrmacht, darunter:
• VW Typ 82 Kübelwagen – ein leichtes Mehrzweckfahrzeug
• VW Typ 166 Schwimmwagen – ein amphibisches Militärfahrzeug
• Komponenten für Flugzeuge und andere Wehrmachts-Fahrzeuge
Zwangsarbeit im Werk:
Ein besonders dunkles Kapitel: In den Kriegsjahren wurden im VW-Werk rund 20.000 Zwangsarbeiter, darunter KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene, unter menschenunwürdigen Bedingungen beschäftigt.
Aufarbeitung und Entschädigung:
Erst in den 1990er-Jahren begann VW mit einer umfassenden historischen Aufarbeitung. Das Unternehmen beteiligte sich an Entschädigungsfonds und gründete 1998 die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft mit.
Heutige Positionierung:
Seit dem Krieg betonte Volkswagen stets seine zivile Ausrichtung – die Produktion von Rüstungsgütern wurde konsequent abgelehnt. Die aktuellen Überlegungen zur Kooperation mit Rheinmetall würden somit eine historische Wende darstellen.